Bronze für Wendy Holdener: eine Medaille trotz viel Ungewissheit
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Bronze für Wendy Holdener: eine Medaille trotz viel Ungewissheit

Wendy Holdener gewinnt an den Olympischen Spielen in Peking Bronze im Slalom. In einem dramatischen zweiten Lauf schafft die Schwyzerin den Sprung auf Podest. Und das trotz einer schwierigen Vorbereitung.

Am Ende steht sie im Ziel und sagt zur viertplatzierten Lena Dürr: «Es tut mir leid». Die Deutsche liegt nach dem 1. Lauf des Frauenslaloms an den Olympischen Spielen in Führung, verpasst die Medaille gegen Wendy Holdener schlussendlich um sieben Hundertstel. Tränen der Enttäuschung hier, Freudentränen da.

Zuversicht und Ungewissheit

Rückblende: Sommer 2021. Ich traf Wendy Holdener zu Hause in Unteriberg im Kanton Schwyz. Nach einer schwierigen Saison 2020/21 mit Verletzung kurz vor dem Auftakt und einer Coronainfektion zum Ende steckte die Slalomspezialistin mitten in der Vorbereitung auf den Olympiawinter. Hier ein kurzer Auszug unseres Gesprächs von damals:

Wendy Holdener, im Februar 2022 finden die Olympischen Winterspiele Peking statt. Ich nehme an, diesen Slalom hast du dir rot in deinem Kalender markiert.
Natürlich. Es geht aber auch darum, gut in die Saison zu starten und während der Rennen in den Monaten vor Olympia Selbstvertrauen zu tanken. Um schliesslich mit einem guten Gefühl nach China zu reisen.

Wie wichtig ist die Akklimatisierung in Asien? Der Schnee ist sicherlich ein anderer als in Europa. Kannst du von den Erfahrungen der letzten Winterspiele in Korea profitieren?
Ich hoffe es. Der Schnee in Korea war beispielsweise sehr trocken. Ähnlich wie in den USA. Generell erwartet man in China Pisten, die mit sehr viel Kunstschnee präpariert werden. Ausserdem kann es Temperaturen von bis zu minus 30 °C geben. Es werden wohl eher aggressive Schneeverhältnisse sein. Der Ski reagiert also extrem schnell und es ist noch wichtiger, möglichst alle Kurven auf Zug zu fahren.

Sommer 2021 auf dem «Adler», quasi Wendy Holdeners Hausberg: Spaziergang auf Kies, Gespräch über Schneeverhältnisse.
Sommer 2021 auf dem «Adler», quasi Wendy Holdeners Hausberg: Spaziergang auf Kies, Gespräch über Schneeverhältnisse.

Kennst du das Gelände? Weisst du zum Beispiel, ob der Slalomhang in steilem oder flachem Terrain liegt?
Nein, leider nicht. Kürzlich erhielten wir das Video der Speedstrecke. Ich muss das in den nächsten Tagen mal in Ruhe studieren. Aber den Slalomhang kenne ich noch nicht. Das hängt natürlich auch mit Corona zusammen. Normalerweise finden im Vorfeld von Grossanlässen Weltcuprennen auf den Pisten statt. Diese fallen in diesem Jahr wegen der Pandemie ins Wasser. Wir betreten also nächstes Jahr Neuland. Ich bin allerdings im 2019 für zwei Wochen nach China gereist, um mir einen Eindruck von Land und Leuten zu verschaffen. So überrascht mich während Olympia vielleicht die eine oder andere Sache nicht und ich kann mich komplett auf meine Rennen fokussieren.

Und wo stehst du in der Vorbereitung auf die neue Saison?
Ich bin jetzt seit rund vier Wochen im Sommertraining. Der Fokus liegt auf Kraft und Ausdauer, hartes Training. Ich erarbeite mir jetzt die Grundlagen für das anschliessende Schneetraining, unter anderem in Zermatt. Das Timing könnte nicht besser sein. Es geht jetzt darum, am Körper zu feilen und auch im mentalen Bereich gibt es noch die eine oder andere Aufgabe zu lösen, bevor die neue Saison losgeht.

Die vierte Olympiamedaille

Das war im Sommer 2021. Anfang Oktober brach sich die 28-Jährige im Konditionstraining dann beide Handgelenke. Wieder eine Verletzung im dümmsten Moment. Heute stand Wendy Holdener aller Widrigkeiten zum Trotz mit der Bronzemedaille um den Hals neben Katharina Liensberger aus Österreich und der Slowakin Petra Vlhova auf dem Podest. Nach Gold, Silber und Bronze vor vier Jahren in Südkorea ist dies bereits die vierte Medaille an Olympischen Spielen für die Schwyzerin.

Mit Zuversicht in den Olympiawinter
Mit Zuversicht in den Olympiawinter

Das gesamte Gespräch mit Wendy Holdener gibt's hier:

  • Hintergrund

    «Hier bin ich einfach die Wendy»

    von Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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