Google Nest Wifi im Test: Komfortabel, aber nicht das schnellste
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Google Nest Wifi im Test: Komfortabel, aber nicht das schnellste

Die zweite Version von Googles Mesh-System ist vielseitig und kinderleicht einzurichten. Der Komfort bringt leider Kompromisse bei der Geschwindigkeit und den Anschlüssen mit sich.

Netzwerk-Router müssen nicht hässlich sein. Das beweist einmal mehr das Google Nest Wifi. Der im Set enthaltene Router sowie der Zugangspunkt sehen aus wie zwei übergrosse weisse Schaumhügel. Das Design ist bewusst schlicht gewählt, damit sie sich subtil oder bewusst als Stilelement in die Einrichtung einschmiegen. Die Einfachheit zieht sich auch bei der Einrichtung und der Benutzung durch. Das hat nicht nur Vorteile.

Google Nest WiFi-Router und -Zugangspunkt

Google Nest WiFi-Router und -Zugangspunkt

Google Nest WiFi-Router und -Zugangspunkt
Router

Google Nest WiFi-Router und -Zugangspunkt

Spezifikationen:

  • Ports: 2 x RJ45 Gigabit (Router)
  • Netzwerkstandards: 802.11ac, 802.11a, 802.11n, 802.11b, 802.11g
  • Übertragungsrate 5 GHz: bis 1733 Mbit/s
  • Übertragungsrate 2,4 GHz: bis 400 Mbit/s
  • Verschlüsselungen: WPA3
  • Dimensionen: 11,8 x 4,7 x 11,8 cm
  • Features: Zugangspunkt mit Mesh-Unterstützung, Erweiterbar auf bis fünf Zugangspunkte, Lautsprecher, Google Assistant

Das Wi-Fi-5-fähige Duo lässt sich mit bis zu fünf Zugangspunkten (ein Router, fünf Zugangspunkte) erweitern. Mehr sind laut Google nicht effizient. So viele habe ich ohnehin nicht und brauche ich hoffentlich auch nicht, um mein Zuhause mit stabilem Internet zu versorgen.

Ich wohne in einem dreistöckigen Haus. Der Glasfaseranschluss ist im Erdgeschoss. Weil das Google Nest Wifi keinen solchen Anschluss besitzt, schliesse ich den Router über meine Fritz Box an. Den Zugangspunkt verlege ich ins Kinderzimmer im ersten Stock. Lieber wär’s mir in der Ankleide gewesen. So würden mehr Räume abgedeckt und das Gerät wäre nicht den neugierigen Fingern meiner Tochter ausgesetzt. Leider ist das Signal zu schwach für diesen Standort. Bereits das erste und nicht letzte Zugeständnis, das ich an Googles Wifi machen muss.

Einrichtung und App-Steuerung

Der QR-Code ermöglicht die Einrichtung ohne nervige Code-Eingabe.
Der QR-Code ermöglicht die Einrichtung ohne nervige Code-Eingabe.

Dafür ist die Einrichtung kinderleicht. Du benötigst lediglich die Google Home App. Nicht die Google Wifi-App, die ich zuerst heruntergeladen habe. Die ist primär für die erste Generation des Google Wifi und wird beim Nest Wifi nur noch für einige fortgeschrittenen Einstellungen gebraucht. In der Google Home App tauchen die einzurichtenden Geräte im Idealfall automatisch auf, sobald du sie eingesteckt hast. Danach kurz den QR-Code auf der Unterseite des Routers und später des Zugangspunkts scannen, Netzwerkname und Passwort setzen und das war’s. Wenn alles klappt, kannst du in wenigen Minuten lossurfen. So macht das Einrichten Spass.

Google Nest Wifi bietet zwar nicht so viele Funktionen wie ein dedizierter Gaming-Router, dafür gibt es nützliche Dinge wie ein Familiennetzwerk. Dort kannst du deine Geräte steuern, sie gruppieren und bestimmen, wann sie Internet haben sollen und wann nicht. Auch das Gäste-WLAN ist mit wenigen Klicks aufgesetzt. Die ganze App ist übersichtlich und selbsterklärend gestaltet. Der Kompromiss aus Funktion und Bedienung hat eindeutig Vorteile.

Intelligente Zugangspunkte und fehlende Anschlüsse

Der Zugangspunkt leuchtet rot, wenn das Mikrofon ausgeschaltet ist.
Der Zugangspunkt leuchtet rot, wenn das Mikrofon ausgeschaltet ist.

Der Router hat zwei Ethernet-Anschlüsse. An einen wird das Modem angeschlossen und mit dem zweiten kannst du dein LAN speisen oder ein weiteres Gerät anschliessen. Ein USB-Anschluss für eine externe Festplatte fehlt. Die meisten Router besitzen mindestens vier Ethernet-Ports. Noch schlimmer sieht es bei den Zugangspunkten aus. Die haben im Vergleich zur ersten Generation gar keinen Netzwerkanschluss mehr. Dabei würde das in meinem Haushalt das Signal deutlich verstärken, was durchaus nicht verkehrt wäre, wie der anschliessende Verbindungstest zeigt. Du könntest zwar auch einen zusätzlichen Google Nest Router als Zugangspunkt verwenden, der kostet aber etwas mehr und obendrein fehlt ihm ein nettes Feature.

Die Zugangspunkte fungieren nämlich gleichzeitig als Google-Home-Lautsprecher. Du kannst den Google Assistant per Stimme aktivieren, um Musik abzuspielen, das Wetter abzufragen und sonstige Dinge, die du vermutlich nie mehr als zweimal brauchst. Die Zugangspunkte lassen sich, falls vorhanden, mit anderen Google-Home-Geräten verbinden, so dass Musik überall gleichzeitig abgespielt wird. Ein kleiner Schieberegler an der Rückseite deaktiviert das Mikrofon bei Bedarf .

Geschwindigkeit, Ping und Signalstärke

Das Google Nest Wifi hat mich während des Tests auf die Probe gestellt. Die Messung unterlag enormen Schwankungen von unfassbar schnell zu unfassbar langsam. Ich habe das Wifi mit mehreren Notebooks und Smartphones getestet, ohne nachvollziehbare Verbesserungen. Am Ende habe ich mich für eine Mischung aus verschiedenen Referenzgeräten entschieden. Ping und Signalstärke habe ich mit dem Surface Laptop 3 gemessen. Für die Latenz habe ich über die Konsole mein Nas angepingt. Für die Signalstärke habe ich das Tool Netspot verwendet. Die Geschwindigkeit habe ich mit der Speedtest-App auf einem Google Pixel 4 ermittelt, weil ich damit die konstantesten Werte gemessen und sie auch schon in früheren Tests benutzt habe.

Google Nest Wifi ist ein Dualband-System, das dir automatisch das beste Band liefert. Du kannst nicht wie bei anderen Router nur das 2.4-GHz- oder nur das 5-GHz-Band verwenden. Mir hat es jedoch in meinem Test in allen Zimmern immer das 5 GHz zugewiesen.

StandortPing / Signalstärke 5 GHz und 2,4 GHz / Geschwindigkeit down/up
Wohnzimmer3 ms, -65 dBm, -70 dBm, 300/330 Mbps
Küche3 ms, -63 dBm, -65 dBm, 205/240 Mbps
Gang 13 ms, -40 dBm, -44 dBm, 290/200 Mbps
Garderobe
3 ms, -55 dBm, -65 dBm, 283/340 Mbps
Bad 18 ms, -70 dBm, -75 dBm, 205/308 Mbps
Kinderzimmer 16 ms, -46 dBm, -45 dBm, 80/115 Mbps
Kinderzimmer 210 ms, -62 dBm, -67 dBm 77/130 Mbps
Gang 210 ms, -52 dBm, -61 dBm, 88/90 Mbps
Ankleide11 ms, -66 dBm, -76 dBm, 45/40 Mbps
Schlafzimmer11 ms, -66 dBm, -76 dBm, 10/11 Mbps,
Bad 212 ms, -79 dBm, -85 dBm, 20/28 Mbps
Büro12 ms, -50 dBm, -60 dBm, 47/57 Mbps
Abstellraum11 ms, -64 dBm, -77 dBm, 44/35 Mbps
Gang 312 ms, -65 dBm, -80 dBm, 15/25 Mbps
Nähzimmer11 ms, -79 dBm, -90 dBm, 20/22 Mbps
Gästezimmer11 ms, -84 dBm, -92 dBm, 20/30 Mbps
Mancave13 ms, -66 dBm, -85 dBm, 21/33 Mbps

Die Messungen haben keine grossen Überraschungen geliefert. Das Google Nest Wifi deckt den unteren Stock relativ sauber ab. Nur im Bad büsst das Signal deutlich an Stärke ein. Ähnlich sieht es im ersten Stock aus. Der Zugangspunkt liefert deutlich weniger Leistung als der Router. Im zweiten Bad reicht die Verbindung gerade noch aus, um auf dem Handy zu surfen. Im obersten Stockwerk ist das Signal erwartungsgemäss am schwächsten. Da unser Haus keine Zementböden besitzt, schafft es der Zugangspunkt aber trotzdem noch knapp in alle Räume. Mit Abstand am besten ist das Signal direkt oberhalb des Zugangspunkts im Büro. Im Gästezimmer reicht es jedoch nicht mehr bis in alle Ecken.

Ansonsten läuft das Netzwerk stabil und ich kann problemlos mit meinen Geräten durchs Haus laufen, ohne dass sie die Verbindung zum Google Nest Wifi verlieren. Der Übergang von Router zu Zugangspunkt ist nicht spürbar.

Interessant ist, dass die Werte mit dem Speedtest in der Google-App massiv höher sind. Damit liegt die Download-Geschwindigkeit zwischen 200 und 900 Mbps je nach Zimmer. Das entspricht auch mehr den Herstellerangaben, während mein Test Werte zwischen 30 und 300 Mbps geliefert hat.

Fazit: Nicht das schnellste, dafür einfach und zuverlässig

Das Google Nest Wifi ist ein elegantes und einfach einzurichtendes Mesh-System. Das Netzwerk läuft stabil, die Leistung hat mich hingegen nicht sonderlich beeindruckt. Zumindest wenn ich mich auf die Speedtest-App berufe. Da ist mein altes System mit dem Netgear Ex8000 deutlich schneller. Gespürt habe ich den Geschwindigkeitsverlust allerdings nicht. Im Gegenteil: Mir ist eher positiv aufgefallen, dass ich beim Stockwerkwechsel nie warten musste, bis sich mein Handy neu verbunden hat. Trotzdem ist das Google Nest Wifi für ein dreistöckiges Haus wie das unsrige knapp bemessen – zumindest ohne die Möglichkeit, alle Geräte per Ethernet-Kabel zu speisen. In jedem Fall bräuchte ich einen weiteren Zugangspunkt, um die Signalstärke anzuheben.

Die App wiederum ist übersichtlich und bietet Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen wie das Gästenetzwerk. Ansonsten habe ich neben dem fehlenden Ethernet-Anschluss beim Zugangspunkt nichts zu bemängeln. Wenn dein Zuhause mit wenig Aufwand zuverlässig mit Internet abdecken willst, dann ist das Google Nest Wifi eine feine Sache.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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