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Hintergrund

Kurzsichtigkeit: Besser sehen dank Tropfen, Linsen & Spezialgläsern

Kurzsichtigkeit entsteht im Primarschulalter. Doch man kann gegensteuern. Anders als früher bekommen Kinder heute nicht einfach nur Brillen mit Einstärken-Gläsern verordnet. Denn die können schlimmstenfalls die Myopie vorantreiben.

Sie nimmt schon fast endemische Ausmaße an: die Myopie, besser bekannt als Kurzsichtigkeit. Immer mehr Menschen leiden daran, in der Ferne nicht gut zu sehen – wobei der Begriff «Ferne» mit zunehmender Dioptrien-Zahl obsolet wird. Denn wer richtig stark kurzsichtig ist (ab circa -6 Dioptrien), kann schon in 30 bis 40 Zentimetern Entfernung nichts mehr scharf erkennen.

Weltweit sind laut dem International Myopia Institute aktuell 30 Prozent der Menschen kurzsichtig – Tendenz exponentiell steigend. So geht das Institut davon aus, dass die Zahl bis 2050 auf die Hälfte der Weltbevölkerung ansteigen wird.

Insbesondere bei Kindern wird die Myopie immer häufiger diagnostiziert. Kein Wunder, schließlich tritt die Fehlsichtigkeit das erste Mal im Primarschulalter auf und macht dann Probleme. Die klassische «Schul-Myopie» beginnt in der Regel im Alter von acht Jahren und schreitet in der Regel bis etwa zum 15. Lebensjahr voran.

Ich habe mit Marc Fankhauser, Optometrist und Kontaktlinsenspezialist im Optikerstudio Eyeness in Bern, über Behandlungsmöglichkeiten der Myopie geredet – und einen Blick auf die Forschung geworfen, um den explosionsartigen Anstieg der Kurzsichtigkeit zu verstehen.

Myopie: Genetik oder Umwelteinflüsse?

Myopie ist die häufigste Entwicklungsanomalie der Augen. Und die ist zunächst genetisch bedingt, also erblich: Bei der Kurzsichtigkeit ist der Augapfel länger als gewöhnlich, weshalb das Licht nicht an der Netzhaut, sondern davor bricht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet die unkorrigierte Fehlsichtigkeit gar als zweithäufigste Ursache für Sehbehinderung und Sehverlust.

Die gefürchtete Netzhautablösung kann schon Betroffene mit einer Kurzsichtigkeit zwischen -1 und -3 Dioptrien betreffen: Sie haben ein viermal höheres Risiko für eine Netzhautablösung als Normalsichtige.

Bei höherer Dioptrien-Zahl ist das Risiko sogar zehnmal so hoch. Da bei einer Myopie der Augapfel länger wächst als er soll, wird auch auf die empfindlichen Augenhäute immer mehr Zugkraft ausgeübt. So kann die Netzhaut reißen, Löcher bekommen oder sich ganz von der Aderhaut ablösen.

Kurzsichtigkeit bei Kindern: Mehr Zeit draußen, weniger vor dem Bildschirm

Insbesondere der Einfluss von natürlichem versus künstlichem Licht dürfte eine Rolle spielen: Zwar sind die genauen Einflüsse von Tageslicht auf die Kurzsichtigkeit noch nicht gut erforscht, eine Studie im Fachblatt Sage Journals legt aber einen Zusammenhang zwischen der Myopie und dem Dopamin- und Vitamin-D-Spiegel nahe.

Kurzsichtigkeit behandeln und vorbeugen

Wichtig zu wissen: Es gibt keinen Goldstandard in der Behandlung von Myopie. «Schön wärs, wenn es so einfach wäre», sagt Experte Fankhauser. «Es kommt auf die Wünsche des Kindes und der Eltern an. Manche sind offen für Kontaktlinsen, andere wollen lieber Brillen tragen, andere nehmen die Medikamente, also die Atropin-Tropfen. Letztlich muss man gegen das Wachstum des Auges etwas unternehmen. Schlecht ist es, gar nichts zu machen.»

1. Tageslicht als Therapie gegen Kurzsichtigkeit

Bei Kindern im Alter zwischen 5,5 und 8,5 Jahren ist der positive Effekt des Tageslichts auf das Längenwachstum des Augapfels offenbar größer als bei jüngeren Kindern.

Wie eine Studie aus Taiwan zeigte, schützt es Kinder vor Myopie, wenn sie pro Woche 11 Stunden draußen spielen. So lautet dann auch die gängige Empfehlung heute: Kinder sollten sich jeden Tag anderthalb bis zwei Stunden im Freien aufhalten.

Um die Augen vermehrt in die Fernsicht zu bekommen und weg vom Nah-Fokus, ist alternativ auch die 20-20-20-Regel ratsam: Sich alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas fokussieren, dass 20 Fuß (ca. 6 Meter) entfernt ist. Auf jeden Fall sollte beim Lesen oder bei der Bildschirmarbeit mindestens eine Ellenlänge zwischen Augen und Leseobjekt liegen.

2. Atropin-Augentropfen bei Myopie

In einer Untersuchung der Deutschen Opthalmologischen Gesellschaft wirken Atropin-Augentropfen sogar noch besser bei Kurzsichtigkeit als andere Maßnahmen wie Kontaktlinsen oder reduzierte Bildschirmzeiten.

Allerdings gibt es Nebenwirkungen wie Blendungsempfindlichkeit und Lähmung der Akkommodation (Nahsicht) – und auch Rebound-Effekte wurden beobachtet: dass also nach dem Absetzen der Tropfen die Myopie umso schneller voranschritt. Hinzu kommt: Die meisten Studien zu Wirkung und Nebenwirkungen wurden im asiatischen Raum durchgeführt.

3. Myopie-Management mit Kontaktlinsen

Auch spezielle weiche Kontaktlinsen, entweder Defokus- oder Multifokal-Linsen, können sich positiv auf die Kurzsichtigkeit auswirken. Sie schärfen einerseits das Bild, ermöglichen gutes Sehen, und verlangsamen gleichzeitig das Längenwachstum des Augapfels.

Neben Tageslinsen gibt es laut Fankhauser für kurzsichtige Menschen Ortho-K-Nachtlinsen: «Diese Nachtlinsen setzt man vor dem Schlafengehen ein und sieht dann tagsüber auch ohne Kontaktlinsen gut.» Sie verformen die Hornhaut des Auges so, dass die Kurzsichtigkeit tagsüber ausgeglichen wird. Dieser Effekt ist aber nur bei regelmäßigem Tragen der Linsen spürbar und sie helfen in der Regel nur bei einer Kurzsichtigkeit bis zu -6 Dioptrien.

4. D.I.M.S.-Brillengläser für myope Kinder

Um Kurzsichtigkeit zu behandeln, verwendet man bis heute herkömmliche Einstärkengläser. Das Problem: «Einstärkengläser korrigieren das Netzhautzentrum und machen damit ein scharfes Bild. Aber sie sorgen nicht dafür, das Längenwachstum des Auges zu stoppen» sagt Fankhauser. Im schlimmsten Fall, bei Unterkorrektion, können herkömmliche Brillengläser das Augenwachstum sogar anregen – und die Dioptrien-Zahl nimmt stetig zu.

Es gibt erste Studien zu den D.I.M.S-Gläsern. Noch fehlen aber Langzeitstudien auch aus dem europäischen Raum, um die Wirksamkeit im Vergleich zu Kontaktlinsen und Medikamenten zu belegen.

Aus heutiger Studienlage lässt sich daher auch nicht abschließend sagen, welche Maßnahme und Kombination die beste ist. «Das Wichtigste für Kinder mit Myopie ist, eine gewisse Zeit am Tag draußen zu verbringen.» Mit viel Fernsicht.

Titelfoto: shutterstock

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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