Sparsam und smart: Meinen Garten bewässert jetzt der Computer
Produkttest

Sparsam und smart: Meinen Garten bewässert jetzt der Computer

Diesen Sommer soll unser kleiner Garten «smart» bewässert werden. Ich habe je einen Bewässerungscomputer von Gardena und Eva Aqua installiert.

Wenn du Sträucher, Blumen und Hecken auch im Sommer grün halten willst, streifst du Abend für Abend mit dem Gartenschlauch in der Hand ums Haus. Obwohl das übrigens die falsche Tageszeit ist, Experten raten dazu, frühmorgens zu bewässern. Sehr früh morgens.

Um die Runde abzukürzen, gibt es In einem Teil unseres Gartens den kleinen Luxus einer Tropfbewässerung. Weil die aber schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist die Steuerung der Bewässerung nicht mehr auf dem neuesten Stand. Zudem haben wir vor der Haustür noch ein kleines Beet mit Sträuchern, das bisher von Hand bewässert wird. Perfekte Voraussetzungen also für einen Test zweier Bewässerungssysteme. Für das kleine Beet installiere ich ein neues Steuerungsgerät. Für den Garten ersetze ich das alte, das so etwa der C64 – die Älteren werden sich erinnern – der Bewässerungstechnik ist. Das Teil ist im Prinzip nur eine bessere Zeitschaltuhr.

Der bisherigen Steuerung sieht man das Alter an.
Der bisherigen Steuerung sieht man das Alter an.

Meine neuen Testgeräte von Gardena und Eve Aqua würden das Teil mitleidig belächeln, hätten sie auf ihren Platinen Gefühle eingebaut. Haben sie aber nicht. Dafür «smarte» Möglichkeiten, sie in ein bestehendes Heimnetzwerk zu integrieren. Bei mir ist das ein WLAN, das mit Netgear-Router und Satelliten ein Mesh-Netz fürs Haus bildet, gesteuert über Apple Homekit. Sowohl das Gardena-System als auch der Steuerungscomputer von Eve Aqua sind damit kompatibel.

Montage und Installation

Die beiden Testgeräte unterscheiden sich in einem Punkt entscheidend voneinander. Das Eve Aqua kannst du ohne Bridge betreiben. Es ist direkt in Apples Homekit-Umgebung integrierbar – vorausgesetzt du bist Apple-User natürlich. Als Android-User schaust du in die Röhre. Gardena liefert hingegen ein «smart Gateway» mit, das für alle angeschlossenen Gardena-Geräte ein Netzwerk aufspannt, in dem sie dann kommunizieren.

Gardena: Das Gateway hat keine Bindungsängste

Dieses Teil ist das Gehirn des Gardena-Systems. Bevor das Hirn arbeitet, muss es aber selbst erst einmal ans Netz. Deshalb verbinde ich die Bridge mit meinem Router. Dafür kommt die Gardena smart App auf mein iPhone, die mich durch den Installationsprozess führt. Nach wenigen einfachen Schritten steht das Gardena-Netzwerk, zum Glück ohne dass ich das mitgelieferte LAN-Kabel gebraucht hätte. Mich stört schon, dass neben meinem Router jetzt noch das Gardena-Gateway steht und einstauben kann.

Das Gardena-Gateway steht vorläufig einmal beim Internet-Router.
Das Gardena-Gateway steht vorläufig einmal beim Internet-Router.

In der Anleitung zum «smart Gateway» finde ich zahlreiche weitere Möglichkeiten, das Teil zum Laufen zu bringen. Auch die Angabe mit der URL zum direkten Interface ist dabei. Zudem ist die Software von Gardena Open Source. Du erhältst sie auf Anfrage als Kopie von Gardenas Mutter Husqvarna. Für meinen Test verzichte ich darauf und bewerte nur die On-Board-Möglichkeiten des Systems.

Nach der Software widme ich mich der Hardware. Die Bewässerungssteuerung von Gardena ist ein ordentlich verarbeitetes Stück Plastik. Es braucht Strom, um sich mit der Bridge verbinden zu können. Bedeutet für mich, ich muss drei AA-Batterien darin platzieren, was «dank» ungewöhnlichem Aufklappmechanismus etwas Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen verlangt. Du ziehst ein Stück Plastik aus dem Gehäuse, klickst die Batterien rein und fummelst das Paket dann wieder in den Bewässerungscomputer. Ich hoffe, dass ich die Batterien nicht zu oft wechseln muss.

Dann aber ist alles parat – den C64 habe ich vorher abmontiert –, und ich kann die «Smart Water Control»-Einheit an den Wasserhahn schrauben. ¾-Zoll trifft auf ¾-Zoll: So macht das Freude. Obwohl Plastikgewinde und jene aus Metall manchmal keine Freunde sind, habe ich hier keine Probleme. Gardena-typisch passt alles auf Anhieb und lässt sich ohne Werkzeug gut festziehen. Den vorhandenen 15-Millimeter-Schlauch der Tropfbewässerung kann ich mit einem Schlauchverbinder Gardena-kompatibel machen und einfach an die Steuerung stecken.

Einsatzbereit: die Gardena-Bewässerungssteuerung. Am Dreifachhahn kann trotzdem noch Wasser für andere Zwecke gezapft werden.
Einsatzbereit: die Gardena-Bewässerungssteuerung. Am Dreifachhahn kann trotzdem noch Wasser für andere Zwecke gezapft werden.

Eve Aqua: Das Gewinde aus Plastik zeigt Schwächen

Als zweites Testgerät habe ich das Eve Aqua ausgewählt, weil mich das Design angesprochen hat und ich mir von der Nur-ein-Gerät-Installation Zeitersparnis versprochen habe. Klappt leider nicht ganz wie gedacht. Eine unselige Kombination aus scharf geschnittenem Metallgewinde am Wasserhahn, weichem, schwer zu greifendem Plastikgewinde des Eve Aqua und meiner fehlenden Feinfühligkeit hat die Verbindungsfreude der Bauteile getrübt. Erst mit einem Zwischengewinde und nach Einsatz von einigen Metern Teflonband ist die Konstruktion stabil und dicht. So kann ich den Wasserhahn oberhalb des kleinen Beetes aufdrehen, ohne dass es dauernd heraustropft.

Das Eve Aqua nach erfolgreicher Installation am Wasserhahn. Normalerweise solltest du das Teil auch direkt am Hahn anschliessen und dir so das Zwischengewinde sparen können.
Das Eve Aqua nach erfolgreicher Installation am Wasserhahn. Normalerweise solltest du das Teil auch direkt am Hahn anschliessen und dir so das Zwischengewinde sparen können.

Ich habe an das Eve Aqua für unser kleines Beet, wo es bisher keine Tropfbewässerung gibt, an ein Micro-Drip-System von Gardena angeschlossen. Was zwar wegen des starken Wuchses der Sträucher und Bodendecker etwas fordernd war, aber auch keine grösseren Probleme bereitete.

Bei der Hardware-Installation hat mich das Eve Aqua einige Nerven gekostet. Bei der Software werde ich entschädigt. Sobald das Kästchen dank der beiden mitgelieferten AA-Batterien Strom hat, kann ich es über die Eve-App einrichten. Für sie muss ich keinen Eve-Account anlegen, sondern kann direkt loslegen. Der Bewässerungscomputer wird nach dem Scannen des QR-Codes dem System hinzugefügt und ist dann auch im Homekit von Apple eingebunden.

Einbinden einfach gemacht: Dank QR-Code am Gerät selbst ist das Eve Aqua blitzschnell im Homekit.
Einbinden einfach gemacht: Dank QR-Code am Gerät selbst ist das Eve Aqua blitzschnell im Homekit.

Die Eve-App ist das Highlight meines Produkttests. Nicht, dass es besonders anspruchsvoll wäre, ein knapp 2,50 Meter langes Beet mit ein paar Sträuchern automatisch bewässern zu lassen. Aber Eve schafft es, mir eine schöne Übersicht über alle Geräte zu liefern, die in meinem Homekit aktiv sind. Für mich sogar besser als Apple selbst in seiner Home-App.

Betrieb und Funktionalität

Einmal angeschraubt und installiert, müssen die Geräte im Test zeigen, was sie können. Denn ich will den beiden den Garten guten Gewissens überlassen, während ich zwei Wochen nicht nach ihm sehen kann. Im kleinen Beet an der Haustür werkelt Eve Aqua, im Garten führt Gardena Regie.

Gardena: Der Sensor macht den Unterschied

Das «smart Gateway» gibt jetzt den Takt im Garten vor – und ich vertraue ihm voll und ganz. Der Grund dafür ist ein Gadget, das mir von Gardena für den Test zusätzlich zur Verfügung gestellt wurde: ein Sensor. Der heimliche Star dieses Testberichts.

Er misst, wie feucht der Boden ist und wie warm es ist. Und, weil ich es ihm vorher per App mitgeteilt habe, weiss er auch, welche Art von Boden und welche Art von Pflanzen bewässert werden sollen. Daraus berechnet der smarte Bewässerungscomputer, wie oft und lange bewässert wird. Das Programm läuft dann vollautomatisch, passt die Startzeiten sogar dem Sonnenaufgang an und pausiert, wenn es einmal geregnet hat und der Boden feucht genug ist.

Hier wird die Feuchtigkeit der Erde gemessen. Das Stück Metall muss in die Erde.
Hier wird die Feuchtigkeit der Erde gemessen. Das Stück Metall muss in die Erde.
Der Sensor ist der Tastsinn im Gardena-System. Er weiss, wie feucht der Boden ist und ob bewässert werden müsste.
Der Sensor ist der Tastsinn im Gardena-System. Er weiss, wie feucht der Boden ist und ob bewässert werden müsste.

In der Gardena-App kannst du das alles auch übersteuern, falls du dich für den besseren Gärtner oder die bessere Gärtnerin hältst. Oder du schaust dir die Historie der Bewässerung an, wenn du Statistik-Nerd bist. Ich habe nach ein paar Tagen voller Neugier und professioneller Kontrolle den Dingen einfach ihren Lauf gelassen.

Gardena ist auch Apple-Homekit-kompatibel – genauso wie mit Amazon Alexa, IFTTT und einigen anderen Systemen. Ich habe das System in mein Homekit integriert, um alle Infos an einem Ort, also in der «Home»-App von Apple zu haben, statt mich durch diverse Apps klicken zu müssen.

Eve: Die App liefert den kompletten Überblick

Wobei ich mich immer öfter selbst dabei ertappe, statt der «Home»-App die von Eve aufzurufen, um mir einen Überblick zu verschaffen, was meine diversen digitalen Helferlein im und rund ums Haus so berichten. Drei Messzylinder von Netatmo, die auch im Homekit sind, melden Temperaturen und Luftqualität aus Wohn- und Schlafzimmer und vom Sitzplatz. Dazu kommen nun jetzt eben auch die beiden Gartensysteme, was einer Überwachung im Orwell’schen Sinne schon ziemlich nahe kommt.

In der Eve-App habe ich auf einen Blick alle Daten aus dem Haus und drum herum.
In der Eve-App habe ich auf einen Blick alle Daten aus dem Haus und drum herum.
Die «Home»-App ist Apple-like gut aufgeräumt. Ich hätte lieber mehr Infos auf einem Screen.
Die «Home»-App ist Apple-like gut aufgeräumt. Ich hätte lieber mehr Infos auf einem Screen.

Das Eve Aqua lasse ich auch arbeiten. In der Eve-App habe ich eine «Szene» erstellt, die 20 Minuten lang die Bewässerung einschaltet. Diese «Szene» startet automatisch zu einer von mir im Timer definierten Zeit am Abend. Und zwar dann, wenn der Gardena-Sensor zu dieser Zeit im anderen Teil des Gartens eine Bodenfeuchte von 60 Prozent oder weniger misst. Ja, ich bin im Regel-Königreich angekommen. Besser wäre es nur noch, wenn ich für das kleine Beet, das das Eve Aqua bewässert, auch noch einen eigenen Gardena-Sensor hätte. Vielleicht ist der Boden dort ja anders. Wird wohl meine nächste Anschaffung werden. Von Eve gibt es solche Sensoren nicht.

In der Eve-App ist hinterlegt, wann, wie lange und nach welchen Regeln das Beet tropfbewässert werden soll.
In der Eve-App ist hinterlegt, wann, wie lange und nach welchen Regeln das Beet tropfbewässert werden soll.

Fazit: Ich bin angefixt

Beide von mir installierten und getesteten Systeme erleichtern das gezielte Bewässern des Gartens. Sie sparen dir Zeit und helfen dir, nur die nötige Menge Wasser zu nutzen – schliesslich verlangt der Klimawandel nach verantwortungsvollem Umgang mit dieser Ressource.

Entscheidest du dich für das «smart system» von Gardena, kannst du neben Tropfbewässerungen und Sensoren eine Vielzahl von Geräten wie Rasensprenger und Rasenmähroboter in der Gardena-App steuern. Oder du übergibst die Daten ins Homekit von Apple und definierst hier die Regeln. In der Android-Welt gibt es eine ganze Reihe von Apps, die mindestens ähnliches leistet wie das Angebot von Apple. Als alter Apple-Hase ist eine konkrete Empfehlung aber ausserhalb meiner Kompetenz.

Eve hat eine kleinere Auswahl an Geräten für den Garten. Die Firma ist eher stark bei der Heizungssteuerung und Überwachung. Das Eve Aqua ist trotzdem für Gärtnerinnen und Gärtner eine gute Wahl, wenn du voll auf Apples Homekit setzt und dir eine zusätzliche Bridge ersparen willst, wie sie bei Gardena nötig ist.

Ich bin in jedem Fall angefixt und werde in den nächsten Wochen wohl noch ein oder zwei Sensoren kaufen und für noch mehr Daten und eine noch bessere Steuerung der Bewässerung im Garten einpflanzen. Nur an eines werde ich mich wohl nicht gewöhnen: dass ich die Bewässerung auch per Sprachbefehl an Siri starten könnte. Ein bisschen Arbeit soll so ein Garten schon noch sein, und wenn es nur die am Smartphone ist.

Willst du auch in die Welt der Bewässerungscomputer einsteigen? Hast du Fragen zu den beiden von mir getesteten Produkten? Oder bist du schon Expertin oder Experte für das Thema? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar und deine Fragen.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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