Microsoft und Warner verewigen Superman in Quarzglas
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Microsoft und Warner verewigen Superman in Quarzglas

Martin Jud
5.11.2019

Dieses Speichermedium könnte dank einer Lebensdauer von geschätzten 100 Millionen Jahren wohl selbst die Menschheit überleben. Dank Microsoft und Warner können sich allfällige Ausserirdische der sehr fernen Zukunft Superman aus dem Jahr 1978 ansehen.

Quarzglas bietet beste Voraussetzungen, um als Datenspeicher genutzt zu werden. Es ist gegenüber Chemikalien unempfindlich, hitzebeständig und wasserfest. Auch können ihm elektromagnetische Strahlungen oder Sonnenstürme nichts anhaben. Schätzungsweise soll ein auf Quarz basierender Speicher 100 Millionen Jahre halten.

Das haben schon diverse Firmen festgestellt – unter anderem entwickelte der Hightech-Konzern Hitachi 2012 ein 2 x 2 cm grosses und 2 mm dickes Quarzglas-Blättchen, das mit vier Speicher-Schichten aus laserbeschriebenen Punkten auf ungefähr dieselbe Datendichte pro Fläche kommt wie eine CD. Damals betonte Hitachi, dass künftig problemlos weitere Speicherschichten hinzugefügt werden können.

Anfang 2016 gelang es Wissenschaftler des Optoelectronics Research Centre der Universität Southampton ein dünnes, münzengrosses Quarzblättchen mit einer Datenmenge von 360 Terabyte zu beschreiben. Dafür schreibt ein Laser 5 Mikrometer grosse Punkte in drei Schichten. Gemäss damaligen Publikationen soll Quarz sogar noch beständiger sein – ganze 13.8 Milliarden Jahre soll das Blättchen selbst bei einer Umgebungstemperatur von 190°C bestehen.

Superman in Glas verewigt

Nun kommt Microsoft mit derselben Idee und rührt gemeinsam mit Warner Bros. die Werbetrommel. Sie haben den Superman-Film in Quarz verewigt. Das macht durchaus Sinn, denn immerhin handelt es sich bei einem auf Quarz basierenden Speicher um Read Only Memory respektive kann er nur einmal beschrieben werden. Somit ist er gemeinsam mit den beständigen Eigenschaften bestens für die Archivierung von grossen Datenmengen wie Filme geeignet. Allerdings ist Microsoft bei der Angabe zur Lebensdauer des Mediums Quarz etwas vorsichtiger und spricht von einer Beständigkeit von über 1000 Jahren.

Beim von Microsoft intern «Silica» genannten Projekt handelt es sich um ein Quarzglas mit einer Grösse von 75 x 75 x 2 mm. Dieses wird mit Hilfe eines Femtosekundenlasers im LASIK-Verfahren, das auch bei Augenoperationen zur Anwendung kommt, beschrieben. Dabei werden sogenannte Voxel ins Glas gelasert. Voxel sind eine Art 3D-Pixel, und jeder Voxel ist einzigartig. Gelesen werden die Daten durch maschinelle Lernalgorithmen, welche die Muster der Voxel dekodieren. Auf ein Stück Quarz mit 2 mm Dicke sollen gemäss Microsoft bis 100 Schichten an Voxel passen. Wie gross die Datenmenge des Silica-Speichers ist, verrät Microsoft leider nicht.

Ob und wann erste Quarzglas-Speichermedien zum Kauf angeboten werden, kann aus heutiger Sicht nur der Blick in eine (Quarz-) Glaskugel verraten. Doch klar ist, dass sich die Technologie trotz den Fortschritten durch Microsoft noch immer in den Kinderschuhen befindet.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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