UV-Fotografie und das rätselhafte Huawei P50 Pocket
Hintergrund

UV-Fotografie und das rätselhafte Huawei P50 Pocket

David Lee
4.1.2022

Huawei hat im Smartphone P50 Pocket eine Kamera eingebaut, die offenbar UV-Bilder erzeugen kann. Doch für UV-Fotografie braucht es gar keine spezielle Kamera.

Die Meldung über das neue Huawei P50 Pocket enthält eine fette Überraschung: Bei einer der drei Frontkameras handelt es sich um eine «Ultra Spectrum Camera». Was das genau ist, sagt Huawei nicht. Die gezeigten Beispielbilder lassen jedoch erahnen, dass es etwas mit Ultraviolett-Fotografie zu tun haben muss.

Das erinnert sehr an die bekannten Ultraviolett-Bilder. Hier ein Beispiel:

Wie funktioniert UV-Fotografie?

Ich habe eine Kamera zu einer Infrarotkamera umgebaut und kenne daher das Prinzip der Infrarot-Fotografie. Kurz zusammengefasst: Der Filter, der in normalen Kameras das Infrarot blockiert, wird entfernt. Dafür wird ein anderer Filter montiert, der das sichtbare Licht blockt.

  • Ratgeber

    Infrarot-Fotografie geht auch einfach

    von David Lee

Ich nahm an, dass UV-Fotografie gleich funktioniert. Doch dem ist nicht so. Bei dieser Art der Fotografie dringt kein ultraviolettes Licht auf den Kamerasensor. Es wird gewöhnliches, sichtbares Licht fotografiert. Daher braucht es keine spezielle Kamera.

Warum nennt sich das dann UV-Fotografie? Es wird eine «Licht»-Quelle verwendet, die ultraviolett leuchtet. Bloss, dass man ultraviolett nicht sieht. Ein Leuchtmittel, das nur UV absondert, bleibt schwarz.

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Diese UV-Quelle erzeugt jedoch sichtbare Lichtreflexionen. Fluoreszierende Oberflächen wandeln UV-Strahlen in Wellenlängen um, zum sichtbaren Spektrum gehören. Um einen spektakulären Effekt zu erzielen, werden solche Materialien in Schminke, Kleidung etc. für ein Shooting verwendet.

Was bedeutet dies für das Huawei P50 Pocket?

Für die übliche Art der UV-Fotografie braucht es also keine spezielle Kamera, dafür aber eine spezielle Lichtquelle, eine spezielle Umgebung und auch spezielle Materialien. Zudem sind unter Umständen Schutzvorkehrungen nötig, da UV-Strahlung schädlich für Haut und Augen sein kann.

Beim Huawei Pocket P50 muss es sich folglich um eine ganz andere Art von UV-Fotografie handeln. Vielleicht ist das Objektiv aus einem speziellen Material, das Ultraviolett durchlässt und sichtbares Licht blockiert. In diesem Fall würde die Kamera nach dem gleichen Prinzip funktionieren wie eine Infrarot-Kamera. Oder ein spezieller Sensor reagiert nur auf das durchgelassene Ultraviolett. Vielleicht findet die Filterung auch auf Software-Ebene statt. Oder das Objektiv hat gar eine fluoreszierende Schicht, die UV-Licht in sichtbares Licht umwandelt?

Ich bin sehr gespannt, wie es technisch funktioniert. Und natürlich auch, ob sich damit tolle UV-Fotos auf einfache Art realisieren lassen. Das wäre ein ziemlicher Hammer. Huawei hätte damit die massentaugliche UV-Kamera erfunden und so nebenbei in einem Phone eingeführt, das nur in China auf den Markt kommt. Die Innovation würde früher oder später auch zu uns kommen. Hoffen wir, dass es sich um mehr als einen Marketing-Gag handelt.

So oder so: UV-Fotografie ist ein spannendes Thema. Ich bleibe dran.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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