Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Hintergrund

Idun Technologies: Die Kopfhörer, die Hirnströme messen

Livia Gamper
16.6.2023

Ein Zürcher Start Up hat sich der Messung von Gehirnströmen verschrieben. Diese soll in Zukunft mit True-Wireless-Kopfhörern möglich sein. Ich habe darüber mit den Co-Founder von Idun Technologies gesprochen.

Kopfhörer sind genauer als Smartwatches

Smartwatches wie etwa die Apple Watch messen mittels EKG (Elektrokardiogramm) unsere Herzströme und leiten davon Daten ab – die EEG-Messung der Idun-Kopfhörer ist aber um ein Vielfaches genauer und böte Informationen, die eine Smartwatch nicht liefern könne, so Simon. Die Smartwatch misst physiologische Daten des Körpers, nicht aber des zentralen Nervensystems. Dies ist aber unsere «Schaltzentrale».

Idun ist dabei nicht das einzige Unternehmen, das sich auf «Neurotech» fokussiert. Viele grosse Konzerne forschen schon lange an solchen Technologien. Das wohl bekannteste dabei: Elon Musk’s Neuralink. Aber auch LG mit den Breeze Buds plant, mit einem ähnlichen Produkt auf den Markt zu kommen.

«Im Alltag trägt niemand eine Badekappe»

Normalerweise werden diese Messungen mit Netzen oder Hauben am Kopf gemacht. Das Anbringen solcher sogenannten Hirnmessungs-Hauben ist sehr aufwändig. Dazu braucht es ein Gel, welches nach der Messung wieder umständlich aus den Haaren gewaschen werden muss. «Im Alltag würde niemand eine solche Badekappe tragen, geschweige denn das Gel auftragen», führt Simon aus.

Idun macht nach eigenen Angaben dieselben Messungen mit Kopfhörern, und dies mit vergleichbarer Signalqualität. Simon erklärt dazu: «Wir suchten nach einer Form, die nicht invasiv, aber dennoch zuverlässig ist. Mit unseren Sensoren für die Ohren gelingt das.» Zudem: Weil die Kopfhörerform im Alltag getragen wird, sind umfassendere Messungen möglich – durch die häufigere Tragezeit können viel mehr Daten generiert werden.

Dass die Messungen des kognitiven Workloads einige Gefahren mit sich bringen, liegt auf Hand. Wer im Büro öfter mal mit einem «tiefen kognitiven Workload» den Faulpelz raushängen lässt, fliegt schneller auf, als er oder sie denken kann. Das Idun-Team sei sich dieser Gefahr bewusst: «Wir setzen hier auf die Kontrolle durch die Endanwenderinnen und -anwender», so Simon.

Noch nicht für Konsumenten – aber für grosse Investoren

Eine Simulation der Zukunft

Auriel Valtancoli, im Team als Sales und Business Developer tätig, zeigt in einer Simulation, was die Kopfhörer schon heute können. Der Versuchsaufbau: Zwei Kartonfiguren von Severine und Simon, in Lebensgrösse. «Zuerst hatten wir Donald Trump und die Queen – das kam aber nicht immer gut an», erzählt mir Simon lachend.

Die Simulation funktioniert so: Auriel trägt die Mess-Sensoren – hier von einem Vorgänger des aktuellen Guardian-Modells – und steht in der Mitte der beiden Figuren seiner Chefs. Dann geht die Messung los. Ohne dass Auriel den Kopf dreht, wissen die Sensoren dank der Gehirnmessung, in welche Richtung Auriel schaut. So leuchtet je nach Augenbewegung von Auriel die eine oder andere Figur auf – ja, das sieht genau so futuristisch aus, wie es klingt.

Und der Nutzen im Alltag? «Hörgeräte und Kopfhörer können so erkennen, auf welche Geräuschquelle sich Träger oder Trägerin fokussieren und diese akustisch verstärken, wohingegen alle anderen Geräuschquellen unterdrückt werden», so Simon. Er beschreibt das sogenannte Cocktail-Party-Problem, bei dem es darum geht, einem Gespräch folgen zu können, obwohl es rundherum laut ist – besonders für Menschen mit Hörhilfen ist dies schwierig.

Die Ethik: ein wichtiges Thema

Gerade beim oben beschrieben Szenario und auch sonst sammelt Idun sehr heikle Daten. «Wir haben uns verpflichtet, bei ethischen Themen Pionierarbeit zu leisten», erklärt mir Simon. Das Unternehmen arbeitet mit mehreren Firmen zusammen, um Standards und Richtlinien für die Verwendung von Neurotechnologie im Massenmarkt zu definieren. Denn Neurotechnologie und AI könnten im Allgemeinen möglicherweise starke Auswirkungen in diesen Bereichen haben, so Simon.

Titelfoto: Christian Walker

17 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Vanlife mit Hund: Freiheit oder Stress auf vier Rädern?

    von Darina Schweizer

  • Hintergrund

    «Technologie soll dem Menschen dienen – und nicht umgekehrt»

    von Kevin Hofer

  • Hintergrund

    Filmsammlung ade: Wie ich meine DVDs und Blu-rays loswurde

    von Patrick Vogt