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Kritik

Ersteindruck: «See» ist Apples erste grosse Show – und vielversprechend

Luca Fontana
6.11.2019

Eine blinde Menschheit in einer weit entfernten dystopischen Zukunft: Das ist «See». Apples erste grossangelegte Serie punktet mit einer verdammt spannenden Prämisse und viel Tempo – zumindest anfangs.

Noch sind erst drei der insgesamt acht Episoden auf Apples neuen Streamingdienst, Apple TV Plus, verfügbar. Jede davon ist eine Stunde lang. Das reicht noch nicht für ein abschliessendes Urteil, aber für einen ersten Eindruck. Und der ist sehr gut.

Eines vorweg: In diesem Serien-Ersteindruck gibt’s keine Spoiler. Du liest nur das, was aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt ist.

Ein furioser Start

Zirpen. Klacken. Streichen. Baba Voss (Jason Momoa), Anführer des Alkenny-Stamms, ist blind. Genauso wie sein Stamm. Das Land. Die ganze Welt. In einer dystopischen Zukunft, die Jahrhunderte von der heutigen Gegenwart entfernt ist, hat ein Virus nicht nur den Grossteil der Menschheit ausgerottet, sondern auch die wenigen Verbliebenen erblinden lassen.

In dieser postapokalyptischen Welt ist die Fähigkeit, zu sehen, ein Mythos. Schlimmer. Hexerei. Nur schon, darüber zu sprechen, gilt als ketzerisch. Denn die Menschen sind überzeugt: Wir, ihre Ahnen, haben durch die Gabe des Sehens den Planeten beinahe vernichtet. Nur Gottes Eingriff hat Schlimmeres verhindert, so der Glaube.

Gutes Tempo. Nur eine Schwäche

Es ist ein fulminanter Anfang, das «See» uns Zuschauern da bietet. Eine Schlacht unter Blinden, geführt mit Stock und Stein, aber nicht weniger blutig und brutal, als du es aus modernen Kriegsfilmen kennst. Das ist hohe Filmkunst.

Zumindest optisch ist «See» atemberaubend schön und einzigartig.

Tatsächlich erinnert «See» stark an das Computerspiel «Horizon Zero Dawn». Genau wie dort haben sich die ein, zwei Millionen übrig gebliebenen Menschen zu kleineren Stämmen zurückentwickelt. Der Glaube an Götter und deren vermeintlichen Willen beherrscht ihre Handlungen.

Eine grosse Schwäche der Serie – zum Glück aber die einzige.

Denn die meiste Zeit verbringen wir mit Baba Voss, der darum ringt, seinen Alkenny-Stamm in Sicherheit zu führen, während der Hexenjäger-General ihnen stets auf den Fersen ist. Gerade in der ersten Episode schlägt Regisseur Lawrence ein ungemein hohes Tempo an. In der zweiten Episode verliert sich dieses Tempo ein wenig, macht aber in der dritten mit einer genialen Kampfszene alles wieder wett. Mehr will ich dir nicht verraten.

Das ist die Postapokalypse, die du suchst

Versteh mich nicht falsch: «See» hat enorm viel Potenzial. Vor allem, weil sie endlich eine postapokalyptische Welt zeigt, die nicht von Zombies verseucht ist oder von einer nuklearen Katastrophe herrührt.

Stattdessen ist die Prämisse so spannend, dass sie bereits zum Nachdenken anregt, bevor überhaupt eine Sekunde Plot gelaufen ist: Wie funktioniert eine komplett blinde Gesellschaft? Steven Knight, Schöpfer der Serie und vor allem bekannt für «Peaky Blinders», denkt nicht daran, die Antwort in einer zweiminütigen Erklärung zu liefern und sich dann nicht weiter damit aufzuhalten.

Ich kann nicht anders, als total fasziniert zu sein.

Auch, weil «See» für alle Problemstellungen logische Erklärungen bereit hält. Zum Beispiel jene, das sich über die Jahrhunderte hinweg auch blinde Menschen genetisch weiterentwickeln: Manche hören aussergewöhnlich gut. Andere riechen Angst. Wortwörtlich. So kann sich eine Gesellschaft bilden, die technologisch immerhin in der Feudalzeit angesiedelt sein könnte.

Gut gemacht, Lawrence.

Fazit: Guter Anfang. Jetzt muss der Rest noch stimmen

Zugegeben: Die Gefahr, dass sich «See» zu sehr auf seine Prämisse einer blinden Gesellschaft in der Zukunft stützt und irgendwann totläuft, besteht. Aber gerade das Ende der dritten Episode eröffnet neue Möglichkeiten mit genügend Konfliktpotenzial: Verrat, eine dunkle, unaufgedeckte Vergangenheit, verbotene Liebe und sogar Korruption durch die Gabe des Sehens. Ja, es wird spannend.

Schlussendlich gelingt es «See» in kurzer Zeit eine riesige apokalyptische Welt zu erschaffen, die grossen Wert darauf legt, eine glaubwürdige und fähige blinde Zukunftsgesellschaft zu etablieren. Die schwache Storyline rund um Queen Kane enttäuscht, vermag aber zumindest mir nicht den Spass zu verderben.

Noch nicht.


«See» läuft auf Apple TV Plus. Die ersten drei Episoden sind bereits verfügbar. Die restlichen fünf kommen im Wochentakt jeweils am Freitag dazu.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


Kritik

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