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Ratgeber

Taschenlampen, Vibraphone und Hundepfeifen: TV-Fernbedienungen seit 1948

David Lee
19.5.2021

Ganz am Anfang brauchte es keine Fernbedienungen für Radio und TV. Dann wurden sie immer wichtiger. Zwischendurch konnten sie gar Tiere steuern. Heute nähern wir uns wieder dem Punkt, wo es sie nicht mehr braucht.

Logitech stellt die Produktion ihrer Universalfernbedienungen ein. Vermutlich, weil sich die Art, wie wir Geräte steuern, verändert hat. Der Zweck der Harmony-Universalfernbedienungen ist es, mit dem Wirrwarr an Fernbedienungen auf dem Clubtisch aufzuräumen. Doch diese Fernbedienungen existieren vielerorts gar nicht mehr. Ein grosser Teil der Geräte im Wohnzimmer kann heute per Sprachsteuerung oder Smartphone bedient werden.

Als ich klein war, hatte bei uns weder der Fernseher noch die Stereoanlage eine Fernbedienung. Die Fernbedienung bei meinen Grosseltern piepste, wenn man auf eine Taste drückte. Und ein Freund hatte ein Spielzeugauto, das per Kabel mit der Fernsteuerung verbunden war. Aus heutiger Sicht ist das alles reichlich merkwürdig.

Fernbedienungen sind mehr als nur Beigemüse, denn sie bestimmen, wie wir die zugehörigen Geräte nutzen. Umgekehrt stellen neue Funktionen der Geräte auch neue Anforderungen an die Art der Fernsteuerung. Deshalb habe ich mich in die Geschichte der Fernbedienungen eingelesen.

Die Anfänge

Noch in den 60er-Jahren haben die allermeisten Fernseher keine Fernbedienung. Es braucht sie schlichtweg nicht. Schliesslich können nur wenige Sender empfangen werden. In der Schweiz gibt es weder Privat- noch Regionalfernsehen, mit der Antenne auf dem Dach ist somit nur das Schweizer Fernsehen zu empfangen, welches auch nur am Abend überhaupt sendet.

Dennoch geht die erste TV-Fernsteuerung bereits auf das Jahr 1948 zurück. Sie ist per Kabel mit dem TV verbunden und hat genau einen Knopf. Beim Betätigen dieses Knopfs wird der Bildausschnitt vergrössert. Darum heisst sie Tele-Zoom. Nicht gerade das, worauf die Welt gewartet hat.

Ab 1950 gibt es kabelgebundene Fernbedienungen mit mehr und vor allem sinnvolleren Funktionen wie Kanalwechsel, Lautstärke und Ein-/Aus-Schalter. Sie bleiben aber vorerst eine Randerscheinung.

Es werde Licht

Die Methode ist im Vergleich zu den Kabelkästen ausgesprochen elegant. Allerdings kann sich der Fernseher aufgrund wechselnden Lichteinfalls spontan selbst ein- oder ausschalten. Dies, obwohl am Gerät die Lichtempfindlichkeit eingestellt werden kann. Auch das steht in der Bedienungsanleitung.

The Sound of Silence

Es gibt noch ein weiteres Problem mit dieser Technik. Ultraschall entsteht auch im Alltag durch das Anschlagen von Metall. So können klimpernde Münzen oder ein Schlüsselbund ungewollt den Fernseher ein- oder ausschalten.

Wieder zurück zum Licht

In den 80ern wird die Fernbedienung zum Zepter der Macht. Wer sie in der Hand hält, wird zum Programmdirektor. Durch die Einführung von Privat- und Kabelfernsehen gibt es viel mehr Sender als früher. Auch der damals noch junge Teletext ist von einer leistungsfähigen Fernbedienung abhängig.

In dieser Zeit setzen sich die heute noch gängigen Infrarot-Fernbedienungen durch. Sie treiben die Haustiere nicht in den Wahnsinn und sind nicht anfällig für zufällige Störsignale. Aber warum eigentlich nicht? Infrarot kommt im Wohnzimmer genau so vor wie sichtbares Licht. Müsste das nicht auch spontane Auslösungen geben?

Die Lampe einer IR-Fernbedienung leuchtet nicht einfach, sondern sie flackert in einer ganz bestimmten Frequenz – typischerweise mit 36 kHz. Dies kommt in einer natürlichen Umgebung nicht vor. Daher kann der Fernseher problemlos zwischen gewöhnlichem Infrarot und dem Signal der Fernbedienung unterscheiden.

Ausserdem sind die Signale codiert. Jede Taste sendet ein anderes Puls-Muster – eine sehr schnelle Abfolge von kurzen oder langen Signalen. Das Empfangsgerät decodiert kurz und lang als Null und Eins und fügt die einzelnen Signale zu Bits zusammen. Gar nicht so viel anders als beim Morse-Code.

Durch die Codierung ist es auch möglich, Fernbedienungen für mehrere Geräte zu verwenden, ohne dass sich diese gegenseitig stören. Die Geräte müssen dazu bloss unterschiedliche Protokolle verwenden. Eine Universalfernbedienung ist nichts anderes als eine Fernbedienung, die die Protokolle aller gängigen Geräte kennt und/oder erlernen kann.

Im Ende war das Wort

Nutzen wir zur Fernsteuerung unsere eigene Stimme, brauchen wir kein Zusatzgerät, das wir ohnehin ständig verlegen oder zwischen den Polstern des Sofas versenken. Eine bestechende Idee. In dieser Werbung von 1972 wird die Zenith-Fernbedienung für all jene angepriesen, die über keine Sprachsteuerung verfügen. Die gab’s nämlich schon damals – sofern man sich einen Butler leisten konnte.

Mit diesem leicht bizarren Nerd-Video schliesst sich der Kreis: Der gute Mann steuert mit einer Zenith-Fernbedienung aus den 60er-Jahren Amazon Alexa. Sinnvoll ist was anderes, aber es geht.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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