Fototipp: Der Fernseher als Hintergrund und als Beleuchtung
Ratgeber

Fototipp: Der Fernseher als Hintergrund und als Beleuchtung

David Lee
6.4.2020
Mitarbeit: Thomas Kunz
Bilder: Thomas Kunz

Mit einem Fernseher kannst du jedes beliebige Motiv als Hintergrund verwenden. Die Beleuchtung ist nicht immer ganz einfach. Unser Fotograf hat ein paar Ideen umgesetzt, die funktionieren. Im Wohnzimmer, ohne Fotostudio.

Jetzt rächt es sich, dass ich keinen Fernseher mehr habe. Ein Fernseher, so erklärt mir unser Fotograf Thomas Kunz, eignet sich super als Hintergrund für eine Foto-Szene. Ein PC-Bildschirm ist dagegen in vielen Fällen zu klein. Je grösser, desto besser.

Tom macht sich im eigenen Wohnzimmer ans Werk. Erste Idee: Spielzeugkuh der Tochter vor dieser Alpenlandschaft.

Ich finde das eigentlich schon ganz gut, doch Tom ist nicht zufrieden. Bei Tageslicht hätte es zu viele Reflexionen auf dem Bildschirm, und überhaupt sei das Licht zu wenig kontrollierbar. Alle weiteren Sessions finden abends ohne Tageslicht statt.

Eine Art Gegenlichtaufnahme

Bleibt der Fernseher die einzige Lichtquelle, hast du es mit einer Gegenlichtaufnahme zu tun. Das heisst, dein Motiv bleibt dunkel. In diesem Beispiel hat Tom die Figur zwar mit dem Bildschirm des Smartphones und des Notebooks beleuchtet – diese Beleuchtung ist aber zu schwach. Eine stärkere Beleuchtung funktioniert auch nicht, denn dann werden Reflexionen auf dem TV sichtbar.

Wähle also eine Szene, für die eine Silhouette passt. Tom hat die Kuh an einem Nylonfaden aufgehängt und in Anlehnung ans Titelbild von «E.T.» vor einem Vollmondbild platziert.

Umgekehrt wird ein Schuh draus

Das Licht des Fernsehers ist zu hell, das des Notebooks zu dunkel – also kehrt Tom die Szenerie einfach um. Als Kulisse dient jetzt der Bildschirm des Notebooks, der Fernseher beleuchtet die Figur. Die Taschenlampe des Smartphones dient als Kopflicht. Die Plastikpalme erscheint unscharf im Vordergrund und verstärkt die Tiefenwirkung. Das Dschungelbild stammt von hier.

Feuersbrunst für Stubenhocker

Als nächstes kommt ein gut angebratener Schwarzenegger zum Einsatz, dessen Frisur jedoch tadellos hält. Der Fernseher zeigt nun das gleiche Bild wie das Notebook, ebenso das Smartphone, das von oben herab beleuchtet. Dadurch stimmt die Farbe der Beleuchtung mit dem gezeigten Hintergrund überein.

Als ich das sehe, komme ich mir etwas blöd vor. Bei meinen eigenen Versuchen, Spielzeugfiguren zu inszenieren, habe ich ein richtiges Feuer gemacht. Das war nicht nur ein Riesenaufwand, sondern auch schwierig. Hitze, Rauch und Kohle erschwerten das Fotografieren und machten die Figuren schmutzig. Wie viel einfacher wäre es gewesen, die Figur vor einen grossen Bildschirm zu pflanzen!

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    Spielzeugfiguren inszenieren: Ist das schwierig? Ich habe es ausprobiert

    von David Lee

Silhouette mit Rim Light

Hier ist die Beleuchtung einfach, aber genial. Wie schon bei der Mondkuh kommt das Licht ausschliesslich vom Bildschirm im Hintergrund. Das selbst gemachte Bild ist auf den Seiten weiss und in der Mitte schwarz. Dadurch wird die Figur von den Seiten beleuchtet. Und weil die Terminatrix-Figur metallisch glänzt, sind ihre Umrisse perfekt in Szene gesetzt. Der Effekt, der normalerweise etwas anders gemacht wird, heisst Rim Light.

Effektvoll: Reflexionen

Hier stammt die Beleuchtung ebenfalls nur vom Bildschirm. Dieser zeigt ein selbstgemachtes, weisses Bild mit schwarzen Streifen, was durch die Brillengläser gespiegelt wird.

Generell funktioniert laut Tom alles, was reflektiert, sehr gut. Im nächsten Bild stammen die Farben am linken Bildrand von einer spiegelnden alten CD. Tom hat sie während der Aufnahme in die Nähe des Objektivs gehalten.

Direkt am Bildschirm reflektiert natürlich jede Oberfläche. Darum lassen sich auch ohne Brille schöne Effekte erzielen.

Fazit: Grosses kreatives Potenzial

Mit einem Hintergrund, der selbst leuchtet und zugleich reflektiert, musst du erst mal klar kommen. Richtig eingesetzt, führt die ungewöhnliche Ausgangslage allerdings auch zu ungewöhnlichen Ergebnissen. Ideen «outside the box» sind gefragt. Ich bin jedenfalls ziemlich begeistert von Toms Bildern und wünsche mir für einen Moment lang meinen Fernseher zurück.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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