Pandemie-Babys schneiden bei Entwicklungstest schlechter ab als andere
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Pandemie-Babys schneiden bei Entwicklungstest schlechter ab als andere

Während der Corona-Pandemie geborene Kinder lernen womöglich langsamer als andere. Darauf deutet ein Entwicklungstest für soziale und motorische Fähigkeiten mit rund 250 Babys hin.

Im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 sind weltweit Millionen Kinder geboren worden. Eine wesentliche Frage: Wie wirken sich die besonderen Umstände auf ihre Entwicklung aus? Forschende aus den USA sind dieser Frage nachgegangen und stellten bei einem Entwicklungstest fest, dass Pandemie-Babys im Alter von sechs Monaten schlechter abschnitten als jene, welche kurz vor der Pandemie geboren wurden, wie das Team in der Fachzeitschrift «JAMA Pediatrics» veröffentlicht hat.

255 Babys waren Teil der Studie. Geboren wurden sie zwischen März und Dezember 2020 im Morgan Stanley Children's Hospital und im Allen Hospital des NewYork-Presbyterian. Die Daten erhob das Team mit Hilfe von Fragebögen, den die Kinderärztinnen und Kinderärzte Eltern aushändigen, um Aspekte der kindlichen Entwicklung wie Kommunikation, Fein- und Grobmotorik, Problemlösung und soziale Fähigkeiten zu bewerten.

Das Resultat: Pandemie-Kinder schnitten etwas schlechter ab in Bereichen wie Motorik und soziale Fähigkeiten, nicht jedoch bezüglich Kommunikation oder Problemlösungsfähigkeit. «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der enorme Stress, dem die schwangeren Mütter in dieser beispiellosen Zeit ausgesetzt waren, eine Rolle gespielt haben könnte», ordnet die Kinderärztin Dani Dumitriu, eine Autorin der Studie, die Ergebnisse in einer die Studie begleitenden Pressemitteilung ein.

Ein weiterer möglicher Grund nebst gestressten Bezugspersonen ist, dass die Kinder seltener andere zum Spielen trafen. Wer sich traf wiederum, durfte nicht so interagieren wie Babys vor der Pandemie.

Fast die Hälfte der Mütter in der Studie hatte nach Angaben der Forschenden im Lauf ihrer Schwangerschaft eine Covid-Infektion. Die meisten erkrankten ohne Symptome oder nur leicht. Auffällig war, dass es keine Unterschiede in den Ergebnissen zwischen den Säuglingen zwischenzeitlich erkrankter und gesunder Mütter gab.

Überhaupt stellten die Forschenden nur geringfügige Unterschiede bei dem Nachwuchs fest. Es handle sich um kleine Verschiebungen der Durchschnittswerte zwischen den Gruppen, sagt Dumitriu: «Diese kleinen Verschiebungen verdienen jedoch besondere Aufmerksamkeit, da sie auf Bevölkerungsebene erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben können.» Das sei von anderen Pandemien und Naturkatastrophen bekannt.

«Die Ergebnisse unserer kleinen Studie bedeuten nicht unbedingt, dass diese Generation später im Leben beeinträchtigt sein wird», sagt Dumitriu. «Wir befinden uns noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, in dem es noch viele Möglichkeiten gibt, einzugreifen und diese Babys auf den richtigen Entwicklungspfad zu bringen.» Sie und ihre Kolleginnen wollen die Säuglinge in Langzeitstudien weiter beobachten.

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Titelbild: VMStock/Shutterstock

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