
Hintergrund
Indiana-CEO: «Foilen ist der perfekte Mix aus Fitness und Adrenalin»
von Siri Schubert
Eintauchen ins Meer, die Kraft des Wassers spüren und sich von den Wellen tragen lassen. Surferinnen und Surfer sind eng mit der Natur verbunden. Die Werkstoffe und Produktionsmethoden vieler Surfboards sind dagegen alles andere als umweltfreundlich. Firmen wie die mit einem ISPO-Award ausgezeichnete Agit Global wollen das ändern.
Surfen und ein Engagement für den Meeresschutz gehen oft Hand in Hand. Schliesslich will niemand beim Wipe Out Plastiksuppe oder Abwasser schlucken. Viele Surferinnen und Surfer engagieren sich deshalb bei Organisationen wie der Surfrider Foundation oder Surfers against Sewage und nehmen regelmässig an Strand-Säuberungsaktionen teil.
Und hier kommt das Dilemma: Die meisten Surfboards, die den actionreichen Wassersport erst ermöglichen, sind nicht besonders umweltfreundlich. Und ja, auch Flugreisen zu exotischen Surfdestinationen und Mineralöl-basierte Neoprenanzüge schlagen negativ zu Buche. Ganz zu schweigen von den geplanten olympischen Surfwettkämpfen 2024 auf Tahiti. Aber das sind andere Themen.
Achtung, wenn du kein Zahlennerd bist, kannst du diesen Abschnitt überspringen. Ansonsten: Read on. Berechnungen der Organisation Wavechanger zufolge werden weltweit jedes Jahr rund eine halbe Million neue Surfboards verkauft. Über den ganzen Lebenszyklus betrachtet, emittiert ein typisches 6-Fuss-Shortboard durchschnittlich 165 Kilogramm CO₂, ein Longboard sogar 217 Kilogramm. Für ein Shortboard entspricht das gemäss Wavechanger der Menge CO₂, die ein benzinbetriebenes Auto auf rund 700 Kilometern verursacht.
Das ist viel. Zu viel, finden nicht nur Wellenreiterinnen und Wellenreiter, sondern auch einige Surfbretthersteller. Und suchen aktiv nach umweltfreundlichen Materialien und Fertigungsmethoden. Inzwischen sind einige Boards mit Pilz- oder Algen-basiertem Schaumkern erhältlich. Um den wachsenden Markt für Surfbretter zu bedienen, arbeiten Firmen zudem an Produktionsmethoden, die den CO₂-Ausstoss, den Abfall und den Gebrauch umweltschädlicher Klebstoffe und Harze reduzieren.
Einer dieser Hersteller ist die taiwanesische Firma Agit Global. Ihr «Innnovative Smart Lamination»-Prozess soll Herstellerangaben zufolge die Carbonemissionen beim Fertigungsprozess reduzieren. Statt Epoxy-Harz und Klebstoffen wird das Board mit Dampf und Hitze zusammengepresst. Dadurch soll es einerseits widerstandsfähiger werden (für Surfer: weniger Delamination) und bei Schäden weniger Wasser aufnehmen. Zudem ermöglicht die Herstellung mit Hilfe von präzisen, computergesteuerten CNC-(Computerized Numerical Control)-Maschinen beim Fräsen individuelle Designs mit weniger Abfall. Alle Rohstoffe werden laut Herstellerangaben lokal nicht mehr als zwei Fahrstunden von der Fabrik entfernt beschafft.
Und es gibt noch einen positiven Aspekt: Durch die Fertigungsmethode soll sich das Surfboard komplett recyceln lassen. Die Rohstoffe können für Surfboards wiederverwendet werden. Das ist eine wichtige Neuerung, denn traditionelle Surfbretter mit Epoxy-Harz und Klebstoffen sind notorisch schlecht zu recyceln.
Das würdigte auch die Jury der internationalen Sportmesse ISPO in ihrem Statement: «Die von AGIT Global entwickelte neue Surfbrett-Konstruktion verbindet Leistung mit Umweltverantwortung. Der Verzicht auf giftige Materialien ist ein grosser Schritt in Richtung einer nachhaltigen Surfbrettproduktion.» Künftig will Agit Global das Verfahren auch für andere Wassersportprodukte testen.
Titelfoto: Shutterstock/Fotograf Artem FirsovForschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.