
Hintergrund
Meta unter Druck – Teil 1: Wie Facebook uncool geworden ist
von Samuel Buchmann
Sony bringt «The Social Network» zurück auf die Leinwand. Der erste Film feierte den Aufstieg eines Nerds. Der zweite könnte zeigen, wie viel Macht und Verantwortung ein soziales Netzwerk hat.
Erinnerst du dich noch an die kalten Bilder von Harvard, die fiebrigen Tippgeräusche und Jesse Eisenberg als Mark Zuckerberg, der alles und jeden in Grund und Boden redete? «The Social Network» hat uns gezeigt, wie aus einer fixen Idee ein Imperium entstand. Ein Imperium, das die Art, wie wir uns vernetzen, arbeiten und sogar wählen, für immer verändert hat.
Jetzt wird diese Geschichte weitererzählt: Sony hat gegenüber Deadline bestätigt, dass «The Social Network Part II» in Arbeit ist. Wieder an Bord: Aaron Sorkin, der geniale Drehbuchautor, dessen messerscharfe Dialoge schon im ersten Teil elektrisiert haben. Er wird auch diesmal Regie führen.
Doch der zweite Teil ist keine klassische Fortsetzung, sondern ein eigenständiger Film, der sich mit dem düsteren Erbe von Facebook auseinandersetzt.
Als «The Social Network» 2010 ins Kino kam, war Facebook auf einem beispiellosen Höhenflug. Über 500 Millionen User waren schon damals eine unvorstellbare Zahl. Der Film zeigte die Anfänge von Mark Zuckerberg, von der Harvard-Party-Kultur bis zu millionenschweren Rechtsstreitigkeiten mit ehemaligen Freunden und Geschäftspartnern.
Doch der Film war mehr als ein Biopic. Er war eine Zeitkapsel. Regisseur David Fincher tauchte die Geschichte in kalte, stylische Bilder. Sorkins Drehbuch machte aus Programmcode und Rechtsstreitigkeiten ein Drama über Macht, Einsamkeit und die Kosten des Erfolgs.
Das Publikum sah nicht nur die Geburt von Facebook. Es bekam eine klare Vorstellung davon, dass soziale Netzwerke mehr sind als eine digitale Spielerei. Sie wurden zum Symbol für Aufstieg, Gier und Isolation.
«The Social Network» gewann drei Oscars, darunter einen für das Drehbuch. Es war ein popkulturelles Ereignis, das zeigte, dass Tech-Stories auf der großen Leinwand funktionieren können. Doch der wahre Thriller begann erst nach dem Abspann.
Fast 15 Jahre später ist die Welt eine andere. Und auch Facebook ist es. Der Konzern heißt heute Meta. Doch der neue Name kann die Probleme nicht verdecken, die sich in den letzten Jahren aufgetürmt haben. Whistleblower wie Frances Haugen verhalfen Licht ins Dunkel zu bringen. Mein Kollege Samuel hat diesem Thema eine ganze Serie gewidmet. Den ersten Teil findest du hier:
Drei Beispiele stehen sinnbildlich für Facebooks Absturz:
Cambridge Analytica war der erste große Knall. 2018 deckten Whistleblower und investigative Journalistinnen auf, dass die Firma persönliche Facebook-Daten millionenfach abgegriffen hatte, um politische Kampagnen zu beeinflussen. Der Skandal erschütterte das Vertrauen in Social Media weltweit. Die Enthüllungen trafen mitten ins Herz demokratischer Prozesse.
Dann kamen die Facebook Files: eine Serie von Artikeln im Wall Street Journal im Jahr 2021. Sie zeigten, dass Facebook intern genau wusste, welchen Schaden die Plattform anrichtete, insbesondere bei Jugendlichen, in Entwicklungsländern und im globalen Informationsökosystem. Hass, Spaltung, Fake News: Facebook wusste Bescheid und tat oft nichts.
Und ist da noch die Frage nach der Verantwortung für den 6. Januar 2021, als das US-Kapitol von Trump-Anhängern gestürmt wurde. Hier wird es besonders brisant. Aber dazu später mehr.
Meta investiert Milliarden ins Metaverse, während Nutzerzahlen stagnieren und das Vertrauen in die Plattform bröckelt. Facebook ist längst kein Ort mehr, an dem Menschen nur Katzenfotos teilen. Es ist ein Machtfaktor geworden, der Gesellschaften prägt und spaltet.
All das liefert eine Geschichte, die dramatischer ist als viele fiktionale Stoffe. Kein Wunder, dass Aaron Sorkin jetzt weiter erzählen will.
Wenn jemand diese Geschichte erzählen kann, dann Aaron Sorkin. Er hat ein seltenes Talent: Er macht komplexe Themen spannend, ohne sie zu banalisieren. Ob es um Politik geht in «The West Wing», die Medienwelt in «The Newsroom», Technologie in «Steve Jobs» oder eben die Entstehung von Facebook.
Sorkin liebt Figuren, die an der Schwelle von Genie und Wahnsinn stehen. Visionäre, die gleichzeitig Getriebene sind. Genau darin liegt das Drama: In brillanten Köpfen, die zu weit gehen, Regeln brechen und dabei moralische Abgründe freilegen.
Seine Dialoge sind oft so schnell und messerscharf, dass man kaum Luft holen kann. Doch dahinter steckt immer ein tieferer Kommentar über Macht, Ethik und menschliche Schwächen. Genau das könnte auch Teil II so brisant machen.
Offiziell heißt das Projekt momentan «Part II». Doch Insider betonen, dass es kein einfaches Sequel wird. Stattdessen soll es ein eigenständiger Film sein, der Facebooks Transformation vom revolutionären Startup zum globalen Problemfall nachzeichnet.
Im Zentrum stehen laut Deadline die Enthüllungen der Facebook Files. Hier geht es darum, dass Facebook intern längst wusste, wie sehr Hass, Fake News und toxische Inhalte das globale Informationssystem beschädigten und wie wenig das Unternehmen dagegen tat.
Es könnte auch um Zuckerbergs persönlichen Wandel gehen: Vom charismatischen Visionär zum CEO, der vor Kongressausschüssen schwitzt, Fragen ausweicht und den Ausweg im Metaverse sucht.
Ob der Film direkt die Ereignisse vom 6. Januar zeigt, ist laut Deadline unklar. Doch es scheint wahrscheinlich, dass die politischen Folgen der Facebook-Algorithmen eine zentrale Rolle spielen werden. Schon im letzten Jahr sagte Sorkin in einem Interview, er mache Facebook mitverantwortlich für den Sturm aufs Kapitol in Washington am 6. Januar 2021.
Fest steht: Sorkin hat jetzt eine Geschichte gefunden, die ihn packt. Und die ist größer als nur eine Fortsetzung der Gründerstory. Und es dürfte eines klar sein: Diesmal wird es noch politischer, noch düsterer, noch relevanter.
Facebook oder Meta ist kein normales Unternehmen. Es betrifft dich. Mich. Uns alle. Es beeinflusst, wie Milliarden Menschen Informationen konsumieren, was sie kaufen, woran sie glauben, wen wir wählen und wie wir miteinander reden.
Viele von uns haben längst ein zwiespältiges Verhältnis zu Social Media. Wir lieben die Vernetzung, die schnellen News, die Reichweite. Gleichzeitig misstrauen wir den Algorithmen, die Hass anheizen und unsere Daten verschlingen.
Ein Film wie «The Social Network Part II» könnte helfen, diese Widersprüche sichtbarer zu machen. Sorkin könnte zeigen, wie aus einer Vision ein globaler Konzern wird, der unter Verdacht steht, Demokratien zu gefährden. Und er könnte Fragen stellen, die uns alle betreffen:
Es geht nicht nur um Zuckerberg oder Meta. Es geht darum, wie unsere Gesellschaft im digitalen Zeitalter funktioniert oder scheitert.
Die Interessen sind vielfältig, gerne genieße ich einfach nur das Leben. Immer auf der Suche nach News aus den Bereichen Darts, Gaming, Filme und Serien.