Digitale Grossleinwand: XPPen Artist 22 Plus im Test
Produkttest

Digitale Grossleinwand: XPPen Artist 22 Plus im Test

Die Grafiktablets von XPPen punkten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das neue Artist 22 Plus ist mit 21,5 Zoll das grösste Mittelklasse-Modell des Herstellers. Doch Grösse ist nicht alles.

Das XPPen Artist 22 Plus bietet eine grosszügige Arbeitsfläche fürs Illustrieren, Videoschneiden und andere kreative Arbeiten. Der Preis für das Mittelklasse-Tablet ist fair. Beim Konkurrenten Wacom kostet ein Tablet mit gleicher Grösse, Funktion und Auflösung das Doppelte. Bei dieser Preisdifferenz drängt sich die Frage auf, wo XPPen gespart hat.

Das XPPen Artist 22 Plus bietet viel Zeichenfläche zum angemessenen Preis.
Das XPPen Artist 22 Plus bietet viel Zeichenfläche zum angemessenen Preis.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Display und Format: Minuspunkte bei der Auflösung

Das LCD-Display des XPPen Artist 22 Plus bietet mit 21,5 Zoll eine grosse Arbeitsfläche. Mit den Rändern ist das Gerät nochmal deutlich grösser. Um das Tablet zu benutzen, brauche ich also ordentlich Platz. Beim Einschalten fällt mir die erste Einsparung von XPPen auf: Mit einer Auflösung von 1920 × 1080 Pixeln fehlen die Feinheiten in der Darstellung, die Pixel sind erkennbar. Mit der Helligkeit von 250 Nits kann ich für ein Indoor-Tablet gut leben. Sie ist angenehm für die Augen, was bei längerem Arbeiten wichtig ist.

Die Auflösung ist bei kleiner Schrift und feinen Details zu niedrig. Die Pixel sind deutlich erkennbar.
Die Auflösung ist bei kleiner Schrift und feinen Details zu niedrig. Die Pixel sind deutlich erkennbar.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Die Farbraumabdeckung ist bei diesem Modell sehr gut:

  • Adobe RGB: 99 %
  • sRGB: 91 %
  • DCI-P3: ohne Angaben

Der Farbraum sRGB ist für die digitale Kunst relevant. Er deckt den Raum an Farben gut ab, der für das menschliche Auge noch erkennbar ist. Für Online-Publikationen wie etwa im PNG-Format ist er deshalb gut geeignet. Der AdobeRGB-Farbraum passt den CMYK-Farbraum von Druckern an den RGB-Farbraum der PC-Monitore an. Der DCI-P3-Farbraum ist vor allem für die digitale Filmprojektion relevant und wird in der US-amerikanischen Filmindustrie gebraucht.

Zubehör und Anschlüsse: für (fast) alles bereit

Das Artist 22 Plus kommt mit weniger Zubehör als die Pro-Modelle. Enthalten sind alle nötigen Kabel und Anschlüsse sowie dem aktuell besten Stylus der Marke.

Eines der mitgelieferten Kabel benötige ich für die Stromversorgung. Mit dem USB-C-auf-USB-C-Kabel schliesse ich das Artist 22 Plus an mein Macbook. Oder über das HDMI-Kabel an meinem PC. Ein Audioanschluss steht ebenfalls zur Verfügung. Kompatibel ist das Tablet mit Windows, macOS, Chrome OS, Android und Linux.

Im Lieferumfang finde ich eine grosse Auswahl an Kabeln.
Im Lieferumfang finde ich eine grosse Auswahl an Kabeln.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Sonstiges Zubehör ist neben dem Zeichenhandschuh und dem Putztuch der Stylus von XPPen mit X3 Pro Smart Chip. Dieser erkennt 16 000 Druckstufen. Zwei Knöpfe lassen sich programmieren. Die Rückseite des Stifts kann ich beim Zeichnen wie einen Radiergummi verwenden.

Ersatzspitzen befinden sich ebenfalls im Lieferumfang. Zusätzlich erhalte ich einen Stiftclip, den ich oben am Tablet befestigen kann. Dort kommt der Stylus unter, wenn ich eine Kreativ-Pause brauche.

Eine praktische Halterung zum Anklippen des Stifts liegt dem Tablet ebenfalls bei.
Eine praktische Halterung zum Anklippen des Stifts liegt dem Tablet ebenfalls bei.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Beim Artist 22 Plus fehlen mir frei belegbare Knöpfe auf der Seite und eine separate Shortcut-Tastatur. Für das schnelle Arbeiten ist das extrem praktisch. So sind wesentlich mehr Klicks notwendig. Andere Modelle des Herstellers sind da besser ausgestattet.

Diese Shortcut-Fernbedienung ist dem Artist 22 Plus nicht beigelegt, aber separat oder mit den Pro-Modellen erhältlich.
Diese Shortcut-Fernbedienung ist dem Artist 22 Plus nicht beigelegt, aber separat oder mit den Pro-Modellen erhältlich.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Eine Stifthülle fehlt ebenfalls. Diese wäre nice-to-have. Sie liegt nur dem Pro-Modell bei. In dieser findest du zwei Sorten Ersatzspitzen und einen Clip, um diese Spitzen einfach zu wechseln. Beim Artist 22 Plus bekomme ich zwar eine Sorte Ersatzspitzen, allerdings nur in einer Wegwerf-Verpackung.

Aufstellen, einstecken, loslegen

Der rückseitige Standfuss ist robust und lässt sich stufenlos verstellen. So richte ich mir einen bequemen Neigungsgrad fürs Zeichnen ein.

Der Standfuss ist äusserst robust — was bei einem so grossen Tablet wichtig ist.
Der Standfuss ist äusserst robust — was bei einem so grossen Tablet wichtig ist.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Über die Software von XPPen kann ich Bildschirm-Einstellungen vornehmen. Unter anderem die Auflösung und die Grösse des tatsächlichen Arbeitsbereichs. Für den Stift kann ich hier die Knopfbelegungen festlegen. Neben einer kleinen Vorauswahl ist es auch möglich, eigene Shortcuts auf die Knöpfe zu programmieren.

Anschliessend benötige ich noch das Programm, auf dem ich arbeiten will – in meinem Fall Photoshop fürs Zeichnen. Ein Gratisprogramm aus einer Auswahl erhältst du von XPPen beim Kauf des Tablets. Die Liste der Programme und eine Anleitung zum Erhalt findest du auf der Webseite.

Zeichnen auf 21,5 Zoll: Die Übersicht ist traumhaft

Privat zeichne ich auf meinem 11-Zoll grossen iPad. Das ist etwas kleiner als DIN A4. Es ist zwar portabel, aber fast ein bisschen zu klein, um bei meinen Projekten das gesamte Bild in Originalgrösse vor mir zu haben. Auch deshalb hat mir das XPPen Artist Pro 14 richtig Freude gemacht.

Das Tablet mit 21,5 Zoll ist ein enormer Unterschied zu meinem sonstigen 11-Zoll-iPad.
Das Tablet mit 21,5 Zoll ist ein enormer Unterschied zu meinem sonstigen 11-Zoll-iPad.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Die 14 Zoll des Artist Pro machen gegenüber den 11 Zoll meines iPads bereits einiges aus. 21,5 Zoll Zeichenfläche fühlen sich an wie Luxus – zumindest fast. Denn die Full-HD-Bildschirmauflösung macht den Luxus fast wieder zunichte. Sie ist nicht per se schlecht und stellt alles ordentlich dar. Aber fürs detaillierte Zeichnen auf dem grossen Display ist mir die Pixeldichte zu gering. Die Pixel sind sehr gut erkennbar.

Keine Knöpfe, kein Touchscreen: Minimalismus hat auch Vorteil

Was mir zu Beginn beim Arbeiten fehlt, ist die bereits erwähnte Shortcut-Tastatur. Möchte ich per Knopfdruck in Adobe Photoshop Objekte kopieren, Pinsel wechseln oder per Pipette Farben heraussuchen, ist die Shortcut-Tastatur äusserst praktisch. Ohne muss ich immer auf den Stift zurückgreifen, um Befehle auszuführen – weil sich das Display nur damit, und nicht etwa per Touch, bedienen lässt. Das benötigt um einiges mehr Klickarbeit.

Was mir beim längeren Skizzieren auffällt: Weil ich lieber zeichne, als dauernd irgendwelche Klicks auszuführen, verliere ich mich völlig im Zeichenprozess. Statt ständig etwas herumschieben und ändern zu wollen, widme ich mich dem Bild so, wie ich es analog machen würde: Nur mit dem Stylus und seiner Radiergummifunktion bewaffnet.

Trotz fehlender Bedienhilfe: Skizzieren macht Spass und nichts lenkt ab.
Trotz fehlender Bedienhilfe: Skizzieren macht Spass und nichts lenkt ab.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Ein grosser Pluspunkt bekommt XPPen für ebendiesen Stylus. Er fühlt sich super an, liegt bequem in der Hand und reagiert präzise auf minimale Druckveränderungen. So bekomme ich authentische Striche hin, als würde ich mit Bleistift oder Marker übers Papier gleiten. Das freut mich und ich lege den Stift nur ungern wieder aus der Hand.

Beim beigelegten Stift hat XPPen alles richtig gemacht.
Beim beigelegten Stift hat XPPen alles richtig gemacht.
Quelle: Bild: Michelle Brändle

Fazit: XPPen hat an den richtigen Stellen gespart

Dem XPPen Artist 22 Plus fehlt es in erster Linie an einer guten Auflösung. Ohne Seitentasten am Tablet oder einer kleinen Shortcut-Tastatur muss ich oft unnötig viele Klicks machen. Da auch eine Touchfunktion am Display fehlt, ist noch mehr Aufwand nötig.

Das Plus im Namen hat das Tablet allerdings verdient, und das nicht nur für das grosszügige Format von 21,5 Zoll. Es ist sehr einfach, das Tablet aufzustellen und an den PC zu schliessen. Die Hemmschwelle, ein grosses Grafiktablet zu nutzen, ist so deutlich geringer.

Der Stift von XPPen und auch die laminierte Zeichenoberfläche sind hochwertig und machen Spass beim Malen. Durch die fehlenden Knöpfe kann ich mich vollständig aufs Zeichnen fokussieren. Insgesamt hat XPPen ein grosses Tablet herausgebracht, das in einem fairen und zahlbaren Preissegment liegt. So macht Kreativ-sein Spass.

In unserem Shop ist aktuell nur ein etwas grösserer Vorgänger erhältlich. Weitere Infos zum Artist 22 Plus findest du hier.

Möchtest du lieber etwas Kleineres, dafür ohne Kompromisse? Dann empfehle ich dir, auf die Pro-Variante des Herstellers zurückzugreifen. Für die XPPen Artist Pro 16 oder 14 musst du etwas tiefer in die Tasche greifen. Dafür hast du ein Touchdisplay-Tablet mit einer höheren Auflösung von 2560 × 1600 Pixeln. Auch die Stiftebox und die praktische Shortcut-Tastatur sind inklusive.

Titelbild: Michelle Brändle

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In meiner Welt macht Super Mario mit einem Einhorn Jagd auf Stormtrooper und Harley Quinn mixt an der Strandbar Cocktails für Eddie und Peter. Wo ich meine Kreativität ausleben kann, kribbelt es mir in den Fingern. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass durch meine Adern nichts anderes fliesst als Schokolade, Glitzer und Kaffee. 


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