Aquarell für Beginner*innen
Ratgeber

Aquarell für Beginner*innen

Wasser, Farbe und gewöhnliches Papier? Ganz so einfach ist der Einstieg ins Aquarellieren leider nicht. Welches Equipment du zum Einstieg wirklich benötigst und worauf du verzichten kannst.

In einem Anflug von kreativem Grössenwahn habe ich mir letztes Jahr in einem Bastelladen einen Aquarellmalkasten zugelegt. Das alleine ginge ja noch, aber ich habe auch diverse Pinsel, Blöcke und Zusatzfarben eingepackt. Ganz schön viel Equipment für ein Hobby, das bis dato noch keines war. Dieses Vorgehen ist typisch für mich: Keine Ahnung von nichts, aber es muss gleich Profimaterial her. Heute, ein Jahr Üben später, bin ich zwar noch immer Anfängerin, weiss aber zumindest, was du zum Starten tatsächlich benötigst, auf welchen Schnickschnack du getrost verzichten kannst und wie du dich am besten an das Thema herantastest.

Farben – Womit fange ich bloss an?

Aquarellfarben sind teuer. Falls du also noch nicht ganz sicher bist, ob das Aquarellieren die Maltechnik ist, bei der du bleiben möchtest, macht es Sinn, zuerst zu günstigen Wasserfarben zu greifen. Diese haben im Vergleich zu Aquarellfarben einen niedrigeren Pigmentanteil. Auch die Qualität der Pigmente ist in der Regel geringer. Aquarellfarben sehen aufgemalt kräftiger aus und fühlen sich beim Kontakt mit Wasser cremiger an. Meiner Erfahrung nach bieten Aquarellfarben auch mehr Möglichkeiten in der nachträglichen Korrektur und beim Schichten der Farben. Die Technik bleibt bei beiden Optionen aber gleich. Wasserfarben sind daher eine hervorragende Möglichkeit, dich ans Aquarellieren heranzutasten.

Lass dich nicht von der Auswahl verführen: Einen grossen Malkasten brauchst du am Anfang noch nicht.
Lass dich nicht von der Auswahl verführen: Einen grossen Malkasten brauchst du am Anfang noch nicht.

Möchtest du dennoch mit richtigen Aquarellfarben einsteigen, rate ich dir zu einer kleinen 12er-Box. Oder du kaufst dir einzelne Farbnäpfchen in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau. Schwarz und Weiss ergänzen das Trio. Alles dazwischen mischst du auf einer Kunststoff-Palette oder in verschiedenen Glasschälchen an. Erst wenn es zwischen dir und dem Aquarellieren ernst wird, lohnt es sich, in eine grössere Palette zu investieren. Ich habe mit der Marke Van Gogh gute Erfahrungen gemacht.

Je mehr du übst, desto mehr rücken Details in den Fokus, die zu Beginn keine Rolle spielen. So habe ich mir nach ein paar Monaten für weisse Elemente, wie zum Beispiel Sterne an einem Nachthimmel, eine deckende Aquarellfarbe aus der Tube zugelegt. Sowie schimmernde Aquarellfarben, die auf dunklem Untergrund für Akzente sorgen. Diese Dinge machen aber wirklich erst dann Sinn, wenn du die Basics beherrschst.

Schimmernde Farben sorgen für Akzente beim Schattieren. Aber erst, wenn du weisst, wie du damit umzugehen hast.
Schimmernde Farben sorgen für Akzente beim Schattieren. Aber erst, wenn du weisst, wie du damit umzugehen hast.

Papier – Dicke, Körnung und Verleimung

Bei der Aquarellmalerei arbeitest du mit viel Wasser. Deshalb ist gewöhnliches Druckerpapier keine gute Wahl, da sich das Papier schnell wellt und verzieht. In den entstandenen Vertiefungen sammeln sich Wasser und Farbe, wodurch du die Kontrolle über die Farbplatzierung verlierst. Das frustriert. Verwende stattdessen einen Aquarellblock mit dickem Papier. Wie dick das Papier ist, erkennst du an der Bezeichnung g/m². Also Gramm pro Quadratmeter. Je schwerer das Papier, desto dicker und teurer ist es auch. Hier zu sparen, lohnt sich meines Erachtens jedoch nicht. Ich arbeite ich mit 200 g/m² aufwärts.

Ein raues Blatt aus dem Aquarellblock von Folia.
Ein raues Blatt aus dem Aquarellblock von Folia.

Eine wichtige Eigenschaft solcher Aquarellblöcke ist, dass die einzelnen Blätter jeweils an den Seiten zusammengeklebt sind. Dabei gibt es unterschiedliche Ausführungen. Manche Blöcke sind vierseitig geleimt, andere wiederum nur an ein, zwei oder drei Seiten. Diese Verleimung hält das Blatt gespannt und verhindert, dass sich das Papier wellt. Ist dein Bild getrocknet, kannst du das Blatt mit einem Cutter herauslösen. Ich persönlich bevorzuge vierfach verleimte Blöcke, da sie mir Sicherheit geben.

Aquarellpapier kann fein oder grob gekörnt sein. Das heisst, dass die Papieroberfläche je nach Papier mehr oder weniger Struktur aufweist. Für den Anfang empfehle ich glattes Papier, damit du beim Erlernen der Pinselführung nicht mit Unebenheiten und Widerstand zu kämpfen hast. Später kannst du auf raueres Papier wechseln. Das sorgt für mehr Bewegung im Bild.

Tipp: Wirf misslungene Bilder nicht einfach weg. Behalte das Papier und verwende die Rückseite als Testpapier. Denn anders als bei Wasserfarben sind gerade dunkle Aquarellfarben im trockenen Zustand kaum voneinander zu unterscheiden. Testest du sie zuerst auf einem separaten Stück Papier, ersparst du dir den Fauxpas. Dasselbe gilt für gemischte Farben.

Pinsel – die Auswahl macht's

Seit ich begonnen habe, zu aquarellieren, habe ich lediglich drei Pinselgrössen benutzt: Einen fluffigen dicken für grössere Flächen (Da Vinci Casaneo 12), einen kleineren pointierten für das Ausmalen (Van Gogh Selected Filament 6) und einen ganz dünnen für feine Details und das Nachfahren von Umrissen (Da Vinci Nova Synthetics 0). Von Anfang an spezifische Grössen zu kaufen, empfehle ich dir trotzdem nicht, denn: Was für mich funktioniert, ist nicht unbedingt auch für dich das Richtige. Ein günstiges Set eignet sich, um herauszufinden, mit welchen Grössen du am liebsten arbeitest.

Angemischte Farben testest du am besten vorher auf einem separaten Stück Papier.
Angemischte Farben testest du am besten vorher auf einem separaten Stück Papier.
Creativ Company Pinsel (8 mm)
14,30 EUR

Creativ Company Pinsel

8 mm

Creativ Company Pinsel (8 mm)
Pinsel
14,30 EUR

Creativ Company Pinsel

8 mm

Inspiration – Motive und Techniken

Vergiss Bücher. Die bringen dir am Anfang nichts. Als Beginner*in profitierst du am meisten vom Bewegtbild. Also wenn du anderen dabei zusiehst, wie sie ihre Pinsel führen sowie Farben mischen und schichten. Auf Pinterest und Instagram findest du viele Kurzclips zu unterschiedlichen Techniken, die du dir zum Nachmachen abspeichern kannst. Ausserdem findest du dort auch Einsteigermotive zum Nachkreieren.

Für dieses Blumen-Bouquet habe ich mich an einem Bild des Insta-Accounts @colorsbysue orientiert.
Für dieses Blumen-Bouquet habe ich mich an einem Bild des Insta-Accounts @colorsbysue orientiert.

Orientierst du dich an solchen Vorlagen, bekommst du schneller ein Gefühl für das Zusammenspiel aus Wasser und Farbe, ohne dein Vorstellungsvermögen gross auf die Probe zu stellen. Ich habe mir zu diesem Zweck ein geringtes Aquarellheft zugelegt. Darin versuche ich mich an neuen Techniken, Formen und Farbkombinationen sowie kleineren Motiven. Ein Ring-Block ist deshalb so praktisch, weil du die einzelnen Seiten gut trocknen lassen und deine Fortschritte an einem Ort sammeln kannst.

Was ich auch gerne mache: Ich suche mir Motive im Internet, die ich ausdrucke und auf ein Aquarellpapier abpause. Zu diesem Zweck löse ich das Aquarellpapier vorher aus dem Block und nehme das Wellen in Kauf. Das lohnt sich, da du dich beim Ausmalen auf nur einen Aspekt konzentrierst. Zum Beispiel auf das Kreieren von Schattierungen. Ausserdem bekommst du so ein Gespür dafür, wie sich das Resultat vom Auftragen bis hin zur Trocknung verändert. Was im einen Moment auf dich unästhetisch wirkt, mag im getrockneten Zustand fantastisch aussehen. Die Effekte beim Aquarell sind gerade am Anfang schwer einzuschätzen.

Meine ersten paar Werke habe ich bereits gerahmt.
Meine ersten paar Werke habe ich bereits gerahmt.

Viel Equipment brauchst du zu Beginn also gar nicht. Nur das richtige. Alles andere ist Übungssache!

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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