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Hintergrund

«Joker»: Dürfen wir mit Massenmördern sympathisieren?

Luca Fontana
3.10.2019

Kaum ein anderer Film wurde dieses Jahr so kontrovers diskutiert wie «Joker». Dabei geht es um die Frage, ob Attentäter und Massenmörder – und sind es nur fiktive – vermenschlicht werden dürfen.

DCs «Joker» mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle wird derzeit heftig diskutiert – zumindest in den USA. Der Film ist dort seit dem 4. Oktober 2019 im Kino zu sehen. Bei uns startete er eine Woche später.

In den besagten Kontroversen geht es nicht um die Qualität des Films. Tatsächlich sollen viele, die den Film bereits zu Gesicht bekommen haben, in Joaquin Phoenix Joker-Darstellung eine oscarwürdige Performance sehen. Stattdessen geht es um die Frage, ob mit Massenmördern sympathisiert werden darf – oder nicht.

Besorgte Kritiker: Attentäter in der Opferrolle

In New York will die Stadtpolizei deswegen den Kinostart mit zusätzlichem Personal überwachen. Auch das LA Police Department will verschärfte Massnahmen zur Überwachung ergreifen. Kinobetreiber sind zudem angehalten, keine Verkleidungen oder Maskierungen zu erlauben oder wenigstens strenge Personenkontrollen durchzuführen.

Also viel Lärm um nichts?

Betroffene: Das Studio muss in die Verantwortung genommen werden

Ann Sarnoff, ihres Zeichens Warner Bros.-CEO, antwortete darauf, dass das Studio mit den Familien sympathisiere und seit Jahren grosszügige Spenden an Gewaltopfern tätige. Tatsächlich hätte das Unternehmen eine Million Dollar an die Opfer von Aurora gespendet.

Über Spenden an Politiker, die gegen Waffenreformen sind, äusserte sich Sarnoff hingegen nicht.

Joaquin Phoenix: Kontroverse ist gut und gesund

Der wahre Wert des Films läge also darin, so Phoenix, den Menschen klar zu machen, dass sie es sich oft zu einfach machen, das Böse zu verleumden, ohne es verstehen oder wenigstens nachvollziehen zu wollen.

Die Kontroverse: Gibt es überhaupt ein Richtig oder Falsch?

Die Frage, ob Massenmörder – ob fiktive wie der Joker oder reale wie James Eagan Holmes, der Aurora-Attentäter – vermenschlicht werden dürfen, ist unangenehm und unbequem.

Geht es nach den Film-Beteiligten, soll «Joker» helfen, Böses besser zu verstehen, zu erkennen und frühzeitig zu verhindern, ehe es zu spät ist. Besorgte Kritiker und Familien hingegen sehen eine viel grössere Gefahr darin, dass potenzielle Gewalttäter sich in ihrer Opferrolle bestätigt sehen und sie als Rechtfertigung für weitere Attentate nutzen könnten.

Die Wahrheit liegt wohl dazwischen. Kein Attentäter darf je vor der Verantwortung seiner Taten freigesprochen werden – mögen die Umstände noch so verzweifelt sein. Denn die Entscheidung, abzudrücken, treffen Mörder ganz alleine. Immer.

Allerdings liegt es an uns, die wir die Gesellschaft bilden und unsere Kinder gemäss unseren moralischen Vorstellungen erziehen, für ein gesundes Miteinander zu sorgen. Das kann nur dann funktionieren, wenn wir alle auch in unseren dunkelsten Stunden genügend Abstützung beieinander finden, ehe es zu spät ist.

Wie siehst du das?

Apropos: Kennst du die Netflix-Serie «Mindhunter»? Dort geht’s um die ersten Profiler der Geschichte, die sich mit der Psyche von Serienmördern auseinandersetzen – entgegen dem Druck der Gesellschaft, die nichts von der Vermenschlichung von Killern wissen will.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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