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Design trifft Technik: Drei Labels, die Power-Spots schöner denken
von Pia Seidel

Ein japanischer Maker, also ein Bastler mit Fokus auf Hardware‑Projekte, hat einen Lochstreifenleser von Grund auf gebaut. Das Gerät liest Daten mit rund 50 Bytes pro Sekunde – langsam, aber stabil.
Der japanische Maker Skyriver zeigt auf X und in seinem Blog, wie er einen Lochstreifenleser von Grund auf gebaut hat. Ziel war es, möglichst wenige Bauteile zu verwenden und trotzdem ein funktionierendes Gerät zu schaffen. Der Papierstreifen wird manuell eingezogen, die Daten werden stabil gelesen und via USB an den PC übertragen.
Der Aufbau ist bewusst minimalistisch: keine Motoren, keine Pufferlogik, sondern reine Handarbeit beim Einziehen des Streifens. Das macht den Reader zwar langsam, aber auch transparent – jeder Schritt ist sichtbar und nachvollziehbar. Genau darin liegt der Reiz für Retro-Fans, die Technik nicht nur nutzen, sondern auch verstehen wollen.
Das Herzstück ist ein PIC18-Mikrocontroller. Die Löcher werden mit Infrarot‑LEDs und Phototransistoren erkannt. Dabei wirken die Phototransistoren wie kleine Scanner: Sie registrieren, ob Licht durch ein Loch fällt oder vom Papier blockiert wird. Loch bedeutet Signal «1», kein Loch bedeutet Signal «0».

Für einen klassischen 8‑Spur‑Lochstreifen hat Skyriver acht Phototransistoren für die Datenbahnen verbaut. Zusätzlich überwacht ein neunter Phototransistor das sogenannte Sprocket‑Loch: ein kleines, regelmässig gesetztes Loch, das nicht für Daten gedacht ist, sondern den Streifen mechanisch weiterzieht und als Taktgeber dient. Es sorgt gemeinsam mit 3D‑gedruckten Tape‑Guides dafür, dass jede Spalte exakt positioniert ist und die Datenlöcher zuverlässig gelesen werden können. Insgesamt hat der Leser also neun Phototransistoren.
Damit die einzelnen Lichtsignale nicht durcheinandergeraten, musste Skyriver ein Problem lösen, das in der Signaltechnik als Übersprechen (Crosstalk) bekannt ist: Licht einer Spur darf nicht in die Nachbarspur hineinleuchten. Er erreichte das durch optische Abschirmungen zwischen den Spuren – kleine physische Trennungen, die das Licht auf die richtige Bahn begrenzen – und durch eine Anpassung der LED‑Stromstärke, um Streulicht zu minimieren.
Mit rund 50 Bytes pro Sekunde liest der Leser etwa 50 Zeichen pro Sekunde. Ein Byte besteht aus 8 Bits und entspricht in vielen Fällen einem Textzeichen. Das bedeutet: eine lange SMS in rund drei Sekunden. Langsam im Vergleich zu heutigen SSDs – und auch im Vergleich zu klassischen Tape-Readern wie dem 46 kg wiegenden Telefunken LSL 195, der Ende der 1960er-Jahren bis zu 50 000 Zeichen pro Sekunde schaffte. Genau dieser Kontrast macht den Charme des Projekts aus.
Noch ist es ein Prototyp. Skyriver plant, den Leser in ein Gehäuse zu setzen – und vielleicht sogar einen «Puncher», also einen Stanzer für neue Lochstreifen, zu entwickeln.
Lochstreifen haben eine lange Geschichte: Schon 1725 nutzte der französische Weber Basile Bouchon gelochte Papierstreifen zur Steuerung von Webstühlen. Sein Prinzip wurde von Joseph-Marie Jacquard weiterentwickelt und prägte die industrielle Textilproduktion.

Im 19. Jahrhundert fanden Lochstreifen ihren Weg in Musikautomaten und Drehorgeln – dort steuerten sie die Abfolge von Tönen. Ab den 1930er-Jahren setzten Telegrafie und Fernschreiber sie ein, um Nachrichten zuverlässig zu übertragen.
In der Computertechnik wurden Lochstreifen ab den 1950er-Jahren zum Standardmedium: Sie dienten als Eingabe- und Speichermedium für Programme und Daten. Viele frühe Rechner nutzten Lochstreifen als primäre Schnittstelle. Ihre Vorteile lagen in der einfachen Herstellung, der Robustheit und der Möglichkeit, Daten visuell zu kontrollieren.
Erst mit Magnetbändern und Disketten verschwanden Lochstreifen langsam aus dem Alltag. Geblieben ist ihre Bedeutung als Bindeglied zwischen mechanischer Steuerung und digitaler Information – und als Symbol für den Übergang von der Industrie- zur Computer-Ära.
Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.
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