Kritik

«Elden Ring Nightreign» im Test: So spielt sich das Koop-«Souls»

Obwohl der Einstieg in «Elden Ring Nightreign» alles andere als angenehm war, hat mich das Spiel komplett gefesselt.

«Elden Ring Nightreign» stammt vom legendären Studio Fromsoftware. Es ist bekannt für knallharte Singleplayer-Action-Spiele wie die «Souls»-Reihe, «Sekiro: Shadows Die Twice» und zuletzt «Elden Ring». Der erstmalige Abstecher ins Multiplayer-Gefilde spaltet daher wenig überraschend die Gemüter.

«Elden Ring Nightreign» spiele ich allein oder mit zwei weiteren Begleitern.
«Elden Ring Nightreign» spiele ich allein oder mit zwei weiteren Begleitern.
Quelle: Fromsoftware / Bandai Namco

Der Einstieg ist knallhart und gnadenlos

Sobald ich «Elden Ring Nightreign» starte, erklärt mir das Spiel in einem kurzen Tutorial die grundlegende Steuerung. Neben bekannten Elementen, wie den Angriffen über die Schultertasten, kommen neue, klassenspezifische Befehle hinzu. Die sind meistens stärker als gewöhnliche Angriffe. Zum Beispiel verwandle ich mich in eine Bestie, springe hoch in die Luft oder feuere einen Pfeil ab, der alles in seiner Schussbahn zur Seite schleudert.

Das grundlegende Gameplay verhält sich wie bei «Elden Ring». Ich steuere eine Spielfigur, die Feinde besiegen muss. Das mache ich mit Nahkampfwaffen wie Schwertern und Hämmern, Fernkampfwaffen wie Bögen oder Zauberstäbe, mit denen ich Magie bewirke. Standard-Gegner fallen schnell, die Bosskämpfe sind in der Regel anspruchsvoll. Während ich austeile, muss ich mich mit einem Schild wehren oder rechtzeitig ausweichen. Der hohe Schwierigkeitsgrad, gepaart mit faszinierenden Spielwelten und gelungenem Gameplay, hat viele Fans. «Nightreign» spielt sich aber deutlich zügiger als «Elden Ring».

Die Geschichte wird gewohnt kryptisch angerissen: Ich spiele einen Nightfarer, der die Nightlords besiegt und damit wieder Ordnung in die Zwischenlande bringt. Den Rest der Geschichte erfährst du irgendwann von Lore-YouTubern wie VaatiVidya. Überhaupt ist es beeindruckend, wie viele Details zum Spiel, die Fromsoftware höchstens angedeutet in einem Kodex-Eintrag festhält, bereits entdeckt wurden. Für einen detaillierten Gameplay-Überblick empfehle ich dir Videos wie das folgende:

«Nightreign» unterscheidet sich von vielen anderen Fromsoft- und «Souls»-Spielen dadurch, dass ich meine Spielfigur nicht selbst erstelle. Stattdessen wähle ich eine von sechs Klassen aus (insgesamt acht, wenn ich die zwei geheimen Klassen nach dem ersten grossen Nightlord-Boss freischalte). Sie haben jeweils eine Fähigkeit mit Abklingzeit sowie einen ultimativen Angriff, den ich mit Schlägen auf die Gegner auflade. Zum Beispiel markiere ich so Gegner, damit sie mehr Schaden bekommen, verwandle mich ein wütendes Biest oder beschwöre eine Steinsäule aus dem Boden, die alle in ihrem Umfeld betäubt.

Zusätzlich sind die Statuswerte der Klassen festgelegt, denn auch das eigenständige Leveln fällt weg. Stattdessen steigen meine Werte automatisch, wenn ich meine Stufe an einem Ort der Gnade erhöhe.

Nach dem Tutorial werde ich in eine Art Hub-Welt geworfen, von der aus ich eine typische Runde «Nightreign» starte. Die fällt selbst mit fleissigem Einlesen vor dem Zocken sowie der Unterstützung meines Koop-Partners frustrierend aus. Die vielen Tastenbefehle überfordern mich. Ich habe keine Ahnung, wo ich hin soll und werde nach wenigen Minuten mitsamt meiner Gruppe vom ersten kleinen Boss ordentlich vermöbelt. Bis ich das Prinzip verstehe, vergehen zwei Stunden und bis ich meine erste Expedition schaffe, zwei weitere.

So sieht ein typischer Run bei «Elden Ring Nightreign» aus

Ich werde mit meiner Gruppe Roguelike-typisch immer in ein und dasselbe Gebiet geworfen, bei dem sich lediglich die Fundorte der Gegner und Gegenstände ändern. Danach gilt es, in insgesamt drei Ingame-Tagen (die knapp eine Stunde dauern) einen von acht Endbossen zu besiegen.

Die Adler werfen meine Gefährten und mich jedes Mal an einem anderen Ort ab.
Die Adler werfen meine Gefährten und mich jedes Mal an einem anderen Ort ab.
Quelle: Fromsoftware / Bandai Namco

Dafür laufe ich eingezeichnete Punkte auf der Karte ab, an denen mich Gegnerinnen und Schätze erwarten. So säubere ich beispielsweise Lager, verbessere die Heilung meiner Estus-Flasche oder wage mich an kleinere Bosse heran. Die geben im Gegensatz zu gewöhnlichen Gegnern deutlich bessere Belohnungen und mehr Runen, die ich zum Leveln benötige.

Das alles geschieht unter Zeitdruck. Ähnlich wie bei Battle-Royale-Spielen verkleinert sich ein Kreis auf der Karte. Ich muss in diesem Kreis bleiben, weil ich ausserhalb kontinuierlich Schaden bekomme. Am Ende eines Tages zentriert sich der Kreis auf einen goldenen Baum, bei dem ein zufälliger Bossgegner erscheint. Ein Highlight ist es, dass dabei bekannte Bosse aus anderen Spielen von Fromsoftware vorkommen, wie der Gaping Dragon aus dem ersten «Dark Souls». Besiege ich diesen, winken viele Runen, die ich zum Leveln brauche, und eine von drei seltenen, zufälligen Belohnungen. Dann geht es mit Tag zwei weiter.

Der zweite Tag sieht aus wie der erste und findet auf derselben Karte statt. Deswegen besuche ich andere, idealerweise anspruchsvollere Punkte auf der Karte und verbessere meine Spielfigur, damit sie für den Bosskampf am Ende des Tages vorbereitet ist.

Der Ablauf des dritten und letzten Tages sieht anders aus. Hier löse ich meine letzten Runen zum Leveln ein und mache mich bereit für den finalen Bosskampf des Runs. Dieser entspricht dem Nightlord, den ich vor der Expedition auswähle. Besiege ich diesen, hake ich einen von insgesamt acht Bossen ab.

Die Bossgegner stecken mehr Schaden als in anderen «Souls»-Spielen ein.
Die Bossgegner stecken mehr Schaden als in anderen «Souls»-Spielen ein.
Quelle: Fromsoftware / Bandai Namco

Ein grosses «Ohje» für das Multiplayer-Spiel

Sobald ich das Prinzip nicht nur verstehe, sondern auch verinnerliche, laufen die einzelnen Runs deutlich besser. Ich weiss endlich, wie ich mich am besten mit meinem Koop-Partner koordiniere, welche Orte ich lieber früher angehe, und welche bis zum zweiten Tag warten können.

Der Multiplayer bleibt aber auch später ein Problem. Zwei Punkte stören mich daran. Einerseits fehlt eine Crossplay-Funktionalität. Bei einem Spiel, das im Jahr 2025 neben PS4 und Xbox One für die modernste Konsolen-Generation und PCs erscheint, ist das nicht nachvollziehbar.

Was mir und zahlreichen anderen Personen noch saurer aufstösst, ist die Begrenzung des Koop-Modus auf einen oder drei Nightfarer. Was ich bisher nicht verraten habe: Auch wenn «Nightreign» primär eine Koop-Erfahrung ist, kann ich mich auch allein auf eine Expedition begeben. Spiele ich auf diese Art, erlebe ich das Ablaufen der Karte zwar als einfacher, habe aber bei den Endbossen mehr Probleme. Ich bin die einzige Gegnerin, auf die sie sich fokussieren, und meine Fehler werden noch schneller bestraft. Spiele ich allein, fällt ausserdem die Möglichkeit weg, mich wiederzubeleben. In der Gruppe kann ich gefallene Mitglieder angreifen, um sie auf diese Art wiederzubeleben.

Ein dedizierter Zwei-Spieler-Modus fehlt komplett. Zwar kann ich zu zweit eine Expedition starten, jedoch tritt dabei ein zufällig ausgewählter Spieler bei. Auch wenn ich froh bin, dass ich zumindest so mit meinem Koop-Partner zocken kann, zeigt sich schnell der Haken an der Sache. Die dritte Spielerin beeinflusst das Spielerlebnis erheblich.

Das ist eine Entscheidung, die ich wie das fehlende Crossplay nicht nachvollziehen kann. Selbst wenn Fromsoftware den Zwei-Spieler-Modus nach der Kritik irgendwann nachreichen möchte, irritiert dessen Abwesenheit bei der Veröffentlichung des Spiels.

Allein oder zu dritt kann ich eine Expedition bestreiten, aber zu zweit ist das kurz nach Release nicht möglich.
Allein oder zu dritt kann ich eine Expedition bestreiten, aber zu zweit ist das kurz nach Release nicht möglich.
Quelle: Fromsoftware / Bandai Namco

Tritt ein Profi bei, markiert er oder sie fix Punkte auf der Karte und läuft die Wege dahin gekonnt ab. Bei den Bosskämpfen teilt die Person ordentlich Schaden aus oder unterstützt uns. So sehen spassige Expeditionen aus, die meist in einem Sieg über den Endboss am dritten Tag enden.

Mindestens genauso häufig kommt es aber vor, dass ein Neuling in unserer Gruppe landet, ständig auf der Karte vor dem Bosskampf stirbt und bei den Bossen mehr Zeit auf dem Boden als im Kampf verbringt. Direkt nach dem Launch ist das noch akzeptabel. Geht aber mein dritter Run in Folge beim ersten grossen Boss zu Ende, bin ich frustriert. Das Ganze geht schon so weit, dass Nightfarer im Internet darüber witzeln, dass die wahre Schwierigkeit im Spiel darin liege, ein drittes Gruppenmitglied zu finden.

Mit zufälligen Gruppenmitgliedern weiss ich nie, welche Art von Expedition mich erwartet.
Mit zufälligen Gruppenmitgliedern weiss ich nie, welche Art von Expedition mich erwartet.
Quelle: Fromsoftware / Bandai Namco

Wenigstens bin ich erleichtert, dass mein Spielerlebnis mit einer 3070er-Grafikkarte auf dem PC im Multiplayer meistens flüssig ausfällt. Nachdem ich in Reviews vor der Veröffentlichung gelesen habe, dass das Spiel selbst auf modernen Konsolen ruckelt, habe ich das Schlimmste befürchtet. Abgesehen von einigen Verzögerungen bei einem Endboss bin ich davon verschont geblieben. Gelegentlich ruckeln die Gegner über meinen Bildschirm. Das liegt aber wohl mehr an der Internetverbindung.

Trotz Frust kommt die Motivationsspirale

Obwohl der Anfang selbst für «Souls»-Veteraninnen überfordernd sein kann und die Multiplayer-Erfahrung in manchen Bereichen zu wünschen übrig lässt, macht es nach dem Sieg über den ersten Nightlord «Klick». Schon bin ich in der Motivationsspirale von «Nightreign» gefangen. Sobald ich den Dreh raushabe, möchte ich auch die restlichen Nightlords erlegen.

Als Roguelike bleibt das Prinzip der Runs immer dasselbe. Stetigen Fortschritt schalte ich kaum frei. Dafür gibt es lediglich Relikte, mit denen ich die Klassen vor einer Expedition ausrüste. Diese haben drei freie, farblich kodierte Slots, die ich befülle. So verbessere ich Statuswerte, schalte aber auch besondere, klassenspezifische Eigenschaften frei.

Mithilfe der Relikte individualisiere ich meine Klassen und mache sie Run-übergreifend stärker.
Mithilfe der Relikte individualisiere ich meine Klassen und mache sie Run-übergreifend stärker.
Quelle: YouTube / Oroboro

Ansonsten bleibt der messbare Fortschritt überschaubar. «Nightreign» hat auch kein nennenswertes Endgame. Habe ich erstmal alle acht Nightlords besiegt, bestreite ich die Expeditionen nur noch zum Spass oder zum Freischalten von Klassen-Skins. Die Abwechslung findet in den Runs selbst statt.

«Elden Ring Nightreign» wurde mir von Bandai Namco zur Verfügung gestellt. Das Spiel ist seit dem 30 Mai 2025 für PC, PS4, PS5, Xbox One sowie Xbox Series X/S verfügbar.

Fazit

«Nightreign» bietet knallharten Koop-Spass – trotz mühsehligem Einstieg

«Elden Ring Nightreign» spielt sich schneller als Singleplayer-«Souls»-Spiele. Dafür sorgen die insgesamt acht Klassen.

Die beste Spielerfahrung haben Gruppen, die sich effektiv koordinieren. So lassen sich die immer neu gemischten Punkte auf der Spielkarte effizient ablaufen und die Charaktere mithilfe der zufälligen Belohnungen verstärken.

Ich kann die kritischen Stimmen zu «Nightreign» nachvollziehen. Obwohl ich durch den überfordernden Einstieg und den fehlenden Optionen im Multiplayer selbst genügend Frust mit dem Spiel erlebe, packt mich das gewohnte «Souls»-Gefühl. Genau wie mein innerer Schweinehund, der es nicht auf sich sitzen lässt, «Souls»-Bosse unbesiegt zu lassen. Das bringt mich dazu, den Nightlords unbedingt das Handwerk legen zu wollen. Nach dem harzigen Einstieg macht es auch Spass, durch die Karte zu rennen und Standard-Gegner sowie Bosse zu verprügeln.

Bis zur Veröffentlichung des nächsten Fromsoftware-Spiels schafft «Nightreign» es, meinen «Souls»-Hunger zu stillen. Und sonst ist der DLC wohl auch nicht weit entfernt.

Pro

  • echte «Souls»-Erfahrung
  • gelungenes Kampfsystem
  • fordernde Bosskämpfe
  • neue Fähigkeiten erweitern das bekannte Repertoire sinnvoll

Contra

  • vor allem der Anfang kann überfordern
  • kein Crossplay und kein Zwei-Spieler-Modus
Bandai Namco Elden Ring: Nightreign (PS5, DE)
Game

Bandai Namco Elden Ring: Nightreign

PS5, DE

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Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.

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