M2 Mac Mini im Test: Level Up
Produkttest

M2 Mac Mini im Test: Level Up

Die Basisversion des M2 Mac Mini kostet für einen Apple-Computer erfreulich wenig. Der Kleine ist ein guter Kauf, wobei ich zumindest ein Upgrade der SSD empfehle – in der Version mit 256 GB ist diese nämlich deutlich langsamer als beim Vorgänger.

Du hast einen fixen Arbeitsplatz und willst für produktive Aufgaben einen Mac – vielleicht bearbeitest du Fotos oder Videos. Mit dieser Ausgangslage hattest du bisher die Wahl zwischen drei Geräten: Der Mac Mini mit M1-Chip war günstig, bot aber relativ wenig Grafikleistung. Der M1-iMac leidet am gleichen Problem und ist wegen seines Displays ziemlich teuer. Der Mac Studio mit M1 Max oder M1 Ultra ist eine Höllenmaschine, kostet aber auch höllisch viel und ist in den meisten Fällen Overkill.

Bühne frei für den neuen Mac Mini. Schon in der Basisversion verspricht er dank M2-Chip mehr Grafikleistung als der Vorgänger. Optional verkauft dir Apple nun ausserdem eine Version mit M2 Pro – und stopft damit das leistungstechnische Loch zwischen Basis-Mini und Studio. Ich teste den Kleinen auf Herz und Nieren.

Design und Anschlüsse: Verpasste Chance

In Sachen Design belässt Apple alles beim Alten. Schade, denn der Mac Mini könnte noch viel minimalistischer sein. Im Innern des Gehäuses befindet sich nämlich vor allem eines: Luft. Apples M-Chips, auf denen von der CPU über den RAM bis hin zur GPU alles integriert ist, benötigen nur wenig Platz. Viel weniger als die alte Intel-Architektur, für welche das Gehäuse ursprünglich konstruiert wurde. Ich finde es enttäuschend, dass auch die zweite Generation des Mac Mini mit Apple Silicon nichts aus diesem Potenzial macht. So bleibt das Gehäuse 19,7 × 19,7 × 3,6 cm gross.

Ein Lüfter und viel Luft: Rund die Hälfte des Mac Minis ist leer.
Ein Lüfter und viel Luft: Rund die Hälfte des Mac Minis ist leer.
Quelle: Samuel Buchmann

Die Anschlüsse beschränkt Apple weiterhin aufs Nötigste. In der M2-Version findest du folgende Buchsen auf der Rückseite: Zweimal Thunderbolt 4 (USB-C), zweimal USB-A (bis zu 5 Gigabit pro Sekunde), einen Kopfhöreranschluss, HDMI 2.0 und Gigabit-Ethernet. Letzterer lässt sich für 110 Franken auf zehn Gigabit upgraden. Der Mini mit M2 Pro hat vier Thunderbolt-4-Ports und sein HDMI-Anschluss hat Version 2.1. Das heisst, er unterstützt eine Auflösung von 8K bei 60 Hertz oder 4K bei 240 Hertz. In der Basisversion schafft er nur 4K bei 60 Hertz – wenn du höhere Auflösungen oder Framerates brauchst, musst du den Monitor zwingend an einem Thunderbolt-Port anschliessen, wenn nötig über einen Adapter. Hat der Monitor einen DisplayPort-Anschluss, liegen so bis zu 6K 60 Hertz oder 4K 120 Hertz drin.

Die Vorderseite des Mac Mini bleibt leer. Auch hier hat Apple die Gelegenheit verpasst, etwas zu verbessern – denkbar wären zum Beispiel ein SD-Kartenleser oder weitere Schnittstellen an der Frontseite, wie es der Mac Studio hat. Dieses Versäumnis kann ich mit Blick auf den tiefen Preis knapp verkraften. Beim mittlerweile rückständigen HDMI-2.0-Anschluss geht mir der Geiz zu weit. Das halte ich für ein künstlich erzeugtes Argument, um Käufer zum Upgrade auf die M2-Pro-Version zu bewegen. Wenigstens greift Apple bei WLAN und Bluetooth nicht zu solchen Mitteln. Sie unterstützen in jeder Konfiguration die aktuellsten Standards Wi-Fi 6E beziehungsweise Bluetooth 5.3.

In der normalen M2-Version sind die Anschlüsse des Mac Mini eher spartanisch.
In der normalen M2-Version sind die Anschlüsse des Mac Mini eher spartanisch.
Quelle: Samuel Buchmann

Leistung: Mehr Grafikpower, zweifelhafte Basis-SSD

Der M2-Chip ist kein Quantensprung gegenüber dem M1. Die Anzahl der CPU-Kerne bleibt bei acht, die maximale Taktfrequenz steigt von 3,2 auf 3,49 Gigahertz. Statt acht sind neu zehn Grafikkerne auf dem Chip verbaut und die Bandbreite für den Arbeitsspeicher hat sich von 68 auf 100 Gigabyte pro Sekunde erhöht. Den RAM kannst du nun bis auf 24 Gigabyte (GB) erweitern. Einen Rückschritt gibt es bei der SSD: In der kleinsten Version mit 256 GB verteilt Apple den Speicher nicht mehr auf zwei Module à 128 GB, wie noch beim M1. Stattdessen ist nur noch ein einzelner Speicherchip mit 256 GB verbaut, was die gleichzeitig nutzbaren Speicherkanäle verringert. Das bedeutet tiefere Lese- und Schreibgeschwindigkeiten. Erst ab der Konfiguration mit 512 GB SSD kommen wieder zwei Chips zum Einsatz.

Was heisst das alles für die effektive Leistung?

CPU: Kleiner Schritt

Ich teste den Prozessor des neuen Mini mit den zwei Benchmarks Cinebench R23 und Geekbench 5. Der Leistungszuwachs gegenüber dem Vorgängermodell mit M1-Chip liegt zwischen 8 und 16 Prozent. Anwendungen, die alle Kerne ausschöpfen, profitieren stärker vom Upgrade. Die moderate Verbesserung liegt im Rahmen meiner Erwartungen. Schliesslich hat Apple lediglich die Taktfrequenz um neun Prozent erhöht.

Der teurere M2 Pro lässt seine Muskeln nur in den Multi-Core-Benchmarks spielen. Dort ist er in Cinebench 69 Prozent schneller als der reguläre M2. Das überrascht nicht, da der M2 Pro meines Vergleichsgeräts vier Performance-Kerne mehr zur Verfügung hat. Im Single Core ist die Leistung hingegen identisch.

GPU: Grosser Schritt

Grösser ist der Unterschied zwischen M1 und M2 bei der Grafikleistung. Dank den zwei zusätzlichen GPU-Cores und der leicht höheren Taktfrequenz erreicht der neue Chip deutlich höhere Punktzahlen in Grafik-Benchmarks: In 3DMark Wild Life Extreme sind es 38 Prozent mehr, in GFXBench Metal 40 Prozent und in Geekbench 5 Metal 43 Prozent. Zusätzlich lasse ich noch einen der wenigen Game-Benchmarks für Mac laufen – in Shadow of the Tomb Raider kommt der M2 in 1440p mit hohen Detaileinstellungen auf 46 Prozent mehr Frames pro Sekunde (FPS) als der M1.

Wenn du tatsächlich zu den wenigen gehörst, die auf ihrem Mac gamen wollen, wird der M2 Pro interessant. Er liefert nochmal 132 Prozent mehr FPS in Tomb Raider und auch massiv höhere Punktzahlen in den synthetischen Benchmarks. Dort beträgt die Verbesserung gegenüber dem normalen M2 80, 38 und 70 Prozent. Das wirkt sich auch in grafikintensiven Anwendungen wie Videoschnitt positiv aus, wie du im übernächsten Abschnitt sehen wirst.

SSD: Rückschritt

Die SSD ist der wunde Punkt des neuen Mac Minis – zumindest in der Basisversion mit 256 GB Speichergrösse. Besonders bei grossen Datenmengen drückt die neue Architektur die Leistung massiv. Im AmorphousDiskMark-Test mit 16 GB Dateigrösse beträgt die sequenzielle Lesegeschwindigkeit des Mac Mini in der 256-GB-Konfiguration nur 40 Prozent des Vorgängers. Sie hat sich also mehr als halbiert. Auch bei kleineren Dateigrössen oder zufälligen Lesezugriffen bewegt sie sich um die 50-Prozent-Marke herum. Weniger schlimm ist der Rückschritt bei der Schreibgeschwindigkeit.

Im Alltag merkst du diese Verschlechterung wohl vor allem in einem Fall: Wenn du deinen Arbeitsspeicher überlastest und die SSD als Puffer einspringen muss. Dann rächen sich langsame Lese- und Schreibgeschwindigkeiten. Ob und wie oft das passiert, hängt von den Anwendungen ab – und davon, wie viel RAM du konfiguriert hast. In der Basisversion mit 8 GB dürften ein grosser Lightroom-Katalog oder zu viele Chrome-Tabs reichen, um den Arbeitsspeicher zu füllen. Auch dann wird der Mini nicht plötzlich zur Schnecke. Aber ein Videoschnitt-Programm kann schon mal ins Stocken geraten, wenn du gleichzeitig zu viele andere Dinge offen hast.

Sobald du die SSD auf die 512-GB-Version erweiterst, verschwindet das Problem. Diese ist sogar etwas schneller als die Basisversion des Vorgängermodells. Bei Modellen mit M2 Pro Chip steigt dann vor allem noch die sequenzielle Lese- und Schreibgeschwindigkeit der SSD. Das merkst du höchstens, wenn du sehr grosse Dateien kopierst.

Produktivität: Das flutscht

Mit seinem Formfaktor und seiner Leistung ist der M2 Mac Mini prädestiniert für Bild- und Videobearbeitung. Selbst in der Basisversion kann ich 4K-Videos im anspruchsvollen H.265 Codec flüssig in DaVinci Resolve Studio schneiden. Auch Lightroom läuft schnell und ohne nennenswerte Ruckler. Für grosse Video- und Fotoprojekte würde ich allerdings das Upgrade auf 16 GB Arbeitsspeicher empfehlen. 8 GB sind sehr schnell voll und ich bin mir nicht sicher, wie gut ständiger Swap für die Langlebigkeit der SSD ist.

Die Exportgeschwindigkeit steigt im Vergleich zum Vorgänger vor allem bei Videodateien. Für ein elfminütiges Youtube-Video mit Color Grading, Rauschfilter und diversen Effekten benötigt der neue Basis-Mini 1142 Sekunden. Das ist 37 Prozent schneller als mit M1. Mit dem Upgrade auf die 512 GB SSD sind es sogar 43 Prozent. Ein Lightroom-Export von 100 RAW-Bildern mit einer Auflösung von 50 Megapixeln dauert hingegen fast gleich lange. Im Browser-Benchmark Speedometer 2.0 kommt der M2 immerhin auf 18 Prozent mehr Punkte. Wobei du das in der Praxis kaum merken wirst.

Der M2 Pro ist im Export nochmal deutlich schneller. Er schafft die 100 RAWs in etwas mehr als der Hälfte der Zeit, die der M2 braucht. Das Video rechnet er sogar mehr als doppelt so schnell. Diese Geschwindigkeit ist beeindruckend angesichts des schwierigen Dateiformats des Rohmaterials und der Effekte. Während des Schneidens merke ich den stärkeren Chip aber nur, wenn mal ein Filter oder Effekte gerechnet werden müssen. Oder wenn ich den Mac mit 8K-Aufnahmen aus meiner Sony A1 stresse. Diese spielt der reguläre M2 nicht mehr flüssig ab, der M2 Pro schon.

Temperaturen und Lautstärke: Extrem effizient

Der Lüfter des Mac Mini ist im Leerlauf so gut wie unhörbar. In diesem Zustand benötigt der Mini gerade mal 4 Watt und die CPU ist mit 34 Grad Celsius nur lauwarm. Während zehn Minuten Cinebench steigt die Leistungsaufnahme auf 25 Watt, die Temperatur auf 77 Grad – noch immer nicht genug, um den Lüfter aus der Ruhe zu bringen. Erst wenn ich gleichzeitig die CPU mit Cinebench und die GPU mit 3DMark stresse, steigt die Drehzahl von 1700 auf 2500 Umdrehungen pro Minute, sobald die CPU die 90-Grad-Marke durchbricht. Selbst in dieser Geschwindigkeit ist der Lüfter noch sehr leise und verhindert trotzdem, dass der Prozessor heruntertakten muss. Während dieses Extremszenarios benötigt der Mini 45 Watt Leistung.

Die Zahlen zeigen, wie effizient Apples M2-Chip arbeitet. Von einem solchen Verhältnis zwischen Leistungsaufnahme, Geschwindigkeit und Temperatur kann die Windows-Konkurrenz mit Chips von Intel und AMD weiterhin nur träumen. Für dich als Nutzer bedeutet es: Der Mini ist praktisch lautlos und liefert selbst bei anhaltend intensiver Arbeitslast trotzdem stets die volle Leistung. Dabei verbraucht er auch noch wenig Strom.

Der Mini muss trotz leisem Lüfter nie die Leistung verringern, um kühl zu bleiben.
Der Mini muss trotz leisem Lüfter nie die Leistung verringern, um kühl zu bleiben.
Quelle: Samuel Buchmann

Fazit: Nimm nur, was du wirklich brauchst

Der M2 Mac Mini ist ein moderates Upgrade eines bereits sehr guten Computers. Fast komplett lautlos verrichtet er seinen Dienst und muss seine Leistung trotzdem nie drosseln. Gegenüber dem Vorgänger hat der M2 vor allem mehr Grafik-Power, die CPU ist nur wenig schneller. Gar einen Rückschritt macht in der Basisversion die 256 GB grosse SSD. Sie hat wegen einer neuen Architektur nur noch die halbe Lesegeschwindigkeit wie beim M1-Modell. Dafür kostet der Mini in der tiefsten Konfiguration etwas weniger als der Vorgänger: Mit einem Preis von 649 Franken oder 699 Euro ist er der günstigste Apple-Computer überhaupt – und für Office-Anwendungen trotzdem mehr als schnell genug.

Upgrades sind teuer. Wie immer bei Apple-Geräten. Für Bild- oder Videobearbeitung lohnt sich allerdings der Sprung auf 16 GB RAM und 512 GB SSD. Dann reicht der Arbeitsspeicher auch für grosse Lightroom-Kataloge oder Video-Projekte. Und die SSD ist schnell genug, damit sie notfalls einspringen kann, ohne dass du viel davon merkst. Diese Konfiguration kostet 1089 Franken oder 1159 Euro, dafür kannst du damit selbst 4K-Videos gut schneiden.

Mit dem teureren M2 Pro läuft der Mini schliesslich zur Höchstform auf, du hast ein paar zusätzliche Anschlüsse zur Verfügung und kannst mehr Displays in höherer Auflösung betreiben. Für das Upgrade zum ausgewachsenen Chip mit 12-Core CPU und 19-Core GPU wird ein Aufpreis von 640 Franken oder 735 Euro fällig. Das würde ich nur empfehlen, wenn du sehr aufwändige Videos schneidest oder anderweitig von der zusätzlichen Leistung profitierst.

  • Ratgeber

    Welcher Mac ist der richtige für dich? Antworten im Februar 2023

    von Samuel Buchmann

Schade finde ich, dass Apple beim Mini nicht mehr aus der Kompaktheit der M2-Chips herausholt. Als die erste Version mit Apple Silicon 2020 noch so aussah wie das alte Intel-Kästchen, war das verständlich. Für die zweite Ausgabe hätte ich mir ein neues Design gewünscht. Mit weniger überflüssigem Leerraum innen und mehr Anschlüssen aussen – vor allem auch an der Vorderseite. Ich schätze, dafür muss ich bis zur M3-Version warten. Die wird dank angeblicher 3-Nanometer-Technologie wohl auch wieder einen grösseren Leistungssprung machen. In der Gegenwart lautet mein Fazit: Hast du bereits einen Mac mit M1, lohnt sich das Upgrade nicht. Wenn du aber von Windows umsteigen willst oder noch auf der alten Intel-Architektur arbeitest, ist der M2 Mac Mini eine hervorragende Option zu einem fairen Preis.

Titelbild: Samuel Buchmann

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann wahrscheinlich an meinen Fingerspitzen mitten in einer Felswand.


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