Kokedama-Trend: Das ist meine «Kate Moos»
Hintergrund

Kokedama-Trend: Das ist meine «Kate Moos»

In meinem Wohnzimmer schwebt ein Pflänzchen ohne Topf: das Kokedama. Erfahre hier, wie du den japanischen Moosball selbst herstellst.

«Echt jetzt?!» Die Blicke meiner Redaktionskollegen sind, gelinde gesagt, «moosig» begeistert, als ich ihnen erzähle, dass ich an der Gartenmesse Giardina ein Kokedama herstellen will. Eine moosüberwachsene Schlammkugel soll man sich ins Fenster hängen? Wirklich? Braucht es diesen japanischen Trend?

Ich will es herausfinden. Mit Redaktionskollegin Stefanie Lechthalter – und gefühlt der Hälfte aller Schweizer Senioren und Seniorinnen – mache ich mich auf zur grössten Gartenausstellung unseres Landes.

Das Kokedama (übersetzt: Moosball) stammt aus Japan und ist dort als Fensterdeko beliebt. Es wird aus einem kleinen Pflänzchen, Erde und Moos hergestellt und kommt ganz ohne Topf aus. Ursprünglich waren die Moosbälle als Alternative für teure Bonsai-Schalen gedacht. Deshalb sind Kokedamas als «Bonsais der armen Leute» bekannt.

Rein ins Grün

Im vierten Stock, versteckt in der hintersten Ecke, wartet das Reich der Kokedamas auf uns. Überall baumeln die kleinen Moosbälle an den Gestellen. Ein bisschen erinnern sie mich an die Hallelujah-Berge aus «Avatar». Irgendwie magisch.

Was war zuerst da? Die Kokedamas oder die Hallelujah-Berge aus «Avatar»?
Was war zuerst da? Die Kokedamas oder die Hallelujah-Berge aus «Avatar»?
Quelle: 20th Century Studios/Disney

Noch stehen wir ganz verträumt herum. Da wirbelt plötzlich eine zierliche Frau mit rötlichem Haar herbei. Es ist Chelsea Morrissey, Co-Founder & Maker von Die Macherei GmbH. «Wollt ihr gleich mit dem Workshop beginnen?» Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.

Ein Pflänzchen muss her

Erstmal stehen wir aber vor der Qual der Wahl: Welches der kleinbleibenden Zimmerpflänzchen soll es sein? Ein Farn, ein Ziergras, ein Einblatt, ein Efeu, eine Sukkulente oder doch eine Mini-Orchidee? Die Zierspargel Asparagus setaceus hat es uns angetan. Jetzt geht’s ans «Dreckeln».

Feuchte Zimmerpflanzenerde dient als Baumaterial.
Feuchte Zimmerpflanzenerde dient als Baumaterial.
Quelle: Darina Schweizer

«Flap, flap!», lasse ich die Einweghandschuhe über meine Finger schnappen. In der linken Hand halte ich meine Zierspargel. Mit der rechten Hand löse ich, wie Chelsea, die trockene Erde von den Wurzeln. Dann greife ich in die Schüssel vor mir, in der ein nasser Erdklumpen aus Zimmerpflanzenerde liegt. Chelsea zeigt uns, wie wir diesen Stück für Stück an die Wurzeln drücken, bis das Pflänzchen in einem kleinen Erdball steckt.

Der erste Schritt ist geschafft: Die Zierspargel steckt im Erdball.
Der erste Schritt ist geschafft: Die Zierspargel steckt im Erdball.
Quelle: Darina Schweizer

Wird's ein Koked(r)ama?

Wirklich anmächelig sieht das noch nicht aus, denke ich, während die nasse Erde an meinen Fingern herunterrinnt. Muss ich den Arbeitskollegen recht geben, endet es im wahrsten Sinne des Wortes in einem Schlam(m)assel? Noch gebe ich mich nicht geschlagen. Erst ist Händewaschen angesagt. Anschliessend demonstriert uns Chelsea, wie wir kleine Teile von einer Moosplatte lösen. Damit hüllen wir den Erdball nach und nach ein.

Als nächstes erhält das Kokedama einen Moos-Mantel.
Als nächstes erhält das Kokedama einen Moos-Mantel.
Quelle: Darina Schweizer

Das ist nicht ganz so einfach wie zuvor mit der Erde. Immer wieder fliegen Moosstücke wie Haarteile im Wind davon. Also drücken wir sie etwas fester an. «Ha-haa», klingt es von Steffi herüber. Stolz hält sie ihren kleinen Moosball in die Höhe. Ich nicke anerkennend.

Nylon, der Retter

Beim Blick auf meinen unförmigen Moos-Goblin ziehe ich hingegen skeptische Falten: Wie zum Himmel soll das zusammenhalten? Chelsea trägt die Lösung in Form von grüner Nylonschnur heran. «Damit wickelt ihr das Kokedama ein», erklärt sie und lässt die Schnur in Kreisbewegungen um den Moosball gleiten.

Wir tun es ihr gleich. Was anfangs etwas Feingefühl benötigt, wird – je länger wir wickeln – immer einfacher. Schliesslich verknote ich die Schnur. Nun fühlt sich das Kokedama stabil an. Als Letztes verpasse ich ihm noch einen Haarschnitt: Heraushängende Mooshalme schnibble ich mit einer Schere ab. Das wird doch noch was, denke ich. «Wow!», raunt Steffi herüber. Der Kokedama-Bann hat uns gefangen.

Ein letzter Sprühstoss und das mit Nylonschnur umwickelte Kokedama ist fertig.
Ein letzter Sprühstoss und das mit Nylonschnur umwickelte Kokedama ist fertig.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Mit einer kleinen Tüte und ein paar Pflegehinweisen verabschieden wir uns von Chelsea. Und wir versprechen, uns über das Gedeihen unserer Moosbälle up to date zu halten.

Indoor oder Outdoor – das ist die Frage

Zu Hause packe ich mein Kokedama aus der Tüte und sprühe es, wie mir Chelsea geraten hat, mit etwas Wasser ein. Alternativ könnte ich es auch für fünf bis zehn Minuten in eine Wasserschale tauchen, abtropfen lassen und leicht ausdrücken. Nun habe ich zwei Möglichkeiten.

  • Möglichkeit 1: Ich hänge den Moosball an einer Schnur nach draussen. Dann muss ich ihn, gerade im Frühling, selten bis nie giessen, weil es regelmässig drauf regnet. Sukkulenten könnte ich auch im Wohnzimmer aufhängen, da sie kaum Feuchtigkeit brauchen.
  • Möglichkeit 2: Ich setze den Moosball drinnen in einen Glasbehälter und schliesse ihn. So behält das Pflänzchen genügend Feuchtigkeit und ich muss das Kokedama nur alle ein bis zwei Wochen wässern. Ob daraus auch ein Flaschengarten mit eigenem Ökosystem entstehen könnte? Dazu ein anderes Mal mehr.

Zuerst hänge ich mein Kokedama ins Wohnzimmerfenster. Doch schnell sehe ich, dass das keine kluge Idee ist: Die Sonne prallt mit voller Wucht darauf. Also stelle ich den Moosball stattdessen in einen Glasbehälter an einen halbschattigen Platz.

Mein Kokedama gedeiht in seinem Mini-Gewächshaus.
Mein Kokedama gedeiht in seinem Mini-Gewächshaus.
Quelle: Darina Schweizer

Bis sich der Nebel verzieht

Am Morgen danach steht das Bäumchen im Nebel beziehungsweise im Wasserdampf. Hatte Chelsea nicht einen Tipp? Ach ja, kurz das Glas öffnen. Irgendwann sollte sich die Luftfeuchtigkeit einpendeln. Bei Steffi ist das bereits der Fall, wie sie mir begeistert per Whatsapp mitteilt. Ihr Kokedama ist ein echter Hingucker auf dem Esstisch. Ich kann die Frage meiner Redaktionskollegen «Soll man sich die Schlammkugel ins Fenster hängen?» also beantworten mit: «Nein. Aber in ein Glas stecken.» Als erspriessliche Alternative zur Zimmerpflanze.

Steffis Kokedama macht sich prächtig auf dem Esstisch.
Steffis Kokedama macht sich prächtig auf dem Esstisch.
Quelle: Stefanie Lechthaler

Nun hoffe ich, die Schwaden werden sich auch bei mir bald verziehen – und es spriesst kein Schimmel. Die nächsten Wochen werden es zeigen. Zumindest hat mein Kokedama schon mal einen Namen. Weil es so klein und dürr ist, habe ich es Kate Moos genannt.

Wenn dir noch ein besserer Name einfällt oder du auch schon ein Kokedama hergestellt hast, lass es mich in den Kommentaren wissen.

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Titelbild: Darina Schweizer

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Ich mag alles, was vier Beine und Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.


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