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Kritik

«Kingdom Come Deliverance 2» im Test: Mehr Mittelalter bekommst du nirgends

«Kingdom Come Deliverance 2» bietet die glaubwürdigste Mittelalter-Welt, die ich in einem Game je erlebt habe. Das böhmische Reich ist rau, schmutzig und einfach wunderschön.

«So authentisch, dass du den Pferdemist riechen kannst» war mein Titel für den Test des ersten Teils. Da hat die Clickbait-Schule meines ehemaligen Arbeitgebers Watson noch aus mir gesprochen. Im Kern stimmt die Aussage aber.

Das tschechische Studio Warhorse hat 2018 mit «Kingdom Come Deliverance» ein imposantes Openworld-Mittelalterspiel veröffenlicht, das Authentizität und Realismus in der Vordergrund stellt. Trotz dieses Realitätsanspruchs war das Game in erster Linie ein Rollenspiel und keine Simulation. Genau wie der zweite Teil. Der macht das Spiel zugänglicher und umfangreicher, ohne seine Prinzipien zu verraten.

Hans’ Onkel gehört zur Widerstandsbewegung und ist König Wenzel, dem rechtmässigen Herrscher über das böhmische Reich, treu ergeben. Dieser wird aber von seinem Bruder Sigismund gefangen gehalten. Hans soll zusammen mit Heinrich einem potenziellen Verbündeten ein wichtiges Dokument überbringen.

Die Geschichte ist eigentlich simpel, trotzdem habe ich regelmässig den Faden verloren. Dafür gibt es zu viele Namen, Adelstitel und Städte, die ich mir merken muss. Spannend und vor allem glaubhaft erzählt sind die politischen Intrigen dennoch. Unter anderem auch, weil die meisten Figuren historischen Personen nachempfunden sind, genau wie die Story und die Geographie.

Wenn ich auf einem schmalen Trampelpfad einem Flüsschen entlang spaziere und auf einem Hügel ein malerisches Schloss entdecke, dann schmelze ich fast dahin. Abgesehen von den Distanzen, die aus spieltechnischen Gründen deutlich kürzer sind als in der Realität gibt es kein Spiel, dass das Mittelalter-Flair besser und authentischer einfängt als «Kingdom Come Deliverance 2».

Die NPCs leisten einen entscheidenden Beitrag zur Authentizität der Mittelalterwelt. Wenn ich sie anremple, direkt neben ihnen nach meinem Pferd pfeife oder mich verdächtig verhalte, reagieren sie darauf. In den ersten Stunden fühlte ich echtes Unbehagen, wenn ich bei einem armen Zimmermann einbrach, um eine Laute zu klauen oder wenn es zu einem tödlichen Zwischenfall kam, weil mich jemand beim Herumschleichen erwischt hat.

Toll ist auch, dass in der englischsprachigen Version zahlreiche deutsche Sprecher zum Einsatz kommen. Sie simulieren die vielen deutschen Einwanderer und Händler, die damals in Böhmen unterwegs waren. Sie vermischen auch Englisch und Deutsch, was das Ganze noch authentischer macht.

Wo die Authentizitätsbemühungen als Nachteil gewertet werden können, ist bei der Abwechslung der Spielwelt. «Kingdom Come Deliverance 2» spielt in Böhmen und ausschliesslich im Böhmen. Die Landschaft ist mehrheitlich grün, hügelig und voller Laubwälder. Einen völligen Tapetenwechsel durch eine Schneelandschaft, eine Wüste, oder ein Sumpfgebiet suchst du vergeblich.

Schmieden und Alchemie sind die einzigen Berufe, die Heinrich beherrscht. Er ist kein Tausendsassa. Die Berufe beherrscht er, weil er sie im ersten Teil erlernt hat und nicht einfach, weil er Punkte in einen Talentbaum investiert hat. Die gibt es in «Kingdom Come Deliverance 2» aber ebenfalls. Es bleibt ein Rollenspiel, auch wenn es durch Schlaf- und Nahrungsmanagement zuweilen an ein Survival-Spiel erinnert.

Wenn die Feinde ihre langen Leitern anlegen, versuche ich sie wegzustossen. Gelingt das nicht, folgen chaotische Kämpfe auf den Mauergängen. Den Angriff aufs Haupttor wehre ich ab, indem ich Felsbrocken auf die Köpfe der darunter stehenden Feinde schmeisse.

Immer der Nase nach

Openworld-typisch gibt es auch fernab der Hauptgeschichte viel zu tun. «Kingdom Come Deliverance 2» bleibt dabei glücklicherweise meilenweit vom Ubisoft-Spiel-«Map Barf» entfernt. In Ortschaften gibt es meistens nur ein, zwei Nebenquests und auch die werden mir nicht direkt auf die Nase gebunden.

Gute Redekünste sind fast immer von Vorteil. Ganz im Sinne von «Kleider machen Leute» gibt schöne und besonders gewaschene Kleidung einen Bonus auf meine Charme-Werte. Umgekehrt halten sich die Leute die Nase zu, wenn du voll Blut tropfend und stinkend durch die Strassen läufst – oder vergisst, eine Hose anzuziehen. Kann ja mal passieren.

Apropos Nase: Auf meinen Reisen durch die beiden Gebiete Trosky und Kuttenberg habe ich mich oft von meiner Nase leiten lassen. Auch wenn dich die Hauptquest an die meisten Sehenswürdigkeiten heranführt, gibt es fernab der Hauptstrasse immer etwas zu entdecken. Mal habe ich mich auf der «Teufelsjagd» in einer verlassenen Mine begeben. Ein andermal hat mich eine Legende um einen Wasserkobold zu einer echten Silberaxt geführt.

Ohne Zeitdruck für das Review hätte ich kaum je die Schnellreisemöglichkeit genutzt. Dafür macht das Reiten durch die malerischen Landschaften zu viel Spass. Wobei das Schnellreisen gelegentlich durch zufällige Begegnungen unterbrochen wird, die ich ohne vielleicht verpasst hätte.

«Kingdom Come Deliverance 2» wurde mir von Plaion zur Verfügung gestellt. Ich habe die PC-Version getestet. Das Spiel ist verfügbar ab dem 4. Januar für PC, PS5 und Xbox Series X/S

Mehr über das Game reden wir in der aktuellen Folge des Tech-telmechtel-Podcasts

Fazit

ein echtes Mittelalterfest

«Kingdom Come Deliverance 2» ist ein bemerkenswertes Spiel. Obwohl es Openworld-Games gibt wie Sand am Meer, sticht Warhorses neuestes Werk heraus. Eine solch detailverliebte und weitläufige Welt, die das Mittelalterflair so schön einfängt, gibt es kein zweites Mal. Es gibt prachtvolle Burgen, riesige Armee-Zeltlager und beschauliche Dörfer, in denen ich mich am liebsten niederlassen würde.

Fast 70 Stunden bin ich abgetaucht, ohne Überdruss zu spüren oder mich zu langweilen. Andere Genre-Vertreter strengen mich oft an, durch viele monotone Aufgaben wie das konstante Beute-Aufsammeln oder nerviges Inventarmanagement. «Kingdom Come Deliverance 2» geht alles gemächlicher an und verzichtet auf Effekthascherei. Es gibt keine Drachen, ich mache im Kampf keine Rückwärtssaltos und wenn ich ein Schwert schmieden will, muss ich mich aktiv dieser Aufgabe widmen.

Auch die Geschichte hat mich bis zum Schluss unterhalten. Sie ist ein wildes auf und ab mit politischem Ränkeschmieden, blutigen Schlachten und heimlichen Raubübefällen, die an «GTA V» erinnern.

Wenn du auch nur das kleinste Faible für Mittelalter hast, gerne offene Spielwelten erkundest und dich nicht daran störst, dass alles etwas länger dauert, dann kann ich dir «Kingdom Come Deliverance 2» wärmstens empfehlen.

Pro

  • authentische Mittelalterwelt
  • wunderschöne Grafik
  • spannende Geschichte
  • spassiges Kampfsystem
  • nicht überladen mit Mechaniken oder Aufgaben

Contra

  • Spannungsbogen hängt manchmal etwas
  • einige Quests sind Trial and Error

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


Kritik

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