Lymphmassage, Retinol und viel trinken: Was bei Tränensäcken wirkt
Hintergrund

Lymphmassage, Retinol und viel trinken: Was bei Tränensäcken wirkt

Sie sind vor allem ein kosmetisches Problem. Aber: Tränensäcke sagen oft mehr über deinen Lebensstil aus, als du denkst. Als erstes solltest du darum die Ursache für die Schwellungen unter den Augen herausfinden.

Du siehst älter aus, als du eigentlich bist und müder, als du dich fühlst? Der Grund für diese optische Täuschung könnten Tränensäcke sein. Beim täglichen Blick in den Spiegel können die Schwellungen unter den Augen zu Frustration führen. Doch die gute Nachricht ist: Du kannst gegen Tränensäcke etwas unternehmen.

Was genau, erklärt Dr. Eva Wegrostek, Fachärztin für Anästhesie, Allgemeinmedizin und Expertin in der Ästhetischen Medizin.

Fett- oder Wassereinlagerung: Wie entstehen Tränensäcke?

Der unschöne Name suggeriert es schon: Tränensäcke sind Schwellungen unter den Augen. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Ursachen: Entweder wird Fett unter dem Auge eingelagert oder Wasser – letzteres nennt man Ödem. Die Ursache beider Formen ist genetisch. Es ist also angeboren, ob du zu Tränensäcken neigst oder nicht. Sind deine Tränensäcke mit Wasser gefüllt, steckt meistens ein Lymphstau dahinter. Der Abfluss der Lymphe ist gestört, weshalb sich die Flüssigkeit im Zwischenzellgewebe ansammelt.

Dazu kommt, dass die Haut im Alter generell an Elastizität und Stärke verliert. Muskeln und Bindegewebe werden schwächer, wodurch kleine Fetteinlagerungen in dem ohnehin dünnen Gewebe um die Augen leichtes Spiel haben.

Ob es sich bei deinen Tränensäcken um Fett- oder Wassereinlagerungen handelt, sei einfach festzustellen, sagt Dr. Wegrostek: «Bei Tränensäcken, die in der Früh stärker sind als am Abend, handelt es sich zu 99 Prozent um einen Lymphstau – also um die Einlagerung von Wasser. Wenn der Tränensack immer gleich bleibt – morgens, mittags und abends – dann ist es ziemlich sicher Fett.»

Risikofaktoren: Was begünstigt Tränensäcke?

Die Genetik ist natürlich auch bei Tränensäcken nicht zu überwinden. Aber: Dein Lebensstil kann zusätzlich zu der genetischen Veranlagung einen gestörten Lymphfluss begünstigen. Dehydrierung, Schlafmangel oder zu viel Alkohol können Gründe für die Wassereinlagerungen sein. «Das Gewebe rund um das Auge speichert extrem viel Wasser – das ist bei allen Menschen so», sagt Expertin Wegrostek. «Trinkt man am Abend viel Wein oder versorgt man den Körper nicht mit ausreichend Wasser, kompensiert er das, indem er genau dort noch mehr Wasser speichert.»

Auch Nikotin verstärkt Tränensäcke. Das bestätigt eine prominente Zwillingsstudie im Fachjournal «Plastic and Reconstructive Surgery»: Untersucht wurden Zwillingspaare, von denen ein Zwilling rauchte und der andere nicht. Beide wurden zu ihrem Nikotinkonsum befragt und im Anschluss Alterserscheinungen anhand von Portraitfotografien beurteilt.

Das Ergebnis: Den Rauchenden sah man das Altern an Augenlidern, Lid- und Tränensäcken, Nasen- und Lippenfalten deutlicher an, als Nichtrauchenden. Wie Alkohol entzieht auch Nikotin dem Körper Feuchtigkeit, wodurch mehr Wasser an entsprechenden Stellen eingelagert wird.

Behandlung: Das hilft bei Tränensäcken

Die häufigste Form der Tränensäcke sind jene, bei denen sich Wasser unter dem Auge einlagert. Hingegen handelt es sich bei nur rund 10 Prozent um die Einlagerung von Fett: Bei grossem Leidensdruck rät die Expertin bei letzteren zu einer operativen Entfernung des Fettkörpers. In einem kleinen Eingriff wird ein Schnitt unter dem Wimpernkranz gesetzt und der Fettkörper zum Teil entfernt.

Gehört man zu den restlichen 90 Prozent, deren Tränensäcke auf einen Lymphstau zurückgehen, ist die Behandlung umfangreicher und komplizierter. «Man kann ein Ödem, eine Wassereinlagerung, nicht wegspritzen und nicht wegschneiden» sagt die Expertin. Was hilft also?

1. Lymphdrainage bei Tränensäcken

Wenn man den Lymphstau unter den Augen löst, verbessert sich damit das Abfließen der Lymphflüssigkeit. «Damit trainiert man das Lymphsystem, es wird schwungvoller und kann die Wassereinlagerung besser abtransportieren», sagt Eva Wegrostek. Grundsätzlich empfiehlt es sich auch bei harmlosen, kosmetischen Problemen wie den Tränensäcken einen Arzt oder eine Ärztin um professionellen Rat zu fragen. Sie bieten gezielte Massagen der Lymphe, um Schwellungen effektiv entgegenzuwirken. Für den ersten Schritt kannst du aber zuhause versuchen, sanft mit zwei Fingern von der Nasenwurzel her über den inneren Augenwinkel bis zu den äußeren Augenwinkeln zu streichen um den Lymphstau zu lösen. Aber auch mit der Gua Sha-Technik und einem Jaderoller lässt sich die Lymphe zuhause anregen.

2. Lebensstil ändern, um Tränensäcke zu reduzieren

Expertin Wegrostek rät zudem, alles zu vermeiden, was den Lymphstau begünstigt. Ausreichend Schlaf, viel Flüssigkeit und wenig Alkohol seien schon ein guter Anfang für eine Verbesserung. «Je gesünder man lebt und je mehr Flüssigkeit man zu sich nimmt, desto eher können Tränensäcke reduziert werden.»

3. Kühlen bei Tränensäcken

Wie bei allen Schwellungen, solltest du zunächst auf Kühlung setzen. «Dadurch ziehen sich die Gefäße zusammen, die Durchblutung wird angekurbelt und Flüssigkeit schneller abgetragen», sagt Eva Wegrostek. Das Auflegen kühler Augenpads, die noch dazu Feuchtigkeit spenden, kann schon den gewünschten Effekt haben.

4. Teebeutel wirken gegen die Schwellungen

Ein anderer Tipp aus der Hausmittel-Apotheke: feuchte Schwarztee-Beutel oder Kaffeepads auf die Augen legen. Beide enthalten Tannine und Flavonoide, die eine abschwellende, antibakterielle und antioxidative Wirkung haben und zudem beruhigend auf die Haut wirken. Im Idealfall lässt du Teebeutel und Kaffeepad gut abkühlen, bevor du sie für mehrere Minuten auf die geschlossenen Augenlider legst. So können nicht nur die Wirkstoffe, sondern auch die Kühlung ihre Wirkung entfalten.

5. Die richtige Hautcreme bei Tränensäcken

Um den Lymphstau zu lösen, kannst du auch auf eine passende Haut- und Augencreme setzen. Die Expertin erklärt: «Retinol zum Beispiel führt zu einer Verdickung der Haut. Wenn die Haut um das Auge dicker ist, übt sie mehr Druck auf das Gefäßsystem aus und das Wasser kann besser abtransportiert werden.» Retinol, eine fettlösliche Form von Vitamin A, ist an der Zellerneuerung beteiligt, stimuliert den Aufbau der Hautstruktur und wird daher in vielen Produkten als Anti-Aging-Wirkstoff eingesetzt. Auch bei Tränensäcken kann eine Creme mit Retinol die Haut um die Augen zusätzlich unterstützen.

Titelfoto: shutterstock

26 Personen gefällt dieser Artikel


User AvatarUser Avatar
Olivia Leimpeters-Leth
Autorin von customize mediahouse

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar