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«Horizon: Forbidden West»
Meinung

5 Jahre Playstation 5: the Good, the Bad, the Ugly

Zwischen technischer Exzellenz und kreativer Ermüdung. Eine kritische Würdigung der Playstation 5 zu ihrem fünften Geburtstag.

Die Anzahl grauer Haare auf meinem Kopf und die tote Monstera-Pflanze in meinem Wohnzimmer machen es unmissverständlich klar: Die Zeit ist ein unerbittlicher Bastard und sie macht vor nichts und niemandem halt. Auch nicht vor Spielkonsolen, die doch eigentlich gerade erst erschienen sind. So zumindest fühlt es sich an, aber Tatsache ist, dass die Playstation 5 heute ihren fünften Geburtstag feiert.

Sony zelebriert das Jubiläum mit beeindruckenden Zahlen. Konkret: über 84 Millionen verkaufte Einheiten und mehr als 100 Milliarden Spielstunden, die sich auf insgesamt 7500 Games (!) verteilen.

Grosser Erfolg, grosse Zahlen.
Grosser Erfolg, grosse Zahlen.
Quelle: Sony

Vor allem im Vergleich zum direkten Konkurrenten, Microsofts Xbox-Series-Konsolen, ist das nichts Geringeres als ein dominanter Sieg. Kaum ein Fakt unterstreicht das so deutlich wie die kürzliche Ankündigung des «Halo»-Remakes für die Sony-Konsole. Ausgerechnet Master Chief, Microsofts loyalster Held, salutiert schon bald auf Playstation-Hardware.

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Nintendo wiederum operiert weiterhin aus einer eigenen Parallel-Dimension, wo Gameplay über Grafikgeprotze triumphiert und ein italienischer Klempner mehr Kulturrelevanz besitzt als sämtliche fotorealistischen Protagonisten zusammen. Das macht einen direkten Vergleich nicht ganz einfach. Und selbst der ehemalige Playstation-Präsident Shuhei Yoshida meinte einmal, dass man Nintendo nicht als Konkurrent wahrnimmt, weil der Mario-Konzern einen anderen Markt bedient.

Ob Yoshida damit recht hat, ist schlussendlich aber nicht besonders wichtig, denn nüchtern betrachtet ist die Playstation 5 ein voller Erfolg.

Die Pandemie-Konsole

Die Playstation 5 erschien, als die Welt stillstand. Im November 2020 rollte gerade die zweite Covid-Welle an und die Regierungen verdammten uns kollektiv zum Hausarrest. Brotbacken und Waldspaziergänge wurden ziemlich schnell langweilig, weshalb Sonys Next-Gen-Konsole zum Heiligen Gral des Lockdowns wurde.

Gaming-Fans, die nicht gerade digitales Valium in Form von «Animal Crossing: New Horizons» inhalierten, waren allesamt scharf auf das Gerät. Und während Tom Nook uns Schulden aufschwatze, drehten Scalper an ganz anderen Preisschrauben: PS5-Konsolen wechselten aufgrund des knappen Angebots für das Drei- bis Vierfache des Ladenpreises den Besitzer.

Wer eine PS5 zum Listenpreis wollte, brauchte während den ersten zwei Jahren viel Geduld.
Wer eine PS5 zum Listenpreis wollte, brauchte während den ersten zwei Jahren viel Geduld.
Quelle: Sony

Ich konnte mir im darauffolgenden Winter ein Gerät bei einem Fachhändler sichern, aber auch nur, weil ich mich verpflichtete, einen zusätzlichen Controller und drei Games dazu zu kaufen.

Bis man die PS5 normal beziehen konnte, ohne dafür seinen Erstgeborenen verpfänden zu müssen, sollten ganze zwei Jahre vergehen. Sony gingen viele Verkäufe durch die Lappen, gleichzeitig machte die Knappheit die PS5 zum heissesten Gadget überhaupt – und das ist ein Marketing-Benefit, den es für kein Geld zu kaufen gibt.

War der Hype damals gerechtfertigt? Der Versuch einer Bilanz zum 5. Geburtstag.

The Good, Teil 1: die Games

Ich beginne mit dem Positiven. Die PS5 bietet eine fast schon lächerlich grosse Auswahl an Games. Dank Abwärtskompatibilität kommt zu den zuvor erwähnten 7500 Releases noch die komplette Bibliothek der PS4 on top.

Dazu gehören AAA-Blockbuster, gefeierte Indie-Hits, eine ganze Menge an Wühlkorb-Schrott und alles dazwischen. Unterdessen kann die PS5 zudem eine solide Auswahl an Exklusiv-Titeln vorweisen. «Ghost of Yōtei», «Astro Bot» und «Spider-Man 2» gehören zu den besten Games dieser Generation und zeigen eindrücklich, wie viel Power in der Technik steckt.

Digitale Herbstwälder sahen nie schöner aus als in «Ghost of Yotei»
Digitale Herbstwälder sahen nie schöner aus als in «Ghost of Yotei»
Quelle: Sucker Punch

Hinzu kommen Multiplattform-Giganten wie «Baldur's Gate 3», «Alan Wake 2» oder «Tekken 8», die auf der PS5 oftmals eine bessere Performance hinlegen, obwohl die Xbox Series X auf dem Papier eigentlich das stärkere System ist. Noch deutlicher wird der Leistungsunterschied bei der PS5 Pro. Dank besserer GPU ist das Deluxemodell derzeit die kräftigste Heimkonsole.

The Good, Teil 2: die Hardware

Wenn in meiner PS4 ein grafisch forderndes Game rotierte, klang das zum Teil, als ob gerade ein Helikopter neben mir landet. Das war mühsam, aber zumindest konnte ich zocken, was anderen PS4-Besitzern verwehrt blieb, weil der «Blue Light of Death»-Bug ihre Konsole komplett lahmlegte.

Im Gegensatz zum problemanfälligen Vorgängermodell ist die Playstation 5 ein Musterbeispiel an Zuverlässigkeit. Sie ist ausserdem flüsterleise (ausser du hast die erste Generation mit Spulenfiepen erwischt, dann Pech gehabt) und stabil wie das Schweizer Bankensystem vor 2008. Die Zeiten, in denen man seine Konsole wie einen kranken Patienten pflegen musste, sind offenbar vorbei. Fingers crossed.

Der Dualsense-Controller verdient ebenfalls eine Erwähnung. Diese konfigurierbare, haptische Feedback-Orgie ist dank der adaptiven Trigger (du spürst, wenn Aloy ihren Bogen spannt) und präzisen Vibrationen so intensiv, dass man beim Spielen fast vergisst, dass die meisten Entwickler die Features gepflegt ignorieren. Wenn ein Game die Möglichkeiten aber tatsächlich nutzt (looking at you, «Astro Bot»), ist es pure Magie. Ansonsten halt ein teurer Controller mit Lichtern.

The Good, Teil 3: die Peripherie

Der Quasi-Handheld Playstation Portal und Playstation VR2 beweisen, dass Sony weiterhin versucht, die Branche voranzutreiben. Während Ersterer vor kurzem ein Cloud-Gaming-Upgrade bekommen hat, ist der offizielle Support für VR2 allerdings weitgehend eingeschlafen. Das letzte VR-Game, das inhouse entwickelt wurde, «Horizon: Call of the Mountain», erschien 2023 zum Launch der Brille.

Hat Sony VR bereits wieder abgeschrieben?
Hat Sony VR bereits wieder abgeschrieben?
Quelle: Sony

Erfreulich sind hingegen die Fortschritte in Sachen Accessibility. Die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten und der «Access Controller» machen Gaming zugänglicher für handicapierte Menschen und eröffnen unser liebstes Hobby damit einer noch breiteren Bevölkerungsschicht.

The Bad, Teil 1: Last Gen-Kompromisse

Bis heute erscheinen weiterhin viele Cross-Plattform-Titel, was zwangsläufig zu Kompromissen führt. Entwickler jonglieren zwischen zwei Generationen und das Resultat ist oft der kleinste gemeinsame Nenner statt der grössten mögliche Vision. «God of War: Ragnarök» ist ein bildhübsches Spiel, aber ich kann den Gedanken nicht abwehren, dass ohne die PS4-Version als Bremsklotz mehr drin gelegen wäre.

Die Konsequenz ist, dass nur ganz wenige Games sich wie «echte» Next-Gen-Erlebnisse anfühlen. Ironischerweise ist eins davon der Launch-Titel «Demon’s Souls».

The Bad, Teil 2: fehlende Exklusiv-Games

Einige der grössten Playstation-Studios haben seit dem PS5-Launch noch gar nichts Neues geliefert. Naughty Dogs («Uncharted», «Last of Us») neue IP erscheint frühestens 2026, Media Molecule («Dreams», «LittleBigPlanet») hüllt sich seit 2023 in Schweigen und Sony Bend («Days Gone», «Syphon Filter») wurde dazu verdammt, in den Live-Service-Minen zu arbeiten.

«Die Playstation 5 hat keine Games» war zu Beginn dieser Generation ein wenig fundiertes Argument gegen die Konsole. Das war damals schon Bullshit und das ist es heute umso mehr – aber es lässt sich nicht leugnen, dass die Anzahl an exklusiven PS5-Titel hinter den Erwartungen zurückbleibt.

The Bad, Teil 3: kaum Abwechslung

Die kreative Homogenität in Sonys Portfolio ist zum Running Gag geworden. Nahezu alle hauseigenen AAA-Releases sind 3rd-Person-Character-Action-Games mit grimmigen Männern (oder Frauen), die grimmige Dinge tun, während sie grimmig in die Kamera schauen.

Wo ist die experimentelle Verspieltheit eines «Gravity Rush»? Die absurde Originalität eines «Tokyo Jungle»? Die poetische Schönheit eines «Shadow of the Colosus»?

Natürlich sind das keine Blockbuster oder Award-Abräumer. Aber es sind Games mit einem einzigartigen Charme, der oft länger im Gedächtnis bleibt als das austauschbare Depro-Gewichse.

The Ugly, Teil 1: die Wartezeit

Die Entwicklungszyklen haben mittlerweile Dimensionen angenommen, die an mittelalterliche Fresko-Projekte erinnern. «The Last of Us Part II» brauchte fast sechs Jahre, «God of War: Ragnarök» nur unwesentlich weniger.

Das ist natürlich kein Sony-exklusives Problem, aber vor allem in Kombination mit der vorangehenden Kritik drängt sich der Gedanke auf, dass Sony die Lösung eigentlich bereits auf dem Tisch hat: Warum nicht einfach die Wartezeit auf das neue «Horizon» mit einem kreativen kleineren Game überbrücken?

Nintendo macht vor, wie das geht: Zwischen grossen Blockbustern wie «Zelda» und «Mario» gibt es kleinere Titel aus anderen Franchises, die die Lücken füllen. Aber vielleicht fehlen Sony dafür die fähigen Studios, was mich zum nächsten Punkt bringt.

The Ugly, Teil 2: Studioschliessungen

Ganze acht Studios hat Sony in den letzten zehn Jahren geschlossen oder reorganisiert. Darunter Sony London («EyeToy», «SingStar»), Evolution («MotorStorm», «Driveclub») und Japan Studio («Dark Cloud», «The Last Guardian»). Die Vielfalt hat sichtlich gelitten und dass der Brand so wenig auf sein Vermächtnis gibt, ist traurig. Vor allem in Anbetracht dessen, worauf sich Sony zuletzt konzentriert hat: Die, ugh, Live-Service-Games.

The Ugly, Teil 3: Online-Only

Der Fokus auf Live-Service-Games ist die Gaming-Äquivalenz von «Lass uns Freunde bleiben». Niemand will es, aber Sony versucht es trotzdem. Das spektakulär gescheiterte «Concord» – 400 Millionen Dollar Entwicklungskosten, zwei Wochen online, weniger Spieler als ein Grümpelturnier in der Agglo – sollte eigentlich Warnung genug sein. Aber Sony hält an dem Prinzip fest.

«Wahnsinn ist, wenn man exakt dieselbe Scheisse immer und immer wieder macht und erwartet, dass sich was ändert», lautet das berühmteste Zitat des «Far Cry»-Franchise. Jemand sollte das mal Sony mitteilen.

«We have The Guardians of the Galaxy at home.»
«We have The Guardians of the Galaxy at home.»
Quelle: Firewalk Studios

Fazit: Es braucht mehr Mut

Die Playstation 5 hat mir viele grossartige Gaming-Stunden geschenkt und ich bin sicher, dass zahlreiche weitere dazu kommen werden. Die Hardware ist fantastisch und die Software-Bibliothek beeindruckend, aber die Innovation scheint irgendwo zwischen Quartalsberichten und Shareholder-Meetings verloren gegangen zu sein.

Die PS5 ist keine schlechte Konsole – im Gegenteil. Aber sie könnte so viel mehr sein. Weniger Remaster, mehr Risiko. Weniger Service-Games, mehr Single-Player. Weniger Schulterblick, mehr Perspektiven.

Gemessen am Lebenszyklus der PS4 hat die PS5 noch mindestens genauso viele Jahre vor wie hinter sich. Genug Zeit also, um das Ruder rumzureissen.

Bis es soweit ist, spiele ich nochmals «Tokyo Jungle» auf meiner PS3.

Titelbild: «Horizon: Forbidden West»

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In den frühen 90er-Jahren vererbte mir mein älterer Bruder sein NES mit «The Legend of Zelda» und startete damit eine Obsession, die bis heute anhält.


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