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Debora Pape
Hintergrund

«Pompeii: The Legacy» angespielt: viel «Anno», wenig Neues

Debora Pape
1.12.2025
Bilder: Debora Pape

Das Early-Access-Projekt «Pompeii: The Legacy» will sich durch den Wiederaufbau von Pompeji und eine Familiengeschichte aus der Masse der Aufbausimulationen hervorheben. Das gelingt aktuell noch nicht ganz.

Schon wieder fehlen Arbeitskräfte aus der Plebejer-Klasse. Ohne sie verrichtet niemand die Arbeit, die für die Erweiterung meiner kleinen römischen Planstadt nötig ist. Ich stampfe ein paar neue Wohnhäuser aus dem Boden. Die Lage in den Minen und Werkstätten entspannt sich. Trotzdem beschweren sich meine konsumverwöhnten Patrizier über fehlende Luxusartikel. Weitere Rosengärten müssen her, damit ich Parfum herstellen kann. Dann gibt es keine Bretter mehr, dann ist die Nahrungsvielfalt zu gering, dann ist kein Platz mehr in den Lagerhäusern. Irgendwas ist immer.

Was sich liest wie typische fünf Minuten in «Anno 117: Pax Romana», erlebe ich tatsächlich in «Pompeii: The Legacy». Das Aufbauspiel, das sich aktuell im Early Access befindet, versetzt mich ebenfalls ins antike Römische Reich. Nur dass hinter «Pompeii» kein Triple-A-Studio steckt, sondern ein einziger Entwickler aus Kroatien.

An Aufbauspielen, auch mit römischem Setting, mangelt es wahrlich nicht. In den meisten davon gründe ich in irgendeinem Stück unberührter Natur eine neue Siedlung und verwandle sie in eine florierende Großstadt.

In der Theorie verfolgt «Pompeii: The Legacy» einen anderen Ansatz: Im Jahr 100 nach Christus betraut mich Kaiser Trajan mit der Aufgabe, die 20 Jahre zuvor durch einen Vulkanausbruch zerstörte und verschüttete Stadt Pompeji wieder aufzubauen. Im Kampagnenmodus reise ich mit Kind und Kegel zum bekanntesten Schutthaufen der Geschichte. Der Aufbau meiner Familiendynastie ist ein weiterer Aspekt, der «Pompeii» von der Genre-Konkurrenz abheben soll.

Wiederaufbau statt Aufbau … aber nur theoretisch

Die Idee des Wiederaufbaus finde ich spannend. Es könnte interessant sein, Ruinen freiräumen und abbauen zu lassen, wertvolle Materialien zu bergen und so Pompeji nach und nach wiedererstehen zu lassen.

Doch leider spielt der Wiederaufbauaspekt im Spiel überhaupt keine Rolle. Jedenfalls nicht in den ersten zehn Stunden, die ich es angespielt habe. Anstatt Pompeji buchstäblich aus der Asche zu schälen und die Ruinenstadt wieder mit Leben zu füllen, errichte ich auf einer grünen Wiese ein gutes Stück vom Ort der Tragödie entfernt eine neue Stadt. Mit Pompeji hat das nichts zu tun. Vereinzelte Ruinen in meinem Stadtgebiet nutze ich als Steinbruch für Baumaterial, notwendig ist das aber nicht.

Die zerstörte Stadt Pompeji befindet sich weit nördlich meiner eigenen Siedlung.
Die zerstörte Stadt Pompeji befindet sich weit nördlich meiner eigenen Siedlung.

Meine alte/neue Stadt baue ich ohne spielerische Überraschungen auf einer Rasterkarte auf. Ich benötige Behausungen für Sklavenarbeitskräfte, die das Rückgrat meiner Arbeiterschaft darstellen. Später kommen die höheren Klassen Plebejer und Patrizier dazu. Sie haben mehr Bedürfnisse und erwarten Annehmlichkeiten, die ich ihnen bereitstellen muss. Sonst packen sie kompromisslos ihre Sachen und ziehen aus.

Über einen Forschungsbaum schalte ich neue Technologien und Gesetze frei. Nach kurzer Zeit baue ich bereits einen Hafen, der mich an das Handelsnetzwerk des römischen Imperiums anschließt. Darüber kann ich aus den Hafenstädten in ganz Europa Waren kaufen und verkaufen.

Nach und nach baue ich Handelsbeziehungen zu Hafenstädten im Römischen Reich auf.
Nach und nach baue ich Handelsbeziehungen zu Hafenstädten im Römischen Reich auf.

Dieses Gameplay unterscheidet sich kaum von dem anderer Aufbauspiele. Potenzial gibt es aber, denn der Vesuv ist weiterhin aktiv. Einmal erlebt meine Stadt ein Erdbeben, das ein paar Häuser zerstört. Ein Screenshot auf der Website zeigt herabfallende Lavabomben. Ich habe noch keinen Vulkanausbruch erlebt, doch der Feuerberg könnte in Zukunft noch für Ärger sorgen. Laut Spielbeschreibung soll es auch weitere Katastrophen geben, wie Heuschreckenplagen.

Die dynastische Entwicklung ist (noch) blass

Meine Aufbaubemühungen sind in eine Hintergrundgeschichte um einen Patrizier namens Maximus und seine Familie eingebettet. Zu Beginn des Spiels stehen mir vier Dynastien zur Auswahl, die sich durch unterschiedliche Vor- und Nachteile voneinander abgrenzen.

Immer wieder melden sich während der Kampagne Boten und andere Besucher zu Wort, um mir eine neue Aufgabe zu übertragen oder einfach eine Geschichte zu erzählen. So bekomme ich mit, was im Reich passiert. Einmal wird Maximus sogar in den Krieg abkommandiert und verschwindet für ein paar Jahre. Einfluss auf das Spiel hat seine Absenz nicht. Schön ist, dass alle Dialoge vertont sind.

Maximus ist 101 Jahre alt und will einfach nicht sterben. Optisch haben er und seine Frau Octavia mit ihren 83 Jahren sich aber gut gehalten.
Maximus ist 101 Jahre alt und will einfach nicht sterben. Optisch haben er und seine Frau Octavia mit ihren 83 Jahren sich aber gut gehalten.

Mir gefällt die Idee, den Aufbauaspekt mit einer eigenen Dynastie zu verknüpfen. Mit einem Stammbaumgeflecht wie in «Crusader Kings» brauchst du aber nicht zu rechnen. Aktuell ist es dem Spiel vollkommen egal, wer den Schlüssel zur Stadt in der Hand hat. Verschiedene Talente und Attribute der Familienangehörigen sind in der aktuellen Spielversion noch nicht implementiert, im Interface befindet sich ein Platzhalter.

Sieht super aus, aber noch viel Feinschliff nötig

Das Spiel hat mit Quality-of-Life-Problemen zu kämpfen, zum Beispiel mit der fehlenden Übersicht. Gebäude eines bestimmten Typs im Stadtgebiet zu finden, fühlt sich an wie eine Bestrafung. Das gleiche, wenn ich ein bestimmtes Produkt verkaufen möchte und dafür auf der Europakarte nach Handelspartnern suche.

Einige Mechaniken sind mir nicht ganz klar, etwa wie genau Waren verteilt werden und wie genau sich meine Finanzen zusammensetzen. Bei den Ressourcen gibt es enorme Schwankungen: Ein großer Vorrat tausender Einheiten eines Produktes kann in Nullkommanix aufgebraucht sein und ich merke es erst, wenn sich meine Bevölkerung beschwert.

Alle Produktionsgebäude lassen sich für einen höheren Output um mehrere Stufen ausbauen. Das kostet mich nur ein paar Materialien und etwas Geld, was aber in der Regel keine Hürde ist. So stufe ich neu gebaute Häuser sofort auf das Maximum hoch – das ist nervig und fühlt sich überflüssig an. Wenn ich sowieso problemlos upgraden kann, warum ist das Feature dann überhaupt implementiert?

Lücken im Stadtraster schließe ich durch Dekoobjekte. So entsteht ein zusammenhängendes und organisch wirkendes Stadtbild.
Lücken im Stadtraster schließe ich durch Dekoobjekte. So entsteht ein zusammenhängendes und organisch wirkendes Stadtbild.

Forschungen kann ich problemlos beauftragen, ohne dafür etwas zu tun. Ich brauche nur genügend Rohmaterialien und Geld. Dadurch bekomme ich für meinen Geschmack viel zu schnell Zugriff auf neue Gebäude, die ich dadurch kaum zu schätzen weiß. Ich rase durch den Forschungsbaum und pflastere Häuser in die Landschaft, ohne deren Effekte wirklich wahrzunehmen oder sie genauer zu betrachten. Das fühlt sich lieblos an.

Der Vorteil davon: Meine Siedlung wächst rasend schnell. Schnelle Erfolge sind auch Erfolge. Und die Siedlung lässt sich wirklich sehen: Gebäude und Deko-Module – die stark an «Anno» erinnern – sind hübsch designt und überall tummeln sich Menschen, die etwas tragen oder sich mit anderen unterhalten. Mein neues Pompeji kann sich wirklich sehen lassen.

Ein Wohngebäude für Plebejer. Alle Bauwerke wirken liebevoll designt.
Ein Wohngebäude für Plebejer. Alle Bauwerke wirken liebevoll designt.

Fazit: «Pompeii: The Legacy» lohnt sich im Auge zu behalten

Zum aktuellen Zeitpunkt sticht «Pompeii: The Legacy» noch nicht aus anderen Aufbauspielen heraus. Potenzial ist aber da: Der Vesuv könnte zu einer Bedrohung werden und für etwas Biss im Gameplay sorgen. Die Dynastie-Mechaniken scheinen noch nicht implementiert zu sein, aber auch sie könnten Möglichkeiten bieten, das Spiel von anderen abzugrenzen.

Die vorhandene Vielzahl an Gebäuden und herstellbaren Produkten bietet eine solide Grundlage, die aber durch fehlende Übersicht und wenig eigenen Spirit noch ausbaufähig ist. Sehr schade finde ich, dass ich eine neue Stadt baue, statt – wie erwartet – Pompeji wieder aufzubauen. Optisch ist das Game auf jeden Fall schon jetzt ein Leckerbissen.

«Pompeii: The Legacy» ist seit dem 23. September im Early Access auf Steam (PC) erhältlich. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Siscia Games zur Verfügung gestellt.

Titelbild: Debora Pape

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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