Kinder allein zu Haus: Ab wann ist’s okay? Und wie funktioniert’s ohne Festnetz?
Ratgeber

Kinder allein zu Haus: Ab wann ist’s okay? Und wie funktioniert’s ohne Festnetz?

Katja Fischer
24.3.2023

Als Kind war mir klar, wie ich meine Mutter erreichen kann, wenn ich alleine zu Hause war: per Telefon. Meine eigenen Kinder haben aber kein Festnetz und noch kein Smartphone. Gibt’s Alternativen? Und worauf muss ich beim Alleinlassen sonst noch achten?

Meine Tochter will alleine sein. Nicht einfach in ihrem Kinderzimmer. Nicht einfach im Garten. Sondern alleine in unserem Haus, während ich weg bin. Mutterseelenalleine, buchstäblich.

Es war klar, dass dieser Moment dereinst kommen würde. Aber ich habe mir nie überlegt, wann. Jetzt ist er plötzlich da und er fühlt sich merkwürdig an. Ist sie genug alt und bereit dafür? Wie lange darf ich sie überhaupt alleine lassen? Sie ist gerade sieben geworden, vernünftig, hat verhältnismässig wenig Flausen im Kopf. Trotzdem hadere ich. Bin ich denn bereit dafür?

Kein Gesetz, keine Regeln

Ich suche nach Richtlinien im Netz. Und erhalte weder klare Antworten, noch eindeutige Ansagen. Ab wann und für wie lange du dein Kind alleine lassen kannst, ist nämlich – abgesehen von der allgemeinen Aufsichtspflicht und elterlichen Fürsorge – gesetzlich nicht vorgeschrieben. Entsprechend unterschiedlich fallen die Empfehlungen aus:

  • Laut Eltern.de zum Beispiel soll ein Kind bis zum dritten Lebensjahr niemals unbeaufsichtigt sein. Ab dem vierten Lebensjahr darf es schon mal 15 bis 30 Minuten alleine zu Hause sein, solange eine Bezugsperson in der Nähe ist. Ab sechs Jahren gilt: eine Stunde allein. Ab sieben Jahren: zwei Stunden. Länger ab einem Alter von zehn Jahren.
  • Letsfamiliy.ch empfiehlt: Ein Kind unter vier Jahren muss immer beaufsichtigt sein. Ab neun Jahren kann es maximal eine Stunde alleine bleiben, jedoch nur auf sicherem Gelände oder in den eigenen vier Wänden und wenn ein Elternteil in unmittelbarer Nähe ist. Ab zwölf darf es dann schon mal einen ganzen Abend (bis Mitternacht) alleine sein. Sofern es sich traut und es im Notfall jemanden um Unterstützung bitten kann.
  • Kinder unter drei nie alleine lassen, sagt Familie.de. Bei Drei- bis Fünfjährigen sollte alle 15 Minuten kontrolliert werden, ob alles in Ordnung ist. Ab sechs Jahren kann ein Kind dann eine Stunde alleine sein, ab sieben Jahren zwei Stunden. Alles darüber hinaus ist für Kinder ab zehn Jahren und ältere.

Ich hake beim Amt für Jugend und Berufsberatung des Kantons Zürich nach. Dort reagiert man verhalten, will sich auf keine Richtwerte festlegen. Das Alleinlassen hänge schliesslich nebst dem Alter von einigen weiteren Faktoren ab: der Reife des Kindes zum Beispiel, der Sicherheit der Wohnung und Umgebung oder der Tageszeit, heisst es. Wichtig sei, das Ganze vorgängig zu besprechen und gemeinsam zu üben. Ebenso essentiell: eine Art Notfallplan zu erstellen, damit das Kind genau wisse, was in welcher Situation zu tun sei. Etwa das Verhalten bei einem Brand, bei Verletzungen oder wenn es an der Tür klingelt. «Aber auch, wenn das Kind ohne konkreten Anlass Angst bekommt.»

Folgende Fragen solltest du also laut Amt für Jugend und Berufsberatung vorgängig klären:

  • In welcher Situation darf oder soll dein Kind die Wohnung verlassen? Wo soll es dann hin?
  • Wie kann es Hilfe holen?
  • Wann darf es die Tür öffnen, wann nicht?
  • Und: Wie kann es dich oder andere Bezugspersonen erreichen?

Alternativen zum Festnetz

Bei der letzten Frage stolpere ich. Ich stelle fest: Meine Tochter erreicht mich nicht. Mit sieben Jahren hat sie nämlich noch kein eigenes Handy (und das soll vorerst auch so bleiben). Und einen Festnetzanschluss besitzen wir nicht (und brauchten wir bis anhin auch nicht).

Damit sind wir auch keine Seltenheit. Laut Bundesamt für Kommunikation schrumpfte die Zahl der Festnetzkundinnen und -kunden von 2016 bis 2021 um rund 25 Prozent auf etwa 2,9 Millionen. Gut möglich, dass viele darunter Haushalte mit kleinen Kindern sind, die das Telefon vor allem auch als Notfalloption nutzen.

Gibt’s Alternativen? Ich mache mich auf die Suche und finde ein paar wenige Optionen – simple, die auf der Hand liegen, bis kreative Ideen:

Kinderuhr

Eine Festnetz-Alternative ist eine Kinder-Smartwatch. Beziehungsweise ein Kompromiss: Nämlich dann, wenn du dein Kind zwar über dein Smartphone erreichen möchtest – und umgekehrt –, ohne ihm aber gleich ein eigenes zu kaufen.

Ausgemustertes Handy

Wer noch ein älteres Smartphone zu Hause liegen hat, kann sich eine Prepaid-Karte zulegen und es so als Notfall-Telefon wieder in Betrieb nehmen. Voraussetzung ist, dass der Nachwuchs die Handhabung versteht. Im Smartphone-Zeitalter, wo bereits Einjährige die Swipe-Handbewegung in Perfektion beherrschen, dürfte das aber kein Problem sein.

Seniorenhandy als Notfallhandy

Seniorenhandys beschränken sich auf die wichtigsten Funktionen eines Telefons, sind einfach zu bedienen und vergleichsweise günstig. Perfekt also für die älteren Semester – aber eben auch für kleine Kinder ohne Smartphone.

Olympia Neo (5.50", 16000 MB, 8 Mpx, 4G)
Tastenhandy
117,62 EUR

Olympia Neo

5.50", 16000 MB, 8 Mpx, 4G

Emporia Smart 4 (32 GB, Black, 5", Single SIM, 13 Mpx, 4G)
Smartphone
179,99 EUR

Emporia Smart 4

32 GB, Black, 5", Single SIM, 13 Mpx, 4G

Olympia Neo (5.50", 16000 MB, 8 Mpx, 4G)
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Emporia Smart 4 (32 GB, Black, 5", Single SIM, 13 Mpx, 4G)
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Notdrücker

Apropos ältere Semester: Auch das Einsatzgebiet von Notdrückern ist eigentlich für Senioren definiert. Es liesse sich theoretisch aber auf Kinder erweitern. Die Sanität soll bei der Knopf-Betätigung dann vielleicht nicht gleich aufkreuzen, zumindest im Normalfall nicht. Bei den meisten Modellen kannst du das SOS-Gerät aber mit einer oder mehreren Telefonnummern von Bezugspersonen verbinden.

Singcall Drahtloses Rufsystem
Tracker

Singcall Drahtloses Rufsystem

Singcall Drahtloses Rufsystem

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Nachbarn

Die traditionelle, analoge Variante: Nachbarn informieren und involvieren. Und dem Kind so eine direkte Anlaufstelle für den Fall der Fälle geben.

Das Alte ist am Ende doch das Beste

Das sind fünf Festnetz-Alternativen, aber keine davon überzeugt mich so richtig. Ein Senioren-Notrufknopf erscheint mir erstmal absurd, ein altes Handy besitzen wir nicht und ein neues Notfallhandy will ich mir nicht extra zulegen, genauso wenig wie eine Kinder-Smartwatch. Zumindest noch nicht. Die klassische Nachbarn-Variante erachte ich im Moment als die plausibelste Alternative. Aber sie funktioniert halt auch nur, wenn die Bezugspersonen nebenan tatsächlich auch zu Hause sind. Damit bist du abhängig von Drittpersonen und entsprechend unflexibel.

Deshalb: Wir werden uns demnächst ein Festnetztelefon zulegen. Und uns damit – wie viele andere Familien mit kleinen Kindern – zu den letzten Mohikanern gesellen. Jetzt übe ich das Alleine-zu-Hause-sein sein aber erstmal schrittweise mit meiner Tochter.

Denn nicht nur Alleinsein will gelernt sein. Alleinlassen auch.

Titelfoto: Katja Fischer

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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