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Hintergrund

Aus dem Leben einer Dragqueen

Vitor ist ein zurückhaltender Mann, Victoria eine extrovertierte Frau. Und doch handelt es sich bei beiden um ein und dieselbe Person.

Selbstbewusst posiert Victoria in ihrem transparenten Kleid für die Kamera. Der hautfarbene Stoff schmiegt sich eng an ihre Silhouette und die schwarzen Lackstiefel strecken ihre ohnehin schon schlanken Beine. Unschuldig spielt sie mit der blonden Haarsträhne zwischen ihren Fingern, während sie ihre Kunstpelz-Jacke lasziv von der linken Schulter rutschen lässt. Für einen Moment vergesse ich, dass unter dieser Robe und all dem kunstvollen Make-up ein Mann steckt.

Vitor Hugo Souza ist Drag-Künstler und Schöpfer der Kunstfigur Victoria Shakespears – seinem weiblichen Gegenstück, wie er sie nennt. Heute lässt er Fotograf Thomas Kunz und mich an seiner Verwandlung vom Mann zur Frau teilhaben.

Teenie-Träume

Ich schaue auf meine Füsse hinunter. Sie stecken in pinken, federgeschmückten Hausschuhen. «Hier, die könnten dir passen.» Vitor reicht auch Thomas ein Pärchen. Grösse 42. In der Luft liegt Kuchenduft. «Ich hoffe, ihr habt Hunger.» Vitor hat extra für uns gebacken. Er wirkt schüchtern. Schüchtern und gleichzeitig wahnsinnig herzlich.

Dazu verkleidet er sich in seiner Freizeit als Frau und tritt als Victoria Shakespears auf. Für seinen Bühnennamen wandelt der zierliche 25-Jährige seinen Vornamen leicht ab. Shakespeare gepaart mit etwas Britney-Flair sorgen für die nötige Portion Drama, Liebe und Schauspielerei. Aspekte, die sich auch in seiner Leidenschaft für brasilianische Telenovelas wiederfinden lassen. «Mein Drag-Ich verkörpert eine Pop-Prinzessin mit Latina-Touch», erklärt er.

«In der Schule hatten die meisten Jungs einen Lieblingssuperhelden. Ich hingegen eine Schwäche für Popdiven wie Britney Spears und Mariah Carey. Ich wollte sein wie sie. Mit dem Charakter Victoria Shakespears kann ich diese Fantasie endlich ausleben.»

Das Ausleben von Fantasien scheint nicht jedem vergönnt zu sein. Vor zwei Monaten gibt Vitor in der «Bar Rouge» in Basel sein Performance-Debüt. «Seither bekomme ich über Instagram immer wieder Nachrichten von Männern, die mir erzählen, wie gerne sie selbst als Dragqueen auftreten würden. Aus Angst vor der Reaktion ihrer Familien und Freunde tun sie es jedoch nicht.» Ein Problem, das Vitor nicht hat.

«Mein soziales Umfeld unterstützt mich. Besonders mein Verlobter. Er arbeitet in London fürs Theater, verkleidete Menschen gehören zu seinem Alltag.»

Auf dem Weg zu Victoria

Für negative Vibes ist in seinem rosaroten Einzimmer-Reich ohnehin kein Platz. Eine weit geöffnete Doppeltüre in der Stube gibt den Blick auf sein Schlafzimmer und die gewaltige Spiegelfront darin frei. Hier, an seinem Schminktisch, findet auch Vitors Transformation statt. Auf dem Boden neben seinem Bett sitzt ein übergrosser Teddybär. Er wirkt, als wolle er gemeinsam mit uns dabei zusehen, wie aus Vitor Victoria wird.

Not a boy, not yet a woman

Der Vorhang fällt

«Im Drag geht es darum, dass jede Queen einzigartig in Style, Talent und Persönlichkeit ist. Sich mit anderen zu messen, macht keinen Sinn.»

Während Vitor seine Perücke anbringt, wird er ganz ruhig. Still und völlig in sich gekehrt drückt er den falschen Haaransatz mit dem spitzen Ende eines Kamms an seine Haut, um ihn festzukleben. Bei genauerem Betrachten sind in der Perücke – ganz nach Britney Manier – Schweissstellen von Extensions zu sehen. Thomas und ich nutzen die Zeit und werfen einen Blick in Vitors Schrank.

Mittlerweile sitzt die Perücke. Vitor ist abwesend. Victoria hat seinen Platz eingenommen.

Kennen wir uns?

«Drag ist nicht bequem. Besonders unangenehm ist das Hinsetzen, da praktisch dein gesamter Körper Druck auf deine Kronjuwelen ausübt.»

Showtime

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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