Reparaturproteine schützen Krebszellen vor T-Zell-Attacke
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Reparaturproteine schützen Krebszellen vor T-Zell-Attacke

Krebszellen haben einige raffinierte Strategien parat, um sich vor Angriffen des Immunsystems zu schützen. Eine davon: Reparaturproteine, die kleine Löcher in der Zellwand stopfen.

Krebszellen sind äusserst geschickt darin, der körpereigenen Abwehr standzuhalten. Das gelingt ihnen auch deshalb, weil sie sich während einer Immunzellattacke mithilfe spezieller Proteine sehr schnell selbst reparieren können. Das Team um Alex Ritter vom US-amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen Genentech hat die Schutzmassnamen der Krebszellen nun im Fachjournal «Science» präsentiert.

Bestimmte Immunzellen, die zytotoxischen T-Lymphozyten, sind darauf spezialisiert, infizierte Zellen sowie Tumorzellen zu zerstören. Haben sie ihr Angriffsziel ausfindig gemacht, schütten sie verschiedene Zellgifte aus: Das Protein Perforin bildet Poren in der Zellmembran, durch die das Enzym Granzym in die Zelle hineingelangt. Dort leitet es den programmierten Zelltod ein, die Apoptose. Krebszellen haben allerdings einen effektiven Weg gefunden, um sich vor dem T-Zell-Angriff zu schützen, wie das Team um Ritter herausgefunden hat: Sie bilden Proteinkomplexe, genannt Endosomal Sorting Complexes Required for Transport (ESCRT), die die kleinen Poren verschliessen. Dadurch können Granzyme schlechter oder gar nicht mehr in die Tumorzelle eindringen und sie ausschalten.

Zunächst haben die Forschenden die ESCRT-Proteine innerhalb von Krebszellen in Echtzeit und mithilfe eines speziellen Lasermikroskops beobachtet. Dabei stellten sie fest, dass die ESCRT-Proteine direkt nach einem T-Zell-Angriff zur beschädigten Zellmembran wanderten. In einem weiteren Versuch blockierten die Forschenden die Proteinkomplexe in ihrer Funktion. Daraufhin konnten die Abwehrzellen mehr Tumorzellen abtöten als zuvor.

Krebszellen haben eine Reihe zusätzlicher Strategien entwickelt, mit deren Hilfe sie dem Immunsystem entgehen: Die bösartigen Zellen können sich für das Immunsystem «unsichtbar» machen, indem sie die für sie typischen Oberflächenmoleküle verbergen. Manche Krebszellen sind zudem in der Lage, an T-Zellen zu binden und sie auszubremsen. Mithilfe von Immuntherapien wollen Ärztinnen und Ärzte diese Mechanismen umgehen, sodass die Krebszellen der körpereigenen Abwehr nicht mehr entkommen können.

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Titelbild: © Meletios Verras / Getty Images / iStock (Ausschnitt)

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