Lohnt sich der Umstieg auf DDR5?
Ratgeber

Lohnt sich der Umstieg auf DDR5?

Kevin Hofer
29.10.2021

In ein paar Tagen sind die Alder-Lake-S-Prozessoren von Intel offiziell erhältlich. Damit kommt auch erstmals DDR5 RAM auf einer Consumer Plattform zum Einsatz. Ein sofortiger Umstieg ist aber nicht nötig.

Doppelte Transferrate und die doppelte Speicherkapazität von DDR4 – die Spezifikationen von DDR5 hören sich wahnsinnig toll an. Fakt ist aber: In den wenigsten Fällen wirst du mit der neuen Technologie einen Leistungsunterschied bemerken.

DDR4 vs. DDR5

Mit DDR5 kommt wieder Bewegung ins RAM-Land. War das Wachstum der Transferrate beim Übergang von DDR3 zu DDR4 noch bescheiden, ist’s jetzt bei DDR4 zu DDR5 enorm: Offiziell startet DDR5 bei 4800 Megatransfer per Second (MT/s). Die Einheit gibt die Anzahl der Operationen in einer Zeiteinheit an. 1 T/s besagt, dass ein Transfer pro Sekunde erfolgt, bei 1 MT/s sind es eine Million Transfers pro Sekunde. DDR4 steht derzeit bei maximal 3200 MT/s.

Das sind die offiziellen Zahlen. Es gibt schnelleres DDR4 RAM. Aber auch bereits zum Release schnelleres DDR5 RAM mit 5200 MT/s. Zum Vergleich: Beim Release von DDR4 betrugen die Transferraten meist 1600 MT/s. Genauso viel wie bei DDR3 möglich ist. Laut JEDEC, der Organisation zur Standardisierung von Halbleitern, soll DDR5 bis zu 6400 MT/s ermöglichen. Der Speicher-Hersteller SK Hynix spricht gar von möglichen 8400 MT/s.

Die höheren Transferraten haben jedoch höhere Memory Timings zufolge. Diese bestimmen, wie schnell der Speicher auf Anfragen reagieren und Aufgaben ausführen kann. Durch die höheren Timings erhöht sich die Latenz von DDR5 im Gegensatz zu DDR4. Dies jedenfalls zu Beginn der neuen Technologie. Bereits bei DDR4 waren zur Einführung die Timings höher als bei DDR3. Mittlerweile haben sie sich mehr oder weniger angeglichen.

Nebst den höheren Transferraten und Memory Timings wird auch die maximale Speicherkapazität erhöht. Ein RAM-Riegel bietet bei DDR5 maximal 64 GB Speicher. Bei DDR4 sind’s 32 GB. Weiter benötigt DDR5 weniger Spannung als DDR4. Standard sind bei DDR4 1,2 Volt, bei DDR5 sind es 1,1 Volt.

Was heisst das jetzt?

Toll, so viel schneller ist DDR5 als DDR4 auf dem Papier. In den meisten Anwendungen ist jedoch die Speicherkapazität entscheidend und nicht die Geschwindigkeit. Heute reichen für die breite Masse 16 oder 32 GB. So viel Kapazität kriegst du auch mit DDR4.

In den meisten Anwendungen bringen die höheren Transferraten keinen Vorteil. Das einzige mir bekannte Mainstream-Programm, das davon profitiert, ist Photoshop. Fürs Zocken, Editieren von Videos oder 3D-Renderings spielt die RAM-Geschwindigkeit keine oder nur eine kleine Rolle.

Bei Games sind die Memory Timings entscheidend, weil sie Mikroruckler verhindern können. Beim Videoschnitt sind die Speicherkapazität des RAM und die CPU-Leistung ausschlaggebender – bei grafischen Programmen meist die GPU. Das ist aber nicht generell so, sondern gilt mehr als Faustregel.

Hinzu kommt, dass du für DDR5 RAM eine komplett neue Plattform brauchst. Also nebst dem RAM auch Mainboard und CPU. Das erhöht die Anschaffungskosten. Wie das so üblich ist bei neuen Technologien, kosten sie zu Beginn auch mehr. Das ist bei DDR5 nicht anders. Die Preise dürften aufgrund der Halbleiter-Knappheit noch höher sein als sonst.

Also nein: Ich würde dir derzeit noch abraten auf DDR5 umzusteigen. Es sei denn, du sitzt auf einem Haufen Gold und arbeitest von dort ausgiebig in Photoshop. Oder du planst ein Alder-Lake-S-System und musst sowieso immer das Beste und Neueste haben. Bei den aktuellen Verfügbarkeiten und Preisen dürfte das aber viel Geduld und Geld kosten. Spar dir die Nerven dafür lieber und sattle um, wenn sich die Technologie durchgesetzt hat.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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