LGs 2020er UHD-Fernseher unterstützen kein volles HDMI 2.1 – das ist nicht schlimm
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LGs 2020er UHD-Fernseher unterstützen kein volles HDMI 2.1 – das ist nicht schlimm

Luca Fontana
6.5.2020

Ein Forbes-Artikel sorgt für Wirbel: LGs 2020er-UHD-Fernseher unterstützen kein volles HDMI 2.1. Dass das nicht so schlimm ist, wie’s klingt, zeigt ein Blick in die Details.

LGs OLED- und LCD-Fernseher mit UHD-Auflösung unterstützen 2020 kein volles HDMI 2.1. Denn die eigentlich zugrunde liegende HDMI-2.1-Bandbreite von 48 Gbit pro Sekunde beträgt bei LG «nur» 40 Gbit pro Sekunde. Das berichtet Forbes-Journalist John Archer.

Das klingt schlimmer, als es ist. Die gute Nachricht: Einfluss auf die Bild- und Tonqualität der 2020er-UHD-Fernseher LGs wird die verringerte Bandbreite kaum haben. Im Gegenteil, wenn’s nach LG geht.

Die Sache mit dem «vollen» HDMI 2.1

Wozu benötigst du Bandbreite? Um grosse Daten von einer externen Quelle auf deinen TV zu übertragen. Von einem Blu-ray-Player oder einer Spielkonsole, zum Beispiel. Je grösser diese Daten, desto mehr Bandbreite braucht es, damit die Daten auf deinen TV gelangen und dort zu einem Bild verarbeitet werden können.

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Aktuell stellt HDMI 2.1 in Punkto Bandbreite die grösste Schnittstelle zwischen TV und externer Quelle dar. Zu finden ist HDMI 2.1 hauptsächlich auf Fernsehern im oberen Preissegment mit Jahrgang 2019 oder jünger. Die 48 Gbit/s werden dabei benötigt, um unkomprimierte UHD-Bildsignale mit 120fps, 4:4:4-Chroma und 12-Bit-Farbtiefe verarbeiten zu können.

Wie Archer nun berichtet, sei ihm von Seiten LGs zugetragen worden, dass die 2020er-UHD-TVs zwar ein HDMI 2.1 mit verringerter Bandbreite haben, sie aber dennoch unkomprimierte UHD-Bildsignale mit 120fps, 4:4:4-Chroma und 10-Bit-Farbtiefe verarbeiten können. Das impliziere eine Bandbreite von 40 Gbit/s.

LGs offizielles Statement:

Während LG die meisten HDMI 2.1-bezogenen Spezifikationen in seinen Fernsehgeräten für 2019 abdeckte, einschliesslich der vollständigen Bandbreitenunterstützung in allen HDMI-Anschlüssen für seine 4K- und 8K-Fernsehgeräte, zeigte die Entwicklung der Marktsituation, dass echte Inhalte, die 48 Gbit/s erfordern, auf dem Markt nicht verfügbar sind.

Und weiter:

Basierend auf der Marktsituation entschied sich LG, die Hardwareressourcen von 2020-Chipsätzen neu zuzuweisen, die für AI-Funktionen, einschliesslich CPU und GPU, optimiert sind und die volle Bandbreite in nur zwei Ports der 2020er-8K-TV-Serie (ZX-Serie, NANO99, NANO97, NANO95) unterstützen. Die restlichen Anschlüsse von 8K-Fernsehgeräten und alle HDMI-2.1-Anschlüsse von 4K-Fernsehgeräten haben eine geringere Bandbreite als 48 Gbit/s, unterstützen jedoch bis zu 4K, 120P und 4:4:4/RGB und 10 Bit. Wir entschuldigen uns dafür, dass nicht früher gemeldet zu haben.

Mit anderen Worten: LG ist der Ansicht, dass durch ihre intelligenten Bild- und Ton-Optimierungen bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn Rechenkapazität vom HDMI-2.1-Port abgezogen und stattdessen den AI-Funktionen zugewiesen wird. Also LGs «AI Picture» und «AI Sound». Diese Umschichtung von Ressourcen rechtfertigen die Südkoreaner damit, dass es ohnehin keine Inhalte gebe, die die volle Bandbreite von 48 Gbit/s nutzen.

Der Unterschied zwischen LGs 40-Gbit/s-HDMI und 48-Gbit/s-HDMI liegt also in der darstellbaren Farbtiefe. 10-Bit statt 12-Bit.

10 Bit vs. 12 Bit Farbtiefe: Alles einerlei

In der Theorie wären die zwei Farbtiefen nur für die HDR-Standards «HDR10/HDR10+» und «Dolby Vision» relevant:

  • HDR10 und HDR10+ haben 10 Bit Farbtiefe und stellen 1.07 Milliarden Farben dar
  • Dolby Vision hat 12 Bit Farbtiefe und stellt 69 Milliarden Farben dar

In der Praxis gibt es aber noch kein TV-Panel, das mehr als 10-Bit-Farbtiefe darstellt. Fernseher, die zwar Dolby-Vision-Signale mit potenziell 12 Bit verarbeiten können, stellen dennoch nur 10 Bit dar: Der Vorteil des dynamischen Dolby Vision gegenüber dem statischen HDR10 liegt somit einzig in der Möglichkeit, HDR-Informationen für jedes einzelne Frame übermitteln zu können – nicht bloss einmal für den gesamten Inhalt. Das hat aber nichts mit der Farbtiefe zu tun.

Wenn es also stimmt, dass LG durch die sinnvolle Umschichtung von Ressourcen tatsächlich ein besseres Bild erzeugen kann, ohne andere wichtigen HDMI-2.1-Funktionen wie variable Bildraten oder Auto Low Latency Mode (ALLM) fürs Gamen mit niedrigen Input-Lags zu beeinträchtigen – warum nicht?

Was LGs-Statement wirklich bedeutet

LGs abgespecktes HDMI 2.1 bei 2020er-UHD-Fernseher unterstützen also keine 12-Bit-Signale, wenn sie mit UHD-Auflösung und 120 Frame pro Sekunde eingespielt werden, sondern nur 10-Bit-Signale. Muss dich LGs Einräumung, dass ihre 2020er-UHD-TVs bloss 40-Gbit/s-HDMI-2.1 haben, besorgen?

Nein. Film- und Serien-Nerds geniessen ihre Inhalte mit 24 Frames pro Sekunde. Da passt Dolby Vision noch locker in die Bandbreite rein – bildlich gesprochen. Und Gamer kriegen nach wie vor UHD-Auflösung mit HDR und 120 Frames pro Sekunde.

Ob die neuen 2020er-Konsolen Dolby Vision unterstützen werden, ist sowieso noch zu klären. Das Verhältnis zwischen Sony und Dolby scheint mehr als angespannt zu sein. Microsoft ist da fortschrittlicher.

So oder so: Auf dem 10-Bit-Panel der heutigen TVs macht das 40-Gbit/s-HDMI ohnehin keinen Unterschied.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder.Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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