Fotobearbeitung: Helligkeitsunterschiede ausgleichen
Ratgeber

Fotobearbeitung: Helligkeitsunterschiede ausgleichen

David Lee
3.2.2020

Bei Fotos im Raw-Format kannst du zu dunkle und zu helle Bildteile gut korrigieren. Das Prinzip ist sehr einfach, nur übertreiben solltest du es nicht.

Kameras kommen schlechter mit Helligkeitsunterschieden zurecht als das menschliche Auge. Als Folge davon bilden sie Schattenpartien fast komplett schwarz und den Himmel oder reflektierende Flächen zu hell ab. Besonders bei grellem Sonnenlicht und bei Gegenlicht fehlen die Zwischenstufen, das Bild hat viel zu viel Kontrast.

Es gibt verschiedene Tricks, dies auszugleichen und zu korrigieren. Einer davon ist das Fotografieren im Rohdatenformat der Kamera oder im DNG-Format. Diese Formate speichern wesentlich mehr Helligkeitsunterschiede als JPEG, was die Bildbearbeitung flexibler macht.

Heute kann jede Kamera Rohdaten speichern. Auch viele Smartphones können es, wobei hier meist das standardisierte Format DNG verwendet wird. Bei meinem Smartphone (Huawei P20 Lite) kann ich DNG nicht manuell auswählen, aber Fotos werden in diesem Format gespeichert, sobald ich die Option «HDR» wähle.

Nun brauchst du nur noch zu wissen, wie du die Bilder nachbearbeitest.

Tiefen und Lichter anpassen

Das Prinzip ist sehr einfach und in jeder Bildbearbeitung gleich: Du hellst die Schatten auf und dunkelst die Lichter ab. Die betreffenden Regler heissen in Adobe Photoshop Lightroom «Tiefen» und «Lichter» und befinden sich in den Grundeinstellungen. In Photoshop gelangst du zu diesen Einstellungen durch den Menübefehl «Filter -> Camera Raw-Filter». In Google Fotos findest du unter «Helligkeit» die Regler «Schatten» und «Spitzlichter». Manchmal heissen die (Spitz)lichter auch «Highlights».

Schatten und Lichter sind nicht zu verwechseln mit Schwarz und Weiss. Diese Regler haben eine andere Funktion, dazu komme ich gleich.

Ich drehe in Lightroom zuerst den Tiefen-Regler hoch. Oft sehr viel, hier habe ich zur Verdeutlichung des Effekts gleich aufs Maximum gestellt. Falls die Stellen immer noch zu dunkel sind, erhöhe ich auch die Belichtung. Dies macht das Bild insgesamt heller. Beim Schrauben an der Belichtung musst du allerdings aufpassen, dass es keine überbelichteten Stellen gibt.

Das Bild von oben, mit 100 Prozent Tiefenaufhellung
Das Bild von oben, mit 100 Prozent Tiefenaufhellung

Lightroom – beziehungsweise Camera Raw in Photoshop – zeigt dir über- und unterbelichtete Stellen an, wenn du beim Verschieben des Reglers die Alt-Taste gedrückt hältst. Alternativ kannst du im Histogramm mit einem Klick auf rechts oder links oben Warnungen für grenzwertig belichtete Stellen rot darstellen lassen.

Danach senke ich die Lichter ab. Annähernd weisse Stellen im Himmel erhalten so Farbe und Struktur zurück. Auch hier habe ich den Effekt zur Verdeutlichung maximal stark angewendet.

Zusätzlich 100 Prozent Lichter abgedunkelt
Zusätzlich 100 Prozent Lichter abgedunkelt

Kontrast zurückholen

Durch das Ausgleichen von Licht und Schatten wird das Bild etwas flau und kontrastarm. Eine simple Gegenmassnahme wäre, den Kontrast zu erhöhen. Ich benutze aber stattdessen lieber den «Schwarz»-Regler und erhöhe bei Bedarf auch den «Weiss»-Wert. Dies hat eine ähnliche Wirkung, aber ich kann dabei Einfluss auf den Hell-Dunkel-Mix nehmen.

Lightroom bietet weitere Einstellungen an, um das Bild klarer und knackiger zu machen. Sie befinden sich direkt unter den Helligkeitsreglern im Bereich «Präsenz». In diesem Bild habe ich alle Werte ausser der Sättigung etwas erhöht, aber nirgends mehr als 28 Prozent.

Die Bearbeitung hat Grenzen – mach eine gute Aufnahme!

Ich würde keineswegs empfehlen, die Regler immer aufs Maximum zu stellen. Eine zu starke Bearbeitung bringt unerwünschte Nebeneffekte. Zum Beispiel kann übertriebenes Aufhellen der Schatten das Bildrauschen verstärken. Wenn du das Rauschen entfernst, verliert das Bild als unerwünschter Nebeneffekt an Detailreichtum.

Darum bleibt es wichtig, das Foto möglichst korrekt zu belichten. Beachte dafür bei schwierigen Lichtverhältnissen unbedingt das Histogramm. Und dreh die Belichtungskorrektur im Zweifelsfall leicht ins Minus, denn Unterbelichtung ist besser zu korrigieren als Überbelichtung.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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