Vergleichstest: DJI Mini 3 Pro vs. Autel Evo Nano+
Produkttest

Vergleichstest: DJI Mini 3 Pro vs. Autel Evo Nano+

David Lee
7.6.2022

Die DJI Mini 3 Pro hat eine Hinderniserkennung und eine fortgeschrittene Kamera. Die Mini-Drohne Autel Evo Nano+ bietet das schon länger. Dieser Test vergleicht die momentan besten Drohnen unter 250 Gramm.

Die neue DJI Mini 3 Pro ist seit kurzem erhältlich. Wie schneidet sie im Vergleich zu anderen Mini-Drohnen ab? Es braucht keinen Test, um herauszufinden, dass sie besser ist als die Mini 2. Das «Pro» im Namen sagt, dass es sich nicht bloss um die Nachfolgerin handelt, sondern um eine Drohne, die über der bisherigen Mini angesiedelt ist. Und auch der Preis drückt dies unmissverständlich aus.

Eine andere, weniger bekannte Drohne bewegt sich eher im Bereich der Mini 3 Pro: Die Autel Evo Nano+. Sie hat ähnliche Funktionen und ist ähnlich teuer – in der Schweiz ist sie zurzeit etwas günstiger, in Deutschland teurer als die DJI Mini 3 Pro. Die Autel Evo Nano+ kam schon 2021 heraus, war aber lange Zeit schlecht lieferbar. Jetzt habe ich eine und kann sie mit dem neuen DJI-Winzling vergleichen.

DJI Mini 3 Pro (34 min, 249 g, 48 Mpx)
Drohne
719,– EUR

DJI Mini 3 Pro

34 min, 249 g, 48 Mpx

Autel EVO Nano+ Standard (26 min, 249 g)
Drohne

Autel EVO Nano+ Standard

26 min, 249 g

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Beide Drohnen sind 249 Gramm schwer. Ausserdem haben beide – anders als die DJI Mini 2 – eine automatische Hinderniserkennung und eine Objekterkennung für das automatische Verfolgen oder Umkreisen. Der Sensor der Kamera ist bei beiden etwa gleich gross und deutlich grösser als bei der DJI Mini 2. DJI gibt die Grösse mit 1/1,3 Zoll an, Autel mit 1/1,28 Zoll.

Äusserlich erinnert die Evo Nano+ mehr an die Mini 2 als an die Mini 3 Pro. Die Beine sind wie bei den meisten Drohnen an den Propellerarmen angebracht. Die Mini 3 Pro dagegen landet im Prinzip auf dem Bauch, mit winzigen Füsschen am Körper.

Klassisch: Landefüsse an den Armen.
Klassisch: Landefüsse an den Armen.
Eigenwillig: Füsse am Rumpf.
Eigenwillig: Füsse am Rumpf.

Auf den Bildern fällt als Erstes das leuchtende Orange der Autel-Drohne auf. Es gibt sie aber auch in Grau, Weiss und Rot.

Für die DJI-Drohne stehen zwei verschiedene Controller zur Auswahl: Mit eingebautem Bildschirm und die klassische, preisgünstigere Variante, bei der das Smartphone in eine Halterung gespannt wird. Ich nutze die Version mit Bildschirm und möchte nie mehr eine Drohne mit etwas anderem steuern. Einfach nur beide Geräte einschalten, schon ist alles bereit. Kein Gewurstel mit Kabeln, keine Probleme wegen niedrigem Smartphone-Akku.

Bei Autel gibt es nur einen Controller fürs Smartphone. Doch auch wenn ich die beiden Smartphone-Controller vergleiche, gewinnt für mich DJI klar. Durch seine Bauform benötigt der DJI-Controller deutlich weniger Platz in der Transporttasche. Beide Taschen sind etwa gleich gross. Während es bei Autel in der Tasche sehr eng ist, hat es bei DJI noch komfortabel Platz für weiteres Zubehör, etwa eine kleine Schachtel mit ND-Filtern. Das Verbindungskabel und die abschraubbaren Hebel lassen sich zudem in der Fernbedienung selbst verstauen – bei Autel muss ich sie in einem Taschenfach unterbringen.

Der Controller der Autel-Drohne (rechts) braucht mehr Platz und bietet keinen Stauraum für das Kabel und die Hebel.
Der Controller der Autel-Drohne (rechts) braucht mehr Platz und bietet keinen Stauraum für das Kabel und die Hebel.

Kleiner Pluspunkt für Autel: Die Fernbedienung fühlt sich griffiger und angenehmer an. Da sie aber keine Racing-Drohne ist, finde ich das nicht wichtig.

Einen eigenen Schalter für die Geschwindigkeits-Modi wie DJI hat der Autel-Controller nicht. Es gibt aber eine frei konfigurierbare Fn-Taste, auf welche ich diese Funktion legen kann. Mit Doppelklick bietet sie eine weitere frei wählbare Funktion.

Laden

Beide Drohnen lassen sich mit einem beliebigen USB-Netzadapter laden. Für beide gibt es optional ein Mehrfach-Ladegerät, das drei Akkus fasst. Der Mechanismus ist praktisch identisch. Das Ladegerät erkennt, welcher Akku noch am meisten Strom hat und lädt diesen zuerst. Dann den nächst volleren. Die Ladekapazität wird bei beiden Herstellern mit vier blinkenden oder dauernd leuchtenden Punkten signalisiert.

Das Autel-Ladegerät hat kein Gehäuse für die Akkus – sie werden an einem Stab befestigt, wo sie nicht besonders gut halten. Platz sparen lässt sich gegenüber DJI so nicht, denn dort lassen sich die Akkus für den Transport im Ladegerät verstauen.

Kein Gehäuse, sondern nur ein Stab: Mehrfach-Ladegerät von Autel.
Kein Gehäuse, sondern nur ein Stab: Mehrfach-Ladegerät von Autel.

Flugeigenschaften

Die Hinderniserkennung funktioniert im Test bei beiden Drohnen einwandfrei. Sie lässt sich für jeden Flugmodus aktivieren oder deaktivieren, ausser beim schnellsten Modus, der bei DJI Sport und bei Autel Ludicrous heisst: Dort ist die Erkennung deaktiviert. Nicht, weil dieser Modus besonders sicher wäre, ganz im Gegenteil, sondern weil die Drohne zu schnell für die Hinderniserkennung fliegt.

Bei der Mini 3 Pro lässt sich einstellen, ob die Drohne bei einem Hindernis bremsen oder ausweichen soll. Bei der Autel Evo Nano+ habe ich diese Option nicht gefunden – sie bremst einfach.

Beide Drohnen erkennen mit ihren Sensoren nur Hindernisse vor, hinter und unter ihnen. Nach oben oder seitlich funktioniert die Hinderniserkennung nicht. Bei der DJI Mini 3 Pro kannst du deshalb das seitliche Fliegen in den Einstellungen verbieten. So oder so ist die Hinderniserkennung keine Sorglos-Garantie – aufpassen und auf Sicht fliegen bleibt obligatorisch.

Beide Drohnen lassen sich trotz ihres leichten Gewichts auch bei Wind problemlos fliegen. Sie wackeln zwar, die Aufnahmen sind jedoch ruhig – der Gimbal gleicht alles aus.

Ich bin nicht bei extremen Verhältnissen geflogen und kann darum nicht sagen, ab wann die Drohnen nicht mehr steuerbar sind. Die DJI-Drohne scheint laut diesem Testvideo jedoch selbst von stürmischem Wind unbeeindruckt. Auch die Autel-Drohne kommt offenbar nach einem Firmware-Update mit starkem Wind klar.

Mein Eindruck: Das Flugverhalten der Autel Evo Nano+ ist gut, aber die DJI Mini 3 Pro schlägt alles. Sie fliegt, als ob sie auf Schienen fahren würde. Der Sicherheitsabstand, den die Hinderniserkennung vorgibt, ist kleiner als bei der Nano+, sodass ich zum Beispiel näher über ein Kornfeld fliegen kann – und ich habe volles Vertrauen, dass die Drohne bei diesem kurzen Abstand nicht abstürzt.

Die Mini 3 Pro scheint mir auch sicher in Innenräumen, also ohne GPS. Die Nano+ ist mir beim Versuch, die Lautstärke zu messen, selbstständig in die Wand geflogen, rückwärts steuern hat nichts gebracht. Beide Drohnen sind etwa gleich laut, aber das Motorgeräusch der DJI Mini 3 Pro ist tiefer und daher angenehmer.

Aufnahmen

Generell liefern beide Kameras für Mini-Drohnen sehr gute Bilder, beide sind klar besser als die DJI Mini 2.

Die Autel Evo Nano+ hat keinen internen Speicher, die DJI Mini 3 Pro nur 1,25 GB – zumindest für Videos brauchst du also auf jeden Fall eine microSD-Karte. Bei der DJI Mini 3 bringe ich die Karte zwar gut rein, aber nur mühsam wieder heraus. Bei Autel geht das besser.

Den Kameratest der DJI Mini 3 Pro startete ich mit einer unscharfen Aufnahme. Für mich war neu, dass ich mit einer kleinen Drohne überhaupt unscharfe Aufnahmen machen kann. Wegen des grossen Sensors und der grossen Blende von f/1,7 ist der Schärfebereich kleiner als bei Hobby-Drohnen üblich. Auf dem Bildschirm ist ein Feld für den Autofokus zu sehen: Die Kamera stellt auf diesen Bereich scharf. Automatisch geschieht das aber nicht oder nur sehr langsam. Denn sonst hätte die Kamera hier irgendwann scharf gestellt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Aufnahmen scharf werden, habe ich auf manuellen Fokus mit weiter Distanz umgestellt. Für normale Landschaftsaufnahmen braucht es nichts anderes. Die Autel Evo Nano+ scheint ausschliesslich so zu arbeiten, ich konnte dort keinen Fokus einstellen.

JPEG-Fotos

Die Foto-Auflösung der beiden Drohnen ist sehr ähnlich: 4032 × 3024 Pixel bei DJI und 4096 × 3072 Pixel bei Autel. Beide können JPEG und DNG aufnehmen – auch gleichzeitig. DNG ist ein standardisiertes Rohformat, bietet also mehr Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung als JPEG.

Hier zuerst zwei JPEGs im Vergleich:

Autel Evo Nano+
Autel Evo Nano+
DJI Mini 3 Pro
DJI Mini 3 Pro

Dass die Felder bei Autel dunkler sind, liegt weniger an der Kamera, sondern daran, dass die Lichtsituation aufgrund des Winkels nicht die gleiche ist. Beide Kameras machen knackige JPEG-Bilder mit leuchtenden Farben. In der Vergrösserung liegen beide etwa gleichauf.

Autel Evo Nano+
Autel Evo Nano+
DJI Mini 3 Pro
DJI Mini 3 Pro

RAW-Fotos

Bei der Bearbeitung der Rohdaten ergeht es mir bei beiden Drohnen ähnlich. Ich kann etwas mehr Details herausholen im Vergleich zu den JPEGs. Die Farbkorrektur ist schwieriger als bei einer «richtigen» Kamera. Schalte ich den Weissabgleich wärmer, wirkt zwar die Landschaft natürlicher, dafür bleicht der Himmel aus. Das braune Feld in diesem Bild hat eine starke Tendenz zu violett. Der Spielraum ist, verglichen mit den RAW-Files einer grossen Kamera, gering.

Autel Evo Nano+
Autel Evo Nano+
DJI Mini 3 Pro
DJI Mini 3 Pro

Hochauflösende Fotos

Beide Kameras können Bilder mit der vierfachen Auflösung produzieren, was bei DJI 48 und bei Autel 50 Megapixel bedeutet. Doch was auf den ersten Blick wie dasselbe aussieht, ist bei beiden Drohnen sehr unterschiedlich.

Bei DJI ist der Unterschied in der Dynamik deutlich. Bei reduzierter Auflösung werden vier Pixel zu einem zusammengefasst, um grosse, lichtempfindliche Pixel zu simulieren. Daher werden die 12-Megapixel-Bilder bei starken Helligkeitsunterschieden viel besser als die 48-Megapixel-Bilder. Bei Autel ist dieser Unterschied kaum sichtbar. Die Autel-Drohne handhabt starke Kontraste unabhängig von der Auflösung sehr gut.

Autel, links normal, rechts hochauflösend
Autel, links normal, rechts hochauflösend
DJI, links normal, rechts hochauflösend
DJI, links normal, rechts hochauflösend

Der Haken ist aber, dass das hochauflösende Bild bei Autel gar keines ist. Faktisch bringen die 50 Megapixel nichts. Beim Vergrössern der Bilder sind nicht mehr Details zu erkennen als bei 12 Megapixeln. Bei DJI ist das anders.

Autel
Autel
DJI
DJI

Zudem liefert DJI das hochauflösende Format auch im Rohformat, Autel nur als JPEG. Die fehlende Dynamik lässt sich so ein Stück weit ausgleichen.

Kurz: Bei Autel ist nicht klar, wofür die hochauflösenden Fotos gut sein sollen. Sie sehen praktisch gleich aus wie die normalen. Bei DJI ist es hingegen klar: Du opferst Dynamik zugunsten der Auflösung.

Hochformat

Mit der DJI Mini 3 Pro lassen sich Hochformataufnahmen mit voller Auflösung machen – der Gimbal dreht sich um 90 Grad. Das kann zum Beispiel für Social-Media-Videos nützlich sein, wenn du die Drohne so einstellst, dass sie dich verfolgt.

Videos

Am besten schaust du dir das gleich selbst an. Hier ein kurzer Clip einer Aufnahme der Autel Evo Nano+ mit 4K und 30 Bildern pro Sekunde.

Und hier das ganze mit der DJI Mini 3 Pro.

Beide Videos sind sehr gut. Autel bereitet die Konturen etwas knackiger und die Farben noch leuchtender auf – gefällt mir hier super. Ich weiss aber nicht, ob diese Aufbereitung in jeder Situation besser ist. Beide Kameras bieten im Zweifelsfall manuelle Einstellungen und sogar die Aufnahme mit einem Log-Profil. Dieses bietet, ähnlich wie das DNG-Format für Fotos, mehr Spielraum in der Nachbearbeitung.

Bei meiner Aufnahme mit der Autel-Drohne schwenkt die Kamera wesentlich schneller, darum kommt es zu deutlichen Rucklern. Eine Möglichkeit, solche Ruckler zu glätten, sind ND-Filter. Eine andere: die Framerate erhöhen.

Und hier kommt ein wichtiger Punkt, bei dem die DJI Mini 3 Pro der Autel Evo Nano+ überlegen ist. Nur DJI bietet nämlich 4K mit 60 fps. Bei Autel musst du auf Full HD zurückgreifen. Schlimmer noch: Die Full-HD-Aufnahmen mit 60 fps zeigen einen stark verengten Bildausschnitt und sind weniger scharf, als Full HD sein könnte.

Fazit

Die DJI Mini 3 Pro gewinnt den Direktvergleich gegen die Autel Evo Nano+. Das liegt nicht daran, dass die Autel-Drohne schlecht wäre, sondern daran, dass die Mini 3 Pro so gut ist. Die hervorragenden Flugeigenschaften, die ausgereifte Bedienung und die fortgeschrittenen Aufnahmemöglichkeiten machen sie zu einer fast perfekten Drohne. Für Hobbyanwender stellt sich die Frage, wozu sie überhaupt noch eine grössere Drohne brauchen.

Die einzigen Schwächen der DJI Mini 3 Pro sind der langsame Autofokus, den die Konkurrentin aber gar nicht hat – und der fummelige Slot für die SD-Karte.

Die Autel Evo Nano+ ist ebenfalls sehr gut. Ihre Landschaftsaufnahmen wirken noch etwas lebendiger als bei DJI und momentan ist sie auch etwas günstiger – allerdings nur in der Schweiz. Ausserdem gibt es sie in verschiedenen Farben. Ansonsten aber schlägt sie die Konkurrentin nirgends. Im Direktvergleich fehlt ihr eine brauchbare Videofunktion in 50 oder 60 fps und eine Fernbedienung mit Bildschirm.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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