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Hintergrund

Mit Mut und Musse: Baptiste Ducommun baut alle Möbel seines Schweizer Labels Klybeck selbst

Pia Seidel
18.4.2023
Bilder: Pia Seidel

Was den Schreiner Baptiste Ducommun antreibt? Die Liebe zum Handwerk und volles Vertrauen in seine Fähigkeiten.

Es braucht Mut, um als frisch ausgebildeter Schreiner nicht bloss Prototypen und Fliessbandarbeit für andere Möbelmarken machen zu wollen, sondern gleich sein eigenes Label zu gründen. Doch Baptiste Ducommun zögerte keine Sekunde. Vor zehn Jahren machte er sich mit seinem ersten Entwurf im umkämpften Designbusiness selbstständig und gründete sein eigenes Label namens Klybeck.

Gleich zu Beginn bewies er dabei seine Stärke: An dem Entwurf, der bis heute sein Bestseller ist, hat er zunächst zwei Jahre lang gefeilt, bis er zu dem wurde, was er heute ist. Als ich ihn in seinem Atelier besuche, erzählt er mir, warum es okay ist, wenn die Dinge manchmal länger brauchen als gedacht.

War es von Anfang an klar für dich, dass du dich gleich nach der Lehre selbstständig machen willst?
Baptiste Ducommun: Ja, ich wollte alleine etwas auf den Markt bringen. Weil ich jung war, hatte ich schliesslich noch nicht viel zu verlieren.

Seither scheint es gut zu laufen. Bist du seit der Gründung dennoch schon mal an Grenzen gestossen?
Als einige Möbelhäuser, in denen meine Produkte verkauft wurden, während der Pandemie vorübergehend schliessen mussten, war es nicht leicht. Die Lösung fand ich jedoch wie so viele im Aufbau eines eigenen Onlineshops.

Wolltest du dich schon immer mit Design beschäftigen?
Ich sehe mich eher als Schreiner, weil ich nie Design studiert habe. Aber ich halte es ohnehin für viel wichtiger, gute Ideen zu haben und selber etwas in der Werkstatt umsetzen zu können.

Wofür steht der Name «Klybeck»?
Der Name ist vom Stadtteil Klybeck in Basel inspiriert. Damals habe ich in der Klybeckstrasse in einer WG gewohnt und dort meinen ersten Prototypen fertiggestellt, weil ich noch keine eigene Werkstatt hatte. Heute wohne ich woanders, aber mein Atelier befindet sich immer noch im Quartier.

Was war dein erster Prototyp?
Es war der Kleiderständer «Y», der von einem Baum inspiriert ist. Die Idee dafür kam mir schon während meiner Schreinerlehre. Doch es hat zwei Jahre gebraucht, bis er so aussah, wie ich ihn heute verkaufe.

Woran lag das?
Ich konnte zunächst nur abends oder an Wochenenden daran arbeiten, weil ich noch die Lehre abschliessen musste. Ausserdem habe ich mehrere Anläufe gebraucht, um die perfekten Proportionen zu finden.

Was zeichnet den heutigen Entwurf aus?
Einerseits sollten die Äste des Kleiderständers natürlich aussehen. Andererseits musste dahinter eine gewisse mathematische Logik stecken. Beim ersten Prototypen waren die Äste noch etwas zu dick. Der heutige Entwurf ist schlanker als der erste und genau an den richtigen Stellen unregelmässig.

Warum hast du als Grundmotiv einen Baum gewählt?
Ich wollte einen Kleiderständer entwickeln, der aus der Masse heraussticht und gut aussieht. Es hat mich auch fasziniert, einen Baum aus einem Baum zu bauen – als Symbol für die Natur. Manche Kundinnen und Kunden nutzen ihn gar nicht als Kleiderständer, sondern inszenieren ihn wie eine Skulptur.

Ist es ein Zufall, dass sich ein Grossteil deiner Designs dem Eingang widmet?
Nicht ganz. Möbel für den Flur sind das Erste, was dir beim Eintreten in eine Wohnung oder ein Haus ins Auge sticht. Das gefiel mir. Und sie sind meist rarer als etwa ein Esstisch, den ich aktuell mit meinen Mitteln gar nicht herstellen könnte.

Welche Eigenschaften schätzt du an dem Material?
Dass jeder Baum anders ist und eine andere Maserung hat. Deshalb ist am Schluss jedes Produkt einzigartig.

Wolltest du jemals andere Materialien ausprobieren?
Holz bleibt als Schreiner natürlich mein Favorit, aber mir gefällt die Mischung unterschiedlicher Materialien. Der Hirsch spielt beispielsweise auch mit farblichen Kontrasten, weil sein Kopf mit unterschiedlichen Stoffbezügen erhältlich ist.

Momentan machst du alles alleine. Hast du vor, irgendwann zu wachsen?
Bei Bedarf hole ich mir schon Unterstützung in die Werkstatt. Künftig könnte ich mir auch vorstellen, eine zweite Person fest anzustellen, in unseren Nachbarländern verkaufen und dafür mehr Stückzahlen produzieren.

Du bemühst dich nachhaltig zu entwerfen. Wie äussert sich das?
Das Holz kommt aus Deutschland, aber ich verarbeitete es in meiner Werkstatt. Die Metallteile beziehe ich von einem Partner in der Nähe von Basel, obwohl ich sie sicher woanders günstiger bekommen würde.

Glaubst du, es ist wichtig, dass ein Produkt langsam entwickelt wird, damit es lange gefällt?
Ja, ich glaube, dass man ansonsten Gefahr läuft, Modemöbel zu entwerfen, die nach einem Jahr nicht mehr gefallen. Deshalb lohnt es sich, mehr Zeit in ein Design zu investieren.

Was sind das für Menschen, die ständig auf der Suche nach besseren Designlösungen sind? Die einen neuen Stuhl oder Tisch entwerfen, obwohl es das schon zigtausendfach gibt? In dieser Serie stelle ich dir solche Menschen und ihre Leitmotive vor. Folge mir, um den nächsten Beitrag auf dem Schirm zu haben.

Titelfoto: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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