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Stillgelegtes Kodak-Gebäude in Toronto, 2010
Meinung

Das Märchen vom selbstverschuldeten Untergang – Kodak Edition

David Lee
10.3.2020

Immer wieder wird den Medien, der Fotoindustrie und überhaupt allen klassischen Wirtschaftszweigen der selbstverschuldete Untergang vorgeworfen. Das ist zu simpel, und durch ständige Wiederholung wird es auch nicht wahrer.

Der Beitrag «The Things That Kill Themselves», auf Deutsch etwa: «Die Dinge, die sich selbst zerstören», gibt einen guten Überblick über alles, was in den letzten Jahrzehnten in der Fotografie schief gelaufen ist. Weniger gut sind meiner Meinung nach die Erklärungen dafür.

Die ganze Welt mit Dummheit zu erklären, ist nun selbst nicht gerade der intelligenteste Ansatz.

Das Märchen von der Anpassung

Nehmen wir mal das Beispiel Kodak. «Hätten die sich rechtzeitig angepasst, würde es sie heute noch geben.» Das ist ein beliebtes Märchen in der Tech-Szene, und es wird oft und gern anhand von Kodak erzählt.

Das Kodak-Märchen geht so: Es war einmal ein riesiger, schwerfälliger Konzern mit viel Geld. Doch er verpennte sämtliche Entwicklungen der Digitalfotografie und hielt stur an der Filmfotografie fest. Selbst dann noch, als jeder längst gemerkt hatte, dass Film keine Zukunft hat. Und wenn er nicht gestorben wäre, dann würde er noch heute Filme herstellen.

Kodak hat sich kontinuierlich aus unrentablen Sparten zurückgezogen, 2004 etwa aus dem Verkauf von Filmkameras, aber genützt hat es wenig. Globalisierung bringt neue Konkurrenz, neue Technologien bringen neue Konkurrenz.

Niemand zerstört sich selbst

So ist es auch mit den übrigen Punkten, die Melcher anspricht. Die gedruckten Magazine können nicht einfach nur online gehen, und alles wird gut. Denn die Preise für Online-Anzeigen sind sehr, sehr tief. Für Google und Facebook geht die Rechnung wegen der Masse auf. Für kleine Magazine nicht. Einem gedruckten Magazin bringt es wirtschaftlich kaum etwas, alles auf online zu setzen. Wenn es so einfach wäre, hätten sie es alle längst getan.

Oder die Fotografen. Es ist heute einfacher, gute Bilder zu machen, und es ist auch einfacher, das Handwerk zu lernen. Dadurch gibt’s zwangsläufig mehr Konkurrenz. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach professioneller Fotografie, weil die Magazine eingehen. Was soll ein Fotograf in dieser Situation machen? Ist er doof, wenn er schlecht bezahlte Arbeit annimmt?

Oder die Bildagenturen. Dass man für ein langweiliges Stockfoto nicht mehr bekommt als zwei Dollar, ist in der heutigen Bilderflut verständlich und dürfte kaum die Schuld der Datenbankbetreiber sein. Die Bilder, die keine Stockfotos sind, sind nach wie vor richtig teuer – siehe Keystone, siehe Getty.

Die Fotobranche zerstört sich nicht selbst. Sie ist nicht suizidal. Es ist nur nicht für alle so einfach, sich in einem schnell wandelnden Umfeld zu behaupten. Dass die Fotografie als ganzes vor die Hunde geht, glaube ich nicht. Im Gegenteil: Wer sie als Hobby betreibt, für den gab es nie eine bessere Zeit als heute.

Titelbild: Stillgelegtes Kodak-Gebäude in Toronto, 2010

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


Meinung

Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.

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