
Ratgeber
Malen im Zug? Mit ein paar Tricks gelingt’s entspannt und kreativ
von Stefanie Lechthaler
Manchmal steckt mehr im Paket als nur Füllmaterial. Ich bastle mir aus dem Überbleibsel ein Kostüm für Halloween. Und was für eins.
Im Nachhinein verstehe ich das verdutzte Gesicht meiner Freundinnen, als ich ihnen von meinem Vorhaben des DIY-Kostüms erzähle. «Bist du wahnsinnig? Das dauert ewig», warnen sie mich. Und sie haben recht. Aber das werde ich erst später merken.
Für eine Halloweenparty will ich mich unbedingt in ein Wrecking-Ball-Kostüm, so wie aus Miley Cyrus’ Kult-Musikvideo, schmeissen. Und weil bei meiner letzten Bestellung eine riesige Ladung an Füllmaterial mitgeliefert wird, nutze ich die Gelegenheit, das Papierpolster gleich für mein Gebastel einzusetzen.
Neben den braunen Papierpolstern brauche ich einen grossen Luftballon, Tapetenkleister, ein Skalpell, Acrylfarbe, viel Zeitungspapier, ein altes Kissen, Elastic-Band und einen beigen Onesie in der Art, wie sie vor zehn Jahren bei jedem Harlem-Shake-Abklatsch getragen wurden.
1. Streifen schneiden
In der Vorbereitung verbringe ich einen Abend lang damit, alles, was im Altpapier liegt, mit der Schere zu zerkleinern. Hätte ich es früher gewusst, hätte ich schon zu diesem Zeitpunkt breitere Streifen gemacht. Mit den filigranen Bändern habe ich mir definitiv keinen Gefallen getan.
2. Ballon aufblasen
Zum Glück habe ich einen Ersatzballon, denn der erste platzt nach zwei Dritteln seiner Grösse. Der zweite lässt sich dann aber problemlos mit der Pumpe aufblasen. Als er gross genug ist, stelle ich ihn in eine Schale und fixiere ihn mit Malertape. Ein Eimer mit stabilerem Fundament hätte sich im Nachhinein ebenfalls als nützlich herausgestellt.
4. Kleistern die Zweite
Am nächsten Tag merke ich, dass mir so der Geduldsfaden reisst. Nach zwölf Stunden ist die erste Schicht trocken. Also schneide ich die Papierpolster in viel breitere Streifen – und siehe da: ein paar Stunden später kleben die Schichten drei, vier und fünf schon auf der Kugel.
5. Pinseln und streichen
Weitere drei Tage warte ich, bis der Kleister trocken ist, um den Ballon zu bepinseln. Dafür mische ich schwarze und weisse Gouache-Farbe. Acryl wäre wohl wasserresistenter, aber ich finde sie gerade nicht Zuhause. Insgesamt zweimal streiche ich die Farbe über den Karton.
6. Schlupflöcher im Ballon
Als auch die Farbe trocken ist, lasse ich den Ballon im Inneren des Wrecking Balls platzen und vergrössere das untere Loch. Auf der gegenüberliegenden Seite markiere ich die richtige Stelle und schneide mit dem Skalpell eine zweite Öffnung für meinen Oberkörper aus.
7. Mileys’ Beine
Dem Ganzkörperanzug entferne ich mit der Schere zuerst den Kopf. Dort soll ja meiner herausschauen. Danach mache ich einen kleinen Schnitt im Rückenteil. So kann ich durch den Wrecking Ball hinten in den Einteiler schlüpfen. Die Beine fülle ich mit Polyesterwatte eines Kissens, das ich im Brockenhaus finde.
8. Gummibänder-Hosenträger
Weil ich an der Party die Hände frei haben und nicht die Kugel herumtragen will, befestige ich Gummibänder am Ball. Dafür schneide ich mit dem Skalpell vier Dreiecke aus und fädele jeweils zwei Elastic-Bänder hindurch, die ich dann verknote. Jetzt trage ich die Abrissbirne wie eine Hose.
9. Wir werden Eins
Sobald die graue Kugel auf der richtigen Höhe sitzt, ziehe ich den Bodysuit über meinen Oberkörper. Die Abrissbirne und ich verschmelzen.
Und ich lache.
Perfekt ist anders. Aber gerade weil das Kostüm so verunglückt ist, finde ich es charmant. Und vielleicht ein bisschen gruselig. Passt.
Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.
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Alle anzeigenFür den Wrecking Ball wage ich es, nach langer Zeit wieder einmal mit Kleister zu arbeiten. Das letzte Mal war wahrscheinlich in der Primarschule. Aber im Gegensatz zu damals verkleide ich kein Ballönchen, sondern einen stattlichen 90-Zentimeter-Durchmesser-Ballon. Inspiriert bin ich von diesen Alien-Kostümen. Mein Ziel ist also, dass meine Beine im Pappmachéball versteckt sind, während die Miley-Cyrus-Beine über den Wrecking Ball hängen und ich in ihren Oberkörper schlüpfe.
3. Kleistern die Erste
Wie in der Anleitung des Tapetenkleisters beschrieben, schütte ich vier gehäufte Löffel des Pulvers in einen Liter Wasser und lasse die Masse 30 Minuten eindicken. Danach folgt die Farce: Streifen für Streifen ziehe ich durch das kleistergefüllte Tupperware, und der Glibber verteilt sich im ganzen Wohnzimmer. Meine Hände schrumpeln, meine Ausdauer schrumpft. Für die ersten beiden Schichten mit den schmalen Zeitungsbahnen arbeite ich bis tief in die Nacht. Drei weitere Schichten sollen noch folgen. Ich brauche mindestens zwei Stunden länger als am nächsten Tag mit breiteren Streifen.