Pro Jahr produzieren Herr und Frau Schweizer rund 50 000 Tonnen Altkleider. Wer den Aufwand eines Flohmis scheut, entsorgt diese für gewöhnlich in einem Altkleidercontainer. Dort werden rund drei Viertel vom Textilverwerter Texaid eingesammelt und wiederverwertet. Was untragbar und somit nicht mehr für den Secondhand taugt, ist bisher zu Putzlappen oder Reisswolle downgecycelt worden. Bei hochwertigen Materialien wie Baumwolle ist das schade. Da diese Menge nicht gerade klein ist und Jahr für Jahr immer mehr wird, muss eine Lösung her, an der die Hochschule Luzern und Texaid gemeinsam tüfteln.
Die Wissenschaftler der Schweizer Hochschule gehen dabei der Frage nach, ob es eine Möglichkeit gibt, unbrauchbare Textilien auch hochwertig zu recyceln. In ihrem «Texcycle»-Projekt verfolgen sie den Ansatz, dass Kleider nicht wie bisher nach der Art, sondern nach Material getrennt werden. So können die Stoffe besser wiederverwertet werden. «Beim Recycling verwenden wir die 30 Prozent, die nicht mehr tragbar sind. Wenn etwa Neues daraus entstehen soll, ist es wichtig zu wissen, was drin ist», so Daniel Wehrli, Industriedesigner und wissenschaftlicher Mitarbeiter Departement Design & Kunst Hochschule Luzern. «Bei einer Jeans ist es relativ einfach, da sie hauptsächlich aus Baumwolle besteht. Bei anderen Kleiderkategorien muss das Material getrennt werden. So können hochwertige Stoffe wie Baumwolle als solches deklariert werden.»
Das Material für die Prototypen wird in der Wollspinnerei Huttwil AG zu Fäden versponnen. Dieses Garn ist zu 100 Prozent recycelbar und lässt sich zu Teppichen weiterverarbeiten. Aus den daraus entstehenden Abfallprodukten (zu kurze Fasern und Staub) lassen sich Vliese herstellen, die beispielsweise im Bau als Schalldämmung dienen können. In einem nächsten Schritt arbeiten die Forscher an einer Methode, um feines Garn zu gewinnen, aus dem neue Kleider hergestellt werden können. Ein wichtiger Schritt, um den textilen Kreislauf zu schliessen.