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Hintergrund

Teardown: Wie funktionieren Laser-Beamer?

Luca Fontana
7.10.2019
Bilder: Manuel Wenk

RGB-Laser-Beamern gehört die Zukunft. Um dir zu erklären, warum das so ist und wie die Geräte funktionieren, haben wir einen verdammt teuren Beamer geopfert: denn Auseinandernehmen ist das Eine, wieder zusammenbauen etwas ganz Anderes.

Beamer sind ein spannendes Stück Technologie. Da ist ein Kasten. Da drin eine Lampe. Die strahlt entweder auf einen Chip oder auf einen LCD. Von dort aus geht der Lichtstrahl durch eine Linse und dann auf die Leinwand. Fertig ist die Kino-Magie.

Nur, ganz so einfach ist es nicht.

Ging ich im obigen Artikel vor allem der Frage nach, wie das Bild in einem Beamer entsteht, möchte ich in diesem Artikel die Beleuchtungstechnik unter die Lupe nehmen. Genauer gesagt jene in einem Laser-Beamer. Anlass dazu gab mir LGs neuer Ultra-Short-Throw-Beamer.

Den Beamer habe ich auseinandernehmen und auf LGs Firmengeheimnisse Herz und Nieren prüfen dürfen. Das habe ich ziemlich wortwörtlich genommen; mir ist es danach nicht mehr gelungen, das elende Ding wieder zusammenzubauen. Einen ausführlichen Beamer-Test wird es also nicht geben, sorry. Dafür aber wahnsinnig tolle und seltene Fotos des Innenlebens eines Laser-Beamers.

Auf geht’s.

Die Gegenwart: Laser im Beamer

Laser-Beamer sind speziell, weil sie als Lichtquelle keine gewöhnliche Lampe verwenden, sondern Laser. Keine Laser im Stile eines «James Bond jagt Dr. No», sondern dutzende, kleine Laserdioden, die zu einem einzigen, grossen Lichtstrahl gebündelt werden. Ein einziger, starker Laser könnte nämlich missbraucht werden. Oder sonst wie bei einem Unfall für Verbrennungen und Blendungen sorgen.

Im Prinzip gilt: Je mehr Dioden vorhanden sind, desto stärker das Licht. Das kommt gerade der Bildqualität in hellen Wohnzimmern zu Gute. Zudem sind die Dioden langlebiger: Eine UHP-Lampe im Beamer strahlt durchschnittlich etwa 4000 Stunden lang. Laserdioden hingegen halten um die 20 000 Stunden durch.

DLP-Laser-Beamer mit Farbrad und Phosphor

In DLP-Beamern entsteht das Bild dank dem etwa 1×1.5 cm grossen DMD-Chip. Dessen Oberfläche besteht aus Millionen mikroskopisch kleiner Spiegel, die rasterförmig angeordnet sind, sich individuell steuern lassen und je für ein Pixel stehen. Wenn das Pixel strahlen soll, wird sein Spiegel so in den Lichtstrahl gestellt, dass das Licht zur Linse reflektiert wird.

Die Farbe des Pixels kommt vom Farbrad. Denn das zunächst weisse Licht muss «eingefärbt» werden.

Das Problem bei Laser-Beamern: Laserlicht ist bläulich. Nicht, weil Dioden mit weissem Licht nicht herstellbar wären. Sie sind aber teuer in der Produktion und nicht so langlebig wie bläuliche Laserdioden.

Darum wird dem Farbrad ein Phosphor-Rad vorgeschoben: Das energiereiche blaue Laserlicht regt die Phosphorschicht zum Gelbleuchten an. Anschliessend wird das gelblich leuchtende Phosphorlicht durchs Farbrad geleitet und zusätzlich mit Rot und Grün «eingefärbt». Die Spektralanteile des blauen Laserlichts bleiben erhalten: Rotes, grünes und blaues Licht trifft auf den DMD-Chip und von da aus auf die Leinwand.

LCD-Laser-Beamer mit dichroitischen Spiegeln

Im Prinzip funktionieren LCD-Beamer genau gleich wie LCD-Fernseher: Licht trifft von hinten auf LCD-Panels, die aus Millionen Pixeln bestehen und das Bild erzeugen. Nur, dass es im Beamer nicht ein einziger, sondern gleich drei LCD-Panels sind.

Nur: Das Problem mit Laserlicht ist bei LCD-Beamern dasselbe wie bei DLP-Beamern – es ist anfangs blau. Darum wird auch hier ein Phosphor-Rad eingesetzt, um es in ein nicht ganz so reines Weiss umzuwandeln.

Oben: Das Phosphor-Rad vor dem Lasermodul wird vom blauen Laser angestrahlt, das Phosphor zum leuchten gebracht und so das blaue Licht in gelbliches Licht umgewandelt. Dann «spalten» dichroitische Spiegel – die schrägen, türkisfarbenen Balken in der Grafik – Rot und Grün aus dem gelblichen Licht, während das Laser-Blau direkt zum LCD-Panel gespiegelt wird.

Unten: Der Blick aufs Lasermodul, das direkt auf den dichroitischen Spiegel strahlen würde, wenn es eingeschaltet wäre. Was hier fehlt, ist das Phosphor-Rad. Das liegt daran, dass das Foto vom RGB-Laser-Beamer stammt, wo kein Phosphor-Rad mehr nötig ist. Dazu später mehr.

Zum Schluss gehen alle Lichtstrahlen durch ein Prisma – das türkisfarbene «X» in der Grafik oben. Im Prisma wird das rote, grüne und blaue Bild zu einem einzigen, farbigen Bild zusammengesetzt. Von dort an geht’s via Linse zur Leinwand.

Einen Nachteil haben Laser betriebene DLP- und LCD-Beamer: Nur die Farbe Blau kommt direkt vom Laser. Rot und Grün gibt’s erst in Verbindung mit Phosphor. Würdest du ein Diagramm des vom Beamer erzeugten Bildes mit seinen unterschiedlichen Spektralanteilen machen, sähe das etwa so aus:

Oben: Die blauen Anteile sind zahlreich und vor allem schmalbandig. Optisch gesehen ergibt das ein sehr reines und intensives Blau. Grün und Rot hingegen sind breitbandig und dadurch deutlich blasser.

Um ein SDR-Bild darzustellen, ist das kein Problem. Die meisten Laser-Beamer korrigieren das Rot-Grün-Manko mit einer leistungsfähigen Color-Management-Software. Soll ein HDR-Bild dargestellt werden – also ein Bild mit erhöhten Farbräumen, die in ein kontrastreicheres Bild resultieren mit natürlichen Farben –, wird’s schwieriger. Darum sind HDR-fähige Laser-Beamer auch so selten.

Die nahe Zukunft: RGB-Laser-Beamer

RGB-Laser-Beamer verwenden nicht ein Laser-Modul mit bläulichem Laserlicht, sondern gleich deren drei: Zwei blaue und ein rotes Modul. Eine «G-Refiner»-Linse vor einem der beiden blauen Module wandelt blaues Licht in grünes um.

Im RGB-Laser-Beamer LGs mit seinem DMD-Chip sieht das schematisch so aus:

In der Praxis? So hundertprozentig sicher, wo die jeweiligen Laser-Dioden genau sitzen, bin ich mir nicht. Die Ingenieure, die das wüssten, hocken wohl in Südkorea, wo die Beamer gebaut oder wenigstens entworfen werden.

Meine Theorie erkläre ich dir gleich. Zuerst aber der Anblick, der sich mir beim Aufschrauben geboten hat:

Oben links müssten demnach die roten Laserdioden sitzen. Beim grün-schimmernden dichroitischen Spiegel würden alle drei Lichtstrahlen aufeinandertreffen und von dort aus richtung DMD-Chip gespiegelt werden – so meine Theorie.

Ob ich richtig liege, kann ich nicht nachprüfen. Dafür müsste ich den Beamer mit Strom versorgen und einschalten. Keine Ahnung, ob das eine gute Idee ist bei freiliegenden Lasern.

Funktionieren würde der Beamer ohnehin längst nicht mehr: Um ans Innere der Lichtweg-Architektur zu kommen, musste ich Gewalt an Orten anwenden, wo du bei einem Beamer definitiv keine Gewalt anwenden solltest. Beim Kühlkörper zum Beispiel. Auf dem Bild unten siehst du ihn oben rechts – ein gerilltes Kästchen mit kupfernen Verbindungen.

Mittlerweile ist der Kühlkörper im Kühlkörper-Himmel. Videoproducer Manu war er beim Schiessen des nächsten Fotos im Weg – zusammen mit den beiden Laser-Modulen, die an dieser Stelle durch die Linsen strahlen würden.

Letztere mussten wir sowieso rausschrauben, um die Dioden separat fotografieren zu können. Der Kühlkörper versperrte aber den Weg zu den Schrauben. Also musste er weg. Du siehst: Was wir tun, tun wir im Namen der Wissenschaft. Nicht aus Freude an der Zerstörung.

Aber falls du anhand der obigen Bilder bezüglich Funktionsweise eine andere Vermutung hast als ich, dann schreib’ sie in die Kommentare. Fall du’s sogar ganz genau weisst, können wir ja zusammen eine Folgeartikel schreiben.

Technologie auseinandernehmen: Geiler Scheiss

Was du hier oben gesehen hast, sind äusserst seltene Bilder des Innenlebens eines Beamers. Vielleicht sogar einzigartige. Einen ausführlichen Test hätte ich wohl lieber vorher gemacht, ich Hirni, denn das Ding zusammenzubauen ist… schlichtweg unmöglich.

Trotzdem würde ich sagen, dass sich die Übung gelohnt hat. Meine Frage an dich lautet: Was soll ich als nächstes auseinandernehmen nachdem ich es getestet habe? Willst du überhaupt mehr solche Artikel? Falls ja, will ich schauen, was sich machen lässt. Nicht alle Hersteller lassen mich eines ihrer Premium-Produkte in seine Einzelteile zerlegen.

Aber Fragen kostet ja nichts.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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