Ratgeber
Roborock, iRobot, Ecovacs, Dreame: Wer baut den besten Saugroboter?
von Lorenz Keller
Der Saugroboter von Philips hat im Test meine Emotionen geweckt. Positive beispielsweise mit seiner präziser Navigation von Zimmer zu Zimmer. Aber auch negative mit nervigen Aussetzern etwa in der App.
Der Test beginnt mit einem Highlight. Der Philips 3000 hat in nur gerade sechs Minuten die Familienwohnung mit 120 Quadratmetern gescannt. Damit ist der Roboter für 600 Franken oder Euro gleich gut wie die schnellsten Topmodelle, die doppelt so viel kosten.
Die erstellte Karte ist präzis. Sogar die Raumaufteilung stimmt mehr oder weniger, ich muss nur noch die zwei Schlafzimmer auftrennen und einen Teil des Flurs dem Wohnzimmer zuordnen – und schon ist der Saugroboter einsatzbereit. Leider läuft im Test dann nicht alles so reibungslos wie der Start. Lust und Frust wechseln sich ab.
Was bei der Installation positiv auffällt: Ich kann die App des Philips 3000 nutzen, ohne dafür ein Login erstellen zu müssen. Der Grundriss der Wohnung wird somit nicht in der Cloud gespeichert, sondern nur lokal auf meinem Roboter. Bilder oder Videos zeichnet das Gerät sowieso nicht auf. Viele Konkurrenzmodelle sichern Pläne und sogar Aufnahmen der Wohnung automatisch in der Cloud, was nicht alle Nutzerinnen und Nutzer goutieren.
Der Philips 3000 kann eine so genaue Karte erstellen, weil er einen Lidar-Scanner nutzt: eine Art Radar mit Laserlicht. Damit vermisst der Saugroboter nicht nur die Räume schnell und genau, sondern findet sich auch problemlos in der Wohnung zurecht.
Der Philips ist dabei so gut wie die Topgeräte von Dreame oder Ecovacs. Er findet problemlos jedes Zimmer, in das ich ihn zum Putzen schicke. Auch der Rückweg zur Basisstation ist kein Problem. Da hat der Hersteller wirklich gute Arbeit geleistet.
Wie viele andere Sauger mit Lidar-Navigation hat der Philips in meiner Wohnung aber ein kleines Problem: Der Scanner «sieht» durch die Glastüren auf den Balkon und hat das Gefühl, dass der Raum hier noch weitergeht. Für den Reinigungsalltag hat das aber keine negativen Auswirkungen, da der Roboter schnell merkt, dass er dort nicht putzen kann.
Zum Glück kann ich eine Sperrzone einrichten. Was leider wie bei der Konkurrenz nicht geht: den falsch eingescannten Bereich löschen. Der teilweise eingescannte Balkon bleibt auf der Karte. Allerdings ist das ein rein optisches Problem.
Nicht alles bei der Installation läuft rund. Schon ganz zum Start hat es der Philips 3000 nicht geschafft, ein Update der Robotersoftware zu installieren. Geblendet vom tollen Lidar-Scan habe ich das aber beiseite geschoben. Und nach mehreren weiteren Versuchen mit Fehlermeldungen wurde das Update dann auch endlich aufgespielt.
Doch das war erst der Anfang: App und Software haben mich während des gesamten Testes immer wieder geärgert. Nach einem halben Dutzend Reinigungen zum Beispiel ist plötzlich die Karte aus der App verschwunden. Tschüss und auf Nimmerwiedersehen. Ich muss also nochmals alle Zimmer aufräumen und die Wohnung ein zweites Mal von Grund auf einscannen.
Zum Glück geht das recht schnell, nervt aber trotzdem. Ich entscheide mich dafür, nun einen Account bei Philips einzurichten. So ist der Plan meiner Wohnung wenigstens in der Cloud gesichert. Eine weise Entscheidung, da eine Woche später die Karte noch ein zweites Mal plötzlich verschwunden ist, dann aber via Cloud rasch wieder geladen wird.
Was auch merkwürdig ist: Die App lädt die Karte sowieso jedes Mal neu. Das dauert immer zwei bis drei Sekunden, manchmal auch noch länger. So befürchte ich immer wieder, alle Daten verloren zu haben.
Auch sonst wirkt die App unfertig. Texte sind abgeschnitten und nicht alles ist von Englisch auf Deutsch übersetzt.
Eine wichtige Funktion ist zudem nur mit viel zu viel Aufwand aufrufbar, nämlich das schnelle Reinigen von einzelnen Räumen. Ich habe grundsätzlich die Wahl zwischen automatischer und benutzerdefinierter Reinigung. Im ersten Fall wird alles gesaugt und feucht gewischt. Im zweiten Fall kann ich selber bestimmen, welche Räume gereinigt werden, mit welcher Technik und wie oft. Ich kann zudem die Saugleistung und die Wassermenge einstellen.
Die Programmierung der benutzerdefinierten Reinigung braucht einige Klicks zu viel. Dazu kommt, dass der Reinigungsplan jedes Mal fix gespeichert wird und nicht bearbeitet werden kann. Ich muss ihn jeweils löschen, bevor ich eine andere Variante erstellen kann. Da ich oft nur einzelne Zimmer saugen lasse, ist mir das besonders aufgefallen. Bei der Konkurrenz kann ich viel schneller, einfacher und gezielter Räume reinigen.
Die Saugleistung gibt Philips mit 4000 Pascal an – das ist ein mittelmässiger Wert. Zum Vergleich: Die Topmodelle erreichen 8000 und mehr Pascal. Allerdings gibt’s keine einheitliche Messung, Direktvergleiche sind daher schwierig.
Was ich aus dem Alltagstest sagen kann: Der Philips 3000 saugt gründlich und umfassend. Im regelmässigen Betrieb merke ich keinen grossen Unterschied zu den Topmodellen. Die Gummiwalze mit Borsten, kombiniert mit der ausreichenden Saugleistung, macht einen guten Job.
Bei Ecken und Kanten ist die Sauberkeit nicht ganz so hoch, weil ausfahrbare Wischmopps oder sonstige Spezialtools wie in den Topmodellen fehlen. Stattdessen rotiert eine klassische Seitenbürste einen Teil des Schmutzes vor den Roboter, damit er dort aufgesaugt werden kann.
Insgesamt aber bin ich zufrieden mit dem Putzen von Staub und Schmutz. Angenehm ist auch, dass der Roboter im normalen Saugmodus mit 65,9 Dezibel nicht besonders laut ist. Anders als die Absaugstation, diese macht mit 80,5 Dezibel wie bei vielen anderen Staubsaugern viel Lärm.
In der nur 40 Zentimeter hohen und 26 Zentimeter breiten Basisstation wird der Staub in einen Beutel mit drei Litern Fassungsvermögen abgesaugt. Laut Philips ist der Staubsauger für Allergiker geeignet. Tatsächlich ist ein Epa11-Filter verbaut, der 95 Prozent aller Schwebstoffe absorbiert. Für Menschen mit Allergien wird üblicherweise ein Hepa-Filter mit 99,95 Prozent empfohlen. So einer ist allerdings nur in wenigen Staubsauger-Robotern verbaut.
Der Akku hat übrigens gut für meine 4,5-Zimmer-Wohnung mit 120 Quadratmetern gereicht, da kann der Philips mit den Besten mithalten. Und dank weniger als 10 Zentimeter Höhe hat der Roboter bei mir problemlos auch unter Sofa und Bett gepasst.
Der Philips 3000 kann nicht nur saugen, sondern auch feucht aufnehmen. Dafür hat er einen halbmondförmigen Mopp, der über den Boden gezogen wird. Die gute Nachricht zuerst: Philips liefert gleich einen Ersatz-Textilbezug mit.
Den brauche ich auch, da die Basisstation den Mopp nicht reinigen kann. Ich muss das von Hand machen. Auch Wasser nachfüllen geht nicht automatisch. Ich muss den Tank aus dem Roboter ziehen und ihn manuell am Wasserhahn auffüllen.
Das alles wäre ja in Ordnung, wenn das feuchte Aufnehmen einigermassen effektiv wäre. Aber dem ist nicht so – da die Putztechnik sehr simpel ist. Der Mopp wird vom Wassertank befeuchtet und über den Boden gezogen – so wie ich das von Hand auch machen würde.
Das funktioniert einigermassen, wenn ich die Wohnung Zimmer für Zimmer putzen lasse und dann jeweils den Mopp wechsle und wasche. Da geht aber viel Effizienz verloren. Lasse ich den Mopp für die Reinigung mehrerer Zimmer drauf, ist er nachher total schmutzig und hinterlässt nasse Staubschlieren auf dem Boden.
Was zusätzlich nervt: Verfängt sich der Philips 3000 irgendwo, was er etwa bei Kabeln fast immer macht, dann dreht er wie wild herum und feuchtet dabei den Mopp laufend an – so dass der Boden dort nass ist.
Übrigens, wenn ich nur saugen will, muss ich den Mopp abnehmen, auch wenn der Hersteller das nirgends so vermerkt. Sonst wird das Textilteil einfach trocken über den Boden gezogen, sammelt Staub und verteilt ihn im schlechtesten Fall irgendwo wieder.
Der Philips 3000 ist ein guter Robotersauger, der ausgezeichnet und schnell navigiert. Der Hersteller hätte sich auf diese Funktionen beschränken sollen – und dafür den Preis etwas senken. Stattdessen hat er dem Modell der Mittelklasse einen Mopp spendiert, den ich im Alltag nicht nutzen würde. Oder wirklich nur ganz gezielt, etwa fürs Bad.
Nicht überzeugt hat im Test auch die unübersichtliche App, die immer wieder Bugs hat und mit den fehlenden Übersetzungen und der komplizierten Bedienung auch unfertig wirkt. Immerhin könnte das Philips noch mit Updates korrigieren.
Pro
Contra
Philips 3000 series XU3110/02
Saugwischroboter
Philips 3000 series XU3110/02
Saugwischroboter
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.