Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Obsidian
Kritik

«The Outer Worlds 2» im Test: Das beste, was Obsidian zu bieten hat

Mit «The Outer Worlds 2» übertreffen sich die RPG-Experten von Obsidian selbst. Das Sci-Fi-Abenteuer überzeugt mit grosser spielerischer Freiheit, viel Humor und spannenden Geschichten.

So viel vorweg: «The Outer Worlds 2» ist mein neues Lieblingsspiel von Obsidian – mit grossem Abstand. Und das sage ich als Fan von «Fallout: New Vegas».

Der Nachfolger baut auf dem soliden Fundament des 2019 erschienenen Erstlings auf und setzt in allen Bereichen einige Schippen drauf. Ich liebe die bunten Sci-Fi-Welten, die skurrilen Charaktere und die komplexen Spielmechaniken, die mir das Game auf einem grafisch wunderschönen Unreal-Engine-5-Silbertablett serviert.

So sehr, dass ich mich beim Testen immer wieder stundenlang im Spiel verliere, bis ich merke, dass es längst zwei Uhr morgens ist und ich vielleicht mal schlafen gehen sollte.

Kapitalismus- und Religionskritik, aber mit Humor

In «The Outer Worlds 2» übernehme ich die Rolle eines Agenten des «Earth Directorate» – einer politischen Institution, die sich um das Wohlergehen menschlicher Kolonien im Weltall kümmert.

Eine dieser Kolonien ist Arcadia. Dort sind zerstörerische, interdimensionale Risse aufgetaucht, die ich untersuchen soll. Leichter gesagt als getan, denn im weit entfernten Sonnensystem tobt ein Krieg zwischen drei Fraktionen.

Auf der einen Seite haben wir die religiösen Fanatiker des «Protectorates», deren Mitglieder blind den Befehlen ihrer spirituellen Führer folgen. Individuen gibt es nicht. Alles, was zählt, ist die Gemeinschaft. Sollte ein Mitglied auch nur den Ansatz kritischer Gedanken haben, wird es einer medikamentösen Gehirnwäsche unterzogen – liebevoll «Mental Refreshment» genannt.

«The Order» ist eine Splittergruppe der religiösen Fanatiker. Statt eine mystische Gottheit anzubeten, suchen sie die Erlösung in der Wissenschaft. Sie glauben daran, die Zukunft dank mathematischer Formeln voraussagen zu können.

Zu guter Letzt haben wir noch «Auntie's Choice» – eine Fusion der beiden Mega-Unternehmen «Auntie Cleo» und «Spacer's Choice», die ich noch aus dem ersten Teil kenne. Der neu gegründete Mega-Mega-Konzern will die religiösen Fanatiker verdrängen und den Arcadianern die Vorteile des ungezügelten Kapitalismus schmackhaft machen.

«The Outer Worlds 2» ist in seiner humoristischen Herangehensweise an Kapitalismus- und Religionskritik nicht subtil – im Gegenteil. Die drei Faktionen werden extrem überspitzt dargestellt. Jeder Anführer ist auf seine ganz eigene Art ein Arschloch. Am Ende läuft alles auf eine simple Wahrheit hinaus: Macht verdirbt – egal, ob man nun fiktiven Göttern, wissenschaftlichen Formeln oder Geld huldigt.

Es macht Spass, mich im Spielverlauf durch dieses komplexe Konstrukt aus konkurrierenden Ideologien zu navigieren. Ich kann mich den Faktionen anschliessen oder aus ihnen Todfeinde machen.

Gar keine so leichte Entscheidung. Vor allem, weil alle meine Handlungen spürbare Konsequenzen haben – sowohl im Gameplay als auch in der Story.

Die Qual der Wahl, oder: vom Shotgun-Psycho zum Sniper-Killer

Völlig skurril und verdammt lustig sind die sogenannten «Schwächen», die mir das Spiel in unregelmässigen Abständen zur Auswahl anbietet. Dabei handelt es sich um speziell starke Perks, die jedoch auch mit grossen Nachteilen verbunden sind. Die Vorschläge für diese Schwächen basieren auf meinem Spielstil.

Ein Beispiel: Wenn ich oft klaue, schlägt mir das Game die Kleptomanen-Schwäche vor. Mit dieser generiere ich beim Verkauf gestohlener Gegenstände 100 Prozent mehr Profit – der Nachteil ist, dass ich alle Items, die in Griffweite sind, automatisch stehle. In Siedlungen kann dieser Zwang schnell zur gewaltsamen Eskalation führen.

Die umfassenden Anpassungsmöglichkeiten haben einen grossen Einfluss darauf, wie ich spiele – viel mehr, als das im ersten «The Outer Worlds» der Fall war.

Zu Beginn meines Abenteuers forme ich meine Spielfigur zu einer unaufhaltsamen Nahkampf-Maschine, die mit ihrer Brandschrotflinte Chaos veranstaltet.

Im weiteren Spielverlauf finde ich jedoch Gefallen an Sniper-Gewehren und investiere meine Skill- und Perk-Punkte fortan so, dass ich Gegner unbemerkt im Stealth-Modus aus der Ferne abmurkse.

Die zwei Spielstile sind so unterschiedlich, dass ich bisweilen das Gefühl habe, ein anderes Game zu zocken. So machen Rollenspielsysteme Spass!

Go Go Gadget!

Apropos Waffen: Auch in dieser Hinsicht hat Obsidian ordentlich Gas gegeben. Das Handling der Knarren und Nahkampfwaffen fühlt sich viel befriedigender an als im Vorgänger. Es gibt so unglaublich viele geile Mordwerkzeuge, die ich im Spielverlauf finde. Ständig wechsle ich zwischen Waffensets und experimentiere mit neuen Kombinationen.

Neben herkömmlichen Waffentypen, wie den bereits erwähnten Schrotflinten und Sniper-Gewehren, finde ich immer wieder groteske Kreationen, die mich zum Lachen bringen.

Meine drei Favoriten: Der «Schrumpfstrahler», mit dem ich Gegner auf Mäusegrösse verkleinere und sie dann zerstampfe. Der «Gumerang», der hüpfende Bälle aus Biomasse – sprich: Scheisse – verschiesst. Und der «Kugelmischer», den ich mit allen verfügbaren Munitionsarten füttern kann und nie nachladen muss.

Übrigens: «The Outer Worlds 2» verzichtet komplett auf ein Tragelimit. Ich kann so viele Waffen, Munition, Rüstung und Items auf mir tragen, wie ich will. Das treibt mir als alten Bethesda- und Obsidian-Fan Freudentränen in die Augen. Ich will nie mehr zurück zum alten System.

Die sowieso schon verrückten Waffen lassen sich zudem mit allerlei Mods aufrüsten, die ihre Funktionsweise teils drastisch verändern.

Na, lieber «Protectorate»-Anhänger – wie möchtest du heute ermordet werden? Wie wär's mit einer flüsterleisen Shotgun, sodass niemand dein Ableben mitbekommt? Oder lieber mit einem Maschinengewehr, dessen Schüsse dich automatisch verfolgen, wenn du vor mir wegrennst?

Neben Waffen stehen mir neu auch einige Gadgets zur Verfügung, die ich sowohl im Kampf als auch bei der Erkundung der Spielwelt nutze.

Ein wunderbares Set an Extras, das das sowieso schon hervorragende Kampfsystem sinnvoll erweitert und noch mehr Spieltiefe bietet.

Zusammen auf dem Schlachtfeld

Als wären das nicht schon genug Optionen im Kampf, stehen mir wahlweise auch sechs rekrutierbare Begleiter zur Verfügung. Bis zu zwei davon begleiten mich, der Rest wartet brav im Raumschiff.

Meine Mitstreiter haben verschiedene Spezialgebiete, in denen sie sich als hilfreich erweisen. Der süsse Roboter Valerie heilt mich im Kampf, der Hühne Tristan ist spezialisiert auf Nahkampf und die Spezialagentin Marisol ballert Feinde aus sicherer Entfernung ab.

Auch meine Mitstreiter kann ich mit Perks und Skills verbessern und sie meinem Spielstil anpassen. Beim Kämpfen muss ich mich nicht gross um sie kümmern. Ab und zu aktiviere ich per Knopfdruck ihre Spezialfähigkeiten, sonst agieren sie autonom auf dem Schlachtfeld.

Gut so – denn das ausufernde Kommandieren meiner Mitstreiter in Obsidians kürzlich erschienenem Fantasy-RPG «Avowed» fand ich meist eher mühsam statt hilfreich.

Eine Spielwelt zum Verlieben

Die Spielwelt von «The Outer Worlds 2» ist die wohl beste, die Obsidian je erschaffen hat.

Die Art und Weise, wie ich mich durch die ausserirdischen Welten bewege, wurde komplett überarbeitet. Meine Spielfigur rennt, slidet und klettert mühelos durch die Gegend. Mit freischaltbaren Raketenschuhen kann ich sogar Doppelsprünge ausführen.

So macht das Erkunden Spass!

Es tut mir leid, dass ich hier so mit Superlativen um mich schmeisse, aber: Auch grafisch ist «The Outer Worlds 2» das beste, was Obsidian zu bieten hat.

Die Sci-Fi-Welten sehen im Vergleich zu Bethesdas «Starfield» erfreulich bunt aus und begeistern vor allem in dunklen Szenarien mit wunderschönem Lichtspiel – inklusive betörender Lens-Flare-Effekte. Die Charaktere und ihre Bekleidung sind unheimlich detailliert modelliert – schade nur, sind die Gesichtsanimationen so steif und leblos wie eh und je.

Das Soundbild begeistert mit episch arrangierten Orchesterklängen und wuchtigen Soundeffekten beim Abfeuern von Waffen.

Ganz geil finde ich die Radiostationen, die ich jederzeit aktivieren kann. Während ich bei «Auntie's Choice» mit Werbung zugemüllt werde, werden beim «The Order»-Sender wissenschaftliche und mathematische Probleme in Liedern verarbeitet – so zum Beispiel im Fibonacci-Song. Herrlich.

Was mir an der Spielwelt aber am meisten gefällt, ist, wie lebendig und reaktiv sie sich anfühlt – vor allem im Vergleich zum ersten «The Outer Worlds» oder «Avowed».

«The Outer Worlds 2» ist randvoll mit spannenden Geschichten, die elegant in die komplexe Lore des Universums eingebunden sind. Selbst kleinere Quests und unwichtige Charaktere erzählen eine spannende Story und sind mit viel Liebe zum Detail und Wortwitz geschrieben. Auch meine Begleiter sind nicht bloss seelenlose Helfer, sondern ausgearbeitete Charaktere, die sich gegen mich auflehnen können, wenn ich mich zu sehr wie ein Arschloch verhalte.

Besonders cool ist, dass die Welt nicht nur als starre Kulisse fungiert, sondern konsequent auf meine Entscheidungen reagiert. Wie ich meine Spielfigur entwickle, welche Waffen ich benutze und wie ich mich in der Story verhalte, hat einen grossen Einfluss auf meine Optionen in den Missionen und in den Dialogen.

Mehr noch: «The Outer Worlds 2» ist ein Spiel, das keine Angst hat, mich vor Inhalten auszuschliessen. Das macht meine Errungenschaften umso wertvoller.

Ich habe einen Anführer einer Faktion beleidigt? Pech gehabt, jetzt wollen sie nichts mehr von mir wissen. Ich habe beim Infiltrieren einer feindlichen Basis aus Versehen einen Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert und so einen rekrutierbaren Begleiter unabsichtlich getötet? So kann's gehen. Ja, sogar wichtige Items wie die zuvor erwähnten Raketenschuhe kann ich verpassen, wenn ich nicht gut aufpasse.

In der Kürze liegt die Würze

Wie auch schon der Vorgänger ist auch «The Outer Worlds 2» kein gigantisches Game. Ich sehe den Abspann nach rund 35 Stunden. Hätte ich mich ausschliesslich auf die Hauptgeschichte fokussiert, wäre ich wohl in unter 20 Stunden durchgekommen.

Für mich ist die kompakte Spieldauer kein Kritikpunkt. Auch wenn es kein 100-Stunden-RPG-Monster ist, habe ich mich in extensiven Sessions immer wieder stundenlang in der Spielwelt verloren. Schade finde ich nur, dass ich den Levelcap (Level 30) relativ schnell erreicht habe. Ich hätte gerne noch mehr Skills und Perks freigeschaltet und experimentiert.

Bei all den nicht getesteten Möglichkeiten und verpassten Spielinhalten juckt es mich in den Fingern, einen neuen Anlauf zu starten – und dieses Mal werde ich meine Begleiter nicht aus Versehen killen.

Ecken und Kanten

Bei all der Lobhudelei und den Superlativen muss ich zum Schluss festhalten, dass «The Outer Worlds 2» trotz Bestnote kein «perfektes» Spiel ist. Besonders die Menüs treiben mich bisweilen zur Weissglut. Sie sind unübersichtlich, es fehlen schlaue Sortiermöglichkeiten und manchmal funktionieren sie einfach nicht so, wie sie sollten.

Mit der komplexen Lore zu den verschiedenen Fraktionen hätte ich mir zudem etwas ausführlichere Kodex-Einträge gewünscht. Wer nicht aufpasst, verliert schnell den Überblick über die vielen Charaktere und ihre Motivationen.

In meinem Test sind mir auch einige Bugs und Glitches über den Weg gelaufen. Erfreulicherweise aber viel weniger als es für diese Art von Spiel üblich ist. Charaktere, die stumm bleiben, Quest-Symbole, die falsch eingeblendet werden, kaputte Animationen. Aber nichts, was meinen Fortschritt blockiert oder mich nachhaltig genervt hätte.

Insgesamt fühlt sich «The Outer Worlds 2» technisch erstaunlich ausgereift an. Die Performance stimmt auf der PS5 Pro im «Balanced»-Modus. In diesem erreiche ich 40 FPS in 4K. Grössere Framerate-Einbrüche spüre ich nur an einer bestimmten Stelle im Spiel, auf die ich aus Spoiler-Gründen nicht näher eingehen kann.

«The Outer Worlds 2» ist ab dem 29. Oktober erhältlich – für PS5, Xbox Series X/S, PC und Game Pass. Ich habe die PS5-Pro-Version getestet, die mir von Microsoft zur Verfügung gestellt wurde.


Im Tech-telmechtel Podcast reden wir auch über das Game. Hier kannst du reinhören:

Fazit

«The Outer Worlds 2» ist die Krönung von Obsidians RPG-Design

«The Outer Worlds 2» ist Obsidians Magnum Opus. Alle Elemente, die die Rollenspiele des Studios so einzigartig machen, werden im zweiten Teil des satirischen Weltraum-Epos besser denn je umgesetzt. Das Game besticht durch grafisch gelungene Welten, komplexe Spielmechaniken und viel spielerische Freiheit. Meine Spielfigur steuert sich hervorragend, die Waffen sind herrlich verrückt und die neuen Gadgets erweitern das exzellente Kampfsystem sinnvoll. Es macht Spass zu sehen, wie die Spielwelt und deren Bewohner auf meine Entscheidungen reagieren und mich manchmal auch von wichtigen Spielinhalten ausschliessen.

Die relativ kompakte Spieldauer ist Geschmackssache – mich hat sie nicht gestört. Technisch macht das Rollenspiel eine erstaunlich gute Figur. Nervig sind einzig die Menüs und UI-Elemente, die an Kinderkrankheiten leiden.

Pro

  • viel spielerische Freiheit
  • reaktive Spielwelt und Charaktere
  • bunte, wunderschöne Sci-Fi-Welten
  • gelungener Soundtrack und Sprachausgabe

Contra

  • einige UI-Kinderkrankheiten
  • Levelcap zu schnell erreicht für die Menge an Inhalten
Titelbild: Obsidian

8 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


Kritik

Welche Filme, Serien, Bücher, Games oder Brettspiele taugen wirklich etwas? Empfehlungen aus persönlichen Erfahrungen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Kritik

    «Assassin's Creed: Shadows»: ein wunderschönes, aber repetitives Samurai-Abenteuer

    von Domagoj Belancic

  • Kritik

    «Cronos: The New Dawn» im Test: ein furchterregendes, fast perfektes Horror-Meisterwerk

    von Domagoj Belancic

  • Kritik

    «Ghost of Yōtei» im Test: Ist das noch Open World?

    von Simon Balissat