Sony Pulse Explore im Test: nur interessant für Gamer
Produkttest

Sony Pulse Explore im Test: nur interessant für Gamer

Martin Jud
1.3.2024

Den Surround-Sound der Playstation 5 hören und gleichzeitig telefonieren: Mit den Sony Pulse Explore klappt das wunderbar. Allerdings nur, wenn du die passenden Ohren hast.

Sony macht's mir nicht einfach, die Pulse Explore ins Herz zu schliessen. Und das, obschon sie nicht nur tollen Sound, sondern auch eine gleichzeitige Verbindung zu zwei Geräten versprechen: einmal über Bluetooth und einmal mit einem USB-Dongle über 2,4-GHz-Funk, der eine verlustfreie Sound-Übertragung mit niedriger Latenz bietet. Zu Beginn des Tests bin ich alles andere als zufrieden mit den relativ teuren Gaming-In-Ears, da keiner der mitgelieferten Aufsätze passt. Dennoch überwiegt, nachdem ich eine Lösung finde, schlussendlich das Positive.

Die Verbindung über den USB-Dongle ist beim Spielen von Games, die eine schnelle Reaktion erfordern, wertvoll. Er kann mit der Playstation 5, einem PC oder Mac genutzt werden. Für die Verbindung mit der Playstation Portal ist der Dongle hingegen nicht vonnöten. Der als «Verlängerung der Playstation 5» dienende Handheld hat als einziges Gerät Sonys «Playstation Link» genannte, proprietäre Wireless-Sound-Verbindung integriert. Allerdings beschränkt sich der Sound bei PS Portal auf Stereo, wohingegen bei der Verbindung mit PS5 auch Surround-Sound drin liegt.

Was du vorab wissen solltest: grösster Nachteil

Der grösste Nachteil dürfte für einige alleine die Grösse, Form und das Gewicht der Pulse Explore sein. Meine Frau beispielsweise kann sie mit ihren eher kleinen Ohren nicht nutzen. Die Ohrhörer kommen dem äusseren Ohr in den Weg – oder umgekehrt. Jedenfalls drücken sie bei ihr unangenehm.

Bei meinen weniger kleinen Ohren kommt alles gut aneinander vorbei. Dafür habe ich ein anderes Problem: Beim Testen vermisse ich erstmal den tollen Sound. Und zwar, weil er erst gar nicht entstehen kann, weil sämtliche mitgelieferten vier Silikonaufsätze nicht zu meinen Gehörgängen passen. Keiner sitzt perfekt, was zur Folge hat, dass Bässe verhungern und der Sound kraftlos daherkommt. Dazu kommt, dass die Aufsätze auch zu weich sind. Dies, gepaart mit dem eher hohen Ohrhörergewicht von 6,7 Gramm, führt bereits nach kurzem Tragen zu unangenehmen Druckstellen in den Ohren.

Da mir die mitgelieferten schwarzen Gummiaufsätze alle zu weich sind, nutze ich sie nicht. Zum Glück habe ich eine kleine Sammlung, in der ich passenden Ersatz finde.
Da mir die mitgelieferten schwarzen Gummiaufsätze alle zu weich sind, nutze ich sie nicht. Zum Glück habe ich eine kleine Sammlung, in der ich passenden Ersatz finde.
Quelle: Martin Jud

Glücklicherweise habe ich eine Lösung gefunden. Ich nutze nicht die Aufsätze von Sony. Die auf dem Bild zu sehenden weiss-transparenten Aufsätze aus meiner Silikonaufsatzsammlung sitzen nicht nur perfekt in meinen Ohren – da ihr Material dicker ist, drückt damit auch nichts mehr unangenehm. Auch nach Stunden nicht.

Was du bekommst: Sony Pulse Explore im Überblick

Falls die Pulse Explore aufgrund ihrer Nachteile nicht bereit aus dem Rennen sind, lohnt sich ein Blick auf die Spezifikationen.

Der Playstation-Link-USB-Adapter lässt sich mit PS5, PC und Mac nutzen.
Der Playstation-Link-USB-Adapter lässt sich mit PS5, PC und Mac nutzen.
Quelle: Martin Jud

Bestellst du dir die Ohrhörer, bekommst du sie mit vier Aufsatzpaaren geliefert. Neben dem Lade-Case sind auch ein Playstation-Link-USB-Adapter und ein USB-Kabel dabei. Folgendes bieten die In-Ears im Überblick:

  • Magnetische Planar-Treiber, die detaillierten Sound mit klaren Bässen und extrem geringer Verzerrung bieten sollen
  • Playstation-Link-Technologie, die verlustfrei Sound mit niedriger Latenz von der PS5, PS Portal, dem PC oder Mac liefern kann
  • Bluetooth 5.0 zur Verbindung mit dem Smartphone oder einem anderen Gerät (AAC-Codec)
  • Duale Geräte-Konnektivität sorgt dafür, dass du gleichzeitig spielen und telefonieren kannst. Oder du hörst zusätzlich zum Spielsound der Konsole gleichzeitig Musik vom Smartphone.
  • Zwei integrierte Mikrofone mit Geräuschunterdrückung
  • Lautstärketasten und Verbindungstaste an jedem Ohrhörer. Die Lautstärketasten sind jedoch nur für Playstation-Link-Verbindungen.

Der eingebaute Akku soll für bis zu fünf Stunden halten und die Ladebox mit Playstation-Design packt nochmal zehn Stunden obendrauf. Das ist vergleichsweise wenig.

Während meiner Tests erreichen die Ohrhörer-Akkus, solange ich nur über eine Quelle Musik höre, die angegebenen fünf Stunden locker. Der erste geht nach rund fünfeinhalb Stunden aus. Bei Verbindung über Playstation Link und Bluetooth sind es dann eher knappe fünf Stunden. Die Kapazität reicht mir – zumal ich selten bis nie durchgehend über fünf Stunden Musik höre, zocke oder gar beides tue.

Was du nicht bekommst: fehlende Bluetooth-Steuerung und Smartphone-App

Eigentlich verfügt Sony über eine App für seine Bluetooth-Kopfhörer, in der du etwa den Klang mittels Equalizer anpassen kann. Allerdings funktioniert diese App nicht mit den Pulse Explore.

  • Hintergrund

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    von Martin Jud

Damit kann ich leben. Doch was ich absolut vermisse, ist eine Steuerung des Bluetooth-Geräts über die Kopfhörer. Will ich die Lautstärke ändern oder einen Track vorspringen, geht das nur am Smartphone. Zwar verfügen die Pulse Explore an jedem Kopfhörer über Lautstärketasten, doch dienen diese alle lediglich zur Steuerung des über den USB-Dongle verbundenen Geräts.

Für mich und viele andere wäre es vermutlich besser, könnte mit je einem Kopfhörer die Bluetooth-Lautstärke und mit dem anderen die Playstation-Link-Lautstärke eingestellt werden. Insbesondere, wenn ich die Kopfhörer unterwegs mit dem Smartphone verwende, ist das ein Nachteil. Beim Zocken auf dem Sofa, wo das Smartphone eh immer offen daliegt, stört mich das weniger.

Wie gut der Sound beim Musikhören und Zocken klingt

Beim Musikhören bin ich meistens schwer zufrieden mit dem Klang. Der Stereo-Sound, der dank Tidal verlustfrei komprimiert vorliegt, wirkt sowohl über Bluetooth (mit verlustbehaftetem AAC-Codec) als auch über Playstation Link kräftig, detailliert und relativ ausgewogen. Relativ, da mir die Bässe – wie bei den meisten Ohrhörern – bei einigen Tracks zu sehr in den Vordergrund treten. Besonders fällt mir das hier etwa beim Lebensrettersong «Stayin' Alive» von N-Trance auf.

Bei anderen Genres – beispielsweise Metal, Rock oder Grunge – passt der etwas aggressivere Bass jedoch bestens. Perfekt gefällt mir, wie beispielsweise «Smells Like Teen Spirit» von Nirvana oder Songs von Metallica klingen. Bei «Nothing Else Matters» läuft es mir kalt den Rücken runter. Und geht es langsam Richtung Elektro, sorgen Massive Attack oder Faithless gar für Eiseskälte. Ja, so muss Sound klingen!

«Bombs» von Faithless klingt mit den Pulse Explore fantastisch. Der Track geht aber auch sonst unter die Haut – stop all wars!

Verzögerungsfreies Surround-Sound-Gaming-Vergnügen

Beim Spielen ist der Sound genauso eindrucksvoll. Hier trumpfen die Ohrhörer zusätzlich dank der Wireless-Verbindung mittels USB-Dongle auf. Eine Verzögerung zwischen Bild und Ton nehme ich auch bei Games mit kurzen Reaktionszeiten nicht wahr. Das hängt damit zusammen, dass über ein 2,4-GHz-Frequenzband gefunkt wird, das bezüglich Datendurchsatz Bluetooth überlegen ist. Damit ist Sony übrigens nicht alleine, auch andere Hersteller setzen seit langem USB-Adapter mit 2,4-GHz-Funk ein.

Dieser domestizierte Weltraumhund (Möter) wollte mich aus dem Hinterhalt angreifen. Obschon mich Sekunden zuvor noch sein Herrchen ablenkte, habe ich ihn erwischt. Sein Hecheln und Zähnefletschen hat mir verraten, wohin ich mich drehen muss, um abzudrücken.
Dieser domestizierte Weltraumhund (Möter) wollte mich aus dem Hinterhalt angreifen. Obschon mich Sekunden zuvor noch sein Herrchen ablenkte, habe ich ihn erwischt. Sein Hecheln und Zähnefletschen hat mir verraten, wohin ich mich drehen muss, um abzudrücken.
Quelle: PS5-Screenshot von «The Outer Worlds: Spacer's Choice Edition» / Martin Jud

Neben der niedrigen Latenz gefällt mir der Surround-Sound mit PS5. Er lässt mich differenziert Stimmen, Geräusche und Soundtracks wahrnehmen und entfaltet eine Klangwelt, in der ich mittendrin bin. Dank ihm nehme ich exakt wahr, aus welcher Richtung der Feind naht. Etwa wenn ein Möter im Scifi-Rollenpiel/-Shooter «The Outer Worlds» hechelnd und zähnefletschend von ausserhalb des Blickfeldes auf mich zuläuft. Der hat dann keine Chance und erliegt spätestens kurz vor meinen Füssen dem Getöse meiner taktischen Shotgun. Und nein, ein Möter ist dort nicht halb Mensch, halb Köter.

Im Playstation 5 «Control Center» (PS-Taste) gibt's seit kurzem unter «Ton > EQ-Voreinstellungen» einen Equalizer. Einen Screenshot lässt mich die PS5 davon nicht machen.
Im Playstation 5 «Control Center» (PS-Taste) gibt's seit kurzem unter «Ton > EQ-Voreinstellungen» einen Equalizer. Einen Screenshot lässt mich die PS5 davon nicht machen.
Quelle: Martin Jud

Ein Vorteil von Playstation Link gegenüber Bluetooth sind Sound-Anpassungsmöglichkeiten. Einerseits kannst du in den PS5-Einstellungen unter «Ton > 3D-Audio für Kopfhörer» Surround-Sound aktivieren und mit Profilen an dein Gehör anpassen. Andererseits gibt's seit kurzem auch einen Equalizer, den du in den Toneinstellungen des Control Centers findest. Eine nette Sache – selbst mit nur wenigen Bändern ist das ein Gewinn.

Falls du mit einem PC in den Genuss von 3D-Sound kommen möchtest, geht das dort übrigens ebenso – und wie mit allen anderen Kopfhörern: Du nutzt eine Software wie Dolby Access, die dir virtuellen Surround-Sound auf die Ohren zaubert.

Wie genial die gleichzeitige Verbindung mit zwei Geräten ist

Neben dem gut klingenden Sound ist für mich das Beste an den Pulse Explore, dass ich mit ihnen sowohl über Playstation Link als auch Bluetooth verbunden sein kann. Und das zur gleichen Zeit. Das nutze ich insbesondere bei Spielen, die ich nicht zum ersten Mal zocke – wie «The Outer Worlds». Ich setze in den Spieloptionen die Musik-Lautstärke auf 0 und ersetze den eher sphärisch klingenden Soundtrack durch krachende Gitarrenriffs und harte Bässe. Dazu macht es gleich doppelt Spass, meine Widersacher mit Blei vollzupumpen.

Abgesehen davon ist es ausserdem praktisch, während dem Spielen telefonieren zu können. Die Mikrofonqualität ist dabei seit einem Update von Ende Januar gut, solange du beide Ohrhörer trägst. Ich klinge genügend laut und deutlich, allerdings dürften tiefere Töne und Bässe etwas kraftvoller aufgenommen werden.

Fazit

Bedingt für Gamer empfehlenswert

Die Sony Pulse Explore sind grossartig, erfüllen meine Erwartungen aber erst, nachdem ich von den mitgelieferten Aufsätzen Abstand nehme und eigene nutze. Die mitgelieferten sind allesamt zu weich, wodurch mir die eher schweren Ohrhörer unangenehm im Gehörgang drücken. Sowas darf eigentlich nicht sein. Genauso bedenklich ist, dass sie für gewisse kleinere Ohren einfach eine falsche, respektive zu grosse Form haben, um an der Muschel vorbeizukommen. Bei vielen Menschen dürften sich die Ohrhörer alleine aufgrund der Passform oder des Gewichts selbst disqualifizieren.

Wenn alles passt oder passend gemacht wurde, wirst du allerdings mit ordentlich Spass belohnt. Neben dem tollen, mit Playstation Link verlustfrei übertragenen Klang, bekommst du auch die Möglichkeit, latenzfreien (3D-)Game-Sound zu geniessen. Und wenn du dich erst an den Vorteil von zwei gleichzeitigen Geräteverbindungen gewöhnt hast, wirst du sie nicht mehr missen wollen. Und das, obschon sich mit Bluetooth verbundene Geräte nicht direkt an den Kopfhörern bedienen lassen.

Ich kann die Pulse Explore nur bedingt empfehlen. Aufgrund der vielen potenziellen Nachteile und des hohen Preises solltest du dir einen Kauf gut überlegen.

Pro

  • Verlustfreier (PS5-Surround-)Sound mit niedriger Latenz dank USB-Dongle. Bluetooth ebenfalls dabei.
  • Können gleichzeitig Sound von deinem Smartphone und der PS5/PS Portal oder PC/Mac abspielen.
  • Bieten einen kräftigen und ausgewogenen Sound mit genügend Bass.
  • Klangbild kann mit PS5-Equalizer verfeinert werden, Surround-Personalisierung ebenfalls möglich.
  • Mikrofonaufnahmequalität unter Verwendung beider Ohrhörer gut, aber mit wenig Bass.

Contra

  • Mit 6,7 Gramm pro Ohrhörer eher schwer.
  • Mitgelieferte Aufsätze sind zu weich, wodurch die schweren Ohrhörer unangenehm drücken können.
  • Tragekomfort bei kleineren Ohren aufgrund Grösse und Form nicht immer gegeben.
  • Haben kein Noise Cancelling, keinen Transparenzmodus und auch keine Smartphone-App.
  • Bluetooth-Gerät kann nicht mit den Kopfhörern bedient werden.
Titelbild: Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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