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Studio Ghibli
Hintergrund

Anime statt Hollywood: Wie Japan das Erzählen neu definiert

Luca Fontana
8.8.2025

Im Westen war Anime lange Kinderkram – heute ist er globale Popkultur. Vom Streaming bis ins Kino, vom Bücherregal bis zur Oscar-Gala: Die japanische Erzählform erobert die Welt. Und das ist kein Zufall.

Neulich im Buchladen. Ich blättere gerade bei den Neuerscheinungen, da fällt mein Blick auf ein riesiges Regal voller Mangas. «Solo Leveling», «Jujutsu Kaisen», «Blue Lock», «Gachiakuta» – fein säuberlich sortiert, prominent platziert. Vor dem Regal: Drei Teenager, ein Pärchen Mitte zwanzig und ein Mann mit grauen Schläfen, vielleicht Ende dreissig. Alle blättern, stöbern, vergleichen. Und ich denke: Wann ist das passiert?

Wann wurden Manga und Anime vom Kinderkram zur Kulturbewegung?

So zumindest habe ich Anime lange wahrgenommen: als Kinderunterhaltung. Mit etwa zehn leuchteten meine Augen bei «Pokémon», «Dragonball» und «One Piece». Später wurde ich älter, und Anime verschwand aus meinem Alltag. Anfang zwanzig wurde es in meinem Umfeld eher belächelt. Heute? Gefühlt schaut die halbe Welt Anime – und niemand zuckt mehr mit der Schulter.

Keine Frage, dieser Perspektivwechsel hat auch Anime in die Karten gespielt. Im Westen mausert es sich sogar immer mehr zum Mainstream. Das sage nicht nur ich. Das sagen auch die Zahlen.

Anime, das neue Streaming-Gold

Besonders auffällig: Über das Jahr hinweg tauchten ganze 33 verschiedene Anime-Titel in den globalen Top 10 der meistgesehenen nicht-englischen Inhalte auf – fast doppelt so viele wie noch 2021.

Tatsächlich sehe man Netflix bei Crunchyroll wohl gar nicht mal als Konkurrenz, sagen Wall-Street-Analysten, sondern als wertvolle Unterstützung: Wer beim kalifornischen Streaming-Gigant auf den Geschmack kommt, landet oft früher oder später bei Crunchyroll. Entsprechend brummt das Geschäft. Crunchyroll ist längst profitabel und gilt beim japanischen Mutterkonzern Sony als einer der wichtigsten strategischen Pfeiler.

In den USA verstärkt Hulu – hierzulande Teil von Disney+ – diesen Kurs. Dort entfallen rund zwölf Prozent der gestreamten Inhalte auf Anime, bei Netflix sind es knapp sieben. Zuletzt sorgte «Predator: Killer of Killers» für einen Schub. Und angeblich denkt sogar Regisseur James Cameron über animierte «Avatar»-Spin-offs für Hulu nach.

Anime im Kino: Vom Event zur festen Grösse

Streaming mag der Motor des Anime-Booms sein – aber auch im Kino schlägt sich die neue Popularität nieder. Und wie.

Lange Zeit waren Anime-Filme im Westen ein Randphänomen: vielleicht ein Ghibli-Event im Jahr, mit Glück eine «Pokémon»-Premiere – das war’s. Heute laufen sie regelmässig auf der grossen Leinwand, füllen ganze Säle und ziehen ein Publikum an, das weit über Cosplay-affine Generation-Z-Fans hinausgeht.

Was früher als «Eventkino für Nerds» galt, ist heute fester Bestandteil des internationalen Kinokalenders. Verleiher wie Crunchyroll oder GKids bringen Animes wie «Haikyuu!!» nicht mehr nur punktuell, sondern mit durchdachten Startstrategien ins Kino – oft gleichzeitig in Originalfassung und Synchro, mit Previews, Merchandise und gezieltem Marketing.

Die Rechnung geht auf: Wer heute ins Kino geht, hat gute Chancen, dass neben Marvel und Pixar auch ein Anime auf dem Spielplan steht.

Manga-Boom: Jetzt sprechen auch immer mehr Comic plötzlich japanisch

Das Spannende daran: Der Boom kommt nicht nur durch neue Leserinnen und Leser, sondern auch durch neue Zielgruppen. Manga ist auch im Westen längst nicht mehr ein bloss männlich dominiertes Teenager-Phänomen, sondern spricht auch junge Erwachsene, Frauen, Queer-Communities und generell Menschen an, die sich von westlichen Marvel- oder DC-Comics nie abgeholt fühlten.

Kein Trend, eine Zeitenwende.

Titelbild: Studio Ghibli

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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