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Alarmierende Erkenntnisse: Bewegungsmangel als Kind erhöht Risiko für Herzinfarkt

Mehr Bildschirmzeit, weniger Bewegung: Eine gross angelegte Studie zeigt, wie dieser Negativtrend bei Kindern die Gesundheit des Herzens beeinflusst. Und zwar unabhängig von Körpergewicht und Blutdruck.

Hand aufs Herz. Hat sich dein Nachwuchs heute schon 60 Minuten lang bewegt? So lange sollten Kinder laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nämlich täglich mit moderater bis hoher Intensität aktiv sein. Schaffen tun das allerdings die wenigsten: Laut Statistik der WHO bewegen sich 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen heute nicht ausreichend.

Dass das der Gesundheit nicht förderlich ist, liegt auf der Hand. Eine Studie, die beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Ende August vorgestellt wurde, zeigt nun schwarz auf weiss: Die Gefahr für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall steigt wegen Bewegungsmangels in frühen Jahren deutlich an – und zwar egal, ob die Person an Übergewicht oder Bluthochdruck leidet.

Bildschirmzeit führt zu schwerem Herz

Verantwortlich ist eine Verdickung des Herzens. Je mehr Zeit die Probandinnen und Probanden im Sitzen verbrachten, desto mehr nahm die Herzmuskelmasse in der linken Herzkammer zu. Das wiederum verschlechtert die Leistungsfähigkeit des Herzens. «All die Stunden, die junge Menschen vor dem Bildschirm verbringen, führen zu einem schweren Herzen. Und wie wir aus Studien mit Erwachsenen wissen, erhöht das die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls», sagte Studienautor Dr. Andrew Agbaje von der University of Eastern Finnland in Kuopio.

766 Kinder nahmen an der Untersuchung, die bereits in den 1990ern startete, teil. 55 Prozent waren Mädchen, 45 Prozent Jungen. Jeweils sieben Tage lang wurden sie mit einem Aktivitätstracker ausgestattet – erstmals im Alter von elf Jahren, dann mit 15 und 24 Jahren wieder. Zusätzlich wurde mit 17 und 24 Jahren die Herzmuskelmasse in der linken Herzkammer gemessen.

Die inaktive Zeit verlängerte sich über die Jahre: Verbrachten die Teilnehmenden mit elf durchschnittlich noch 362 Minuten (rund sechs Stunden) am Tag im Sitzen, waren es mit 15 Jahren bereits 474 Minuten (knapp acht Stunden) und im Alter von 24 Jahren sogar 531 Minuten (knapp neun Stunden). Die sitzende Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter nahm um durchschnittlich 169 Minuten (2,8 Stunden) pro Tag zu.

Gleichzeitig ergab die Ultraschallmessung einen Anstieg der linksventrikulären Herzmasse. Eine frühere Studie mit Erwachsenen hatte einst ergeben, dass ein ähnlich grosser Anstieg der Masse über einen Zeitraum von sieben Jahren mit einem zweifach erhöhten Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Tod verbunden war.

«Was auch immer du tust, bleib in Bewegung»

«Unsere Studie zeigt, dass die Akkumulation inaktiver Zeit mit einer Schädigung des Herzens in Verbindung steht, unabhängig von Körpergewicht und Blutdruck», resümierte der Autor der Studie, Dr. Agbaje, am Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. Für ihn steht deshalb fest: «Kinder und Jugendliche müssen sich mehr bewegen, um ihre Gesundheit langfristig zu schützen.» Er zog ein Zitat von Martin Luther King Jr. herbei: «Wenn du nicht fliegen kannst, renne. Wenn du nicht rennen kannst, gehe. Wenn du nicht gehen kannst, krieche. Aber was auch immer du tust, bleib in Bewegung.»

Und er appellierte an die Eltern: Sie sollten Kinder und Jugendliche ermutigen, sich mehr körperlich zu betätigen, «indem sie zum Beispiel mit ihnen spazieren gehen und die Zeit für soziale Medien und Videospiele begrenzen».

Oder anders ausgedrückt: Die Ergebnisse dieser gross angelegten Studie sollten sich Eltern unbedingt zu Herzen nehmen.

Titelfoto: Shutterstock/Melnikov Dmitriy

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.

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