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Hintergrund

VisiCalc: Die erste Killer-App der Computergeschichte

Kevin Hofer
5.5.2020

Der PC hat seinen Durchbruch vor allem Software zu verdanken, die den Computer für Otto Normalverbraucher nutzbar macht. VisiCalc, ein Tabellenkalkulationsprogramm, revolutioniert Ende der siebziger Jahre die Art, wie wir Computer bedienen.

Sommer 1978. Dan Bricklin, ein Student an der Harvard Business School, fährt mit seinem Velo an einem Weingut vorbei, als er einen Entschluss fasst: Er will seinen länger gehegten Traum eines interaktiven, digitalen Taschenrechners in die Tat umsetzen. VisiCalc, wie das Programm später heisst, ist geboren. Das Programm gilt heute als die erste Killer-App der Computergeschichte.

Die Vorreiter

  • Das Programm ist interaktiv
  • Das Design und User Interface ist prägend für künftige Tabellenkalkulationsprogramme
  • VisiCalc läuft auch auf günstigeren Rechnern
  • Es lässt sich tatsächlich vermarkten
  • VisiCalc ist ein Treiber für den Siegeszug des PCs

Die Idee Bricklins

Daniel Singer Bricklin erblickt am 16. Juli 1951 in Philadelphia das Licht der Welt. Dort besucht er die Akiba Hebrew Academy, bevor er am MIT (Massachusetts Institute of Technology) einen Bachelor of Science in Elektrotechnik/Informatik erwirbt. 1977 schreibt er sich an an der Harvard University ein, um seinen MBA zu machen.

Die Idee für VisiCalc kommt Bricklin im Frühjahr 1978 während eines Tagtraums. Er beschreibt die Szene folgendermassen:

Stellen Sie sich vor, mein Taschenrechner hätte einen Ball im Rücken, wie eine Maus … Und stellen Sie sich vor, ich hätte ein Heads-up-Display, wie in einem Jagdflugzeug, wo ich das virtuelle Bild vor mir in der Luft hängen sehen könnte. Ich könnte einfach meinen Maus-/Tastatur-Rechner auf dem Tisch herumbewegen, ein paar Zahlen eintippen, sie einkreisen, um eine Summe zu erhalten ...

Kurz gesagt stellt sich Bricklin ein Tabellenkalkulationsprogramm vor, dass er mit Maus und Tastatur an einem PC bedienen kann.

Im Sommer desselben Jahres fasst er dann den Entschluss, seine Idee in die Tat umzusetzen. Nach seinem Abschluss an der renommierten Harvard University will er gleich sein Business starten und das Tabellenkalkulationsprogramm verkaufen.

Vom Reissbrett zum bahnbrechenden Produkt

Den Traum, zur Steuerung die Maus zu verwenden, muss Bricklin beim ersten Prototypen für PC im Herbst 1978 begraben, weil er das Programmieren nicht auf die Reihe bekommt. Stattdessen verwendet er das Game Paddle des Apple, eine Art Wählscheibe, die gedreht wird, um im Spiel zu interagieren.

VisiCalc wird zu einem der Schlüsselprodukte, die dazu beitragen, den Mikrocomputer vom Bastlerschreibtisch ins Büro zu bringen. Das Programm zeigt am anschaulichsten den Nutzen von Personalcomputern für Unternehmen: Eine Arbeit, die zuvor 20 Stunden pro Woche in der Buchhaltung in Anspruch nimmt, ist mit ein paar Minuten Dateneingabe erledigt. Vor der Veröffentlichung dieser bahnbrechenden Software gelten Mikrocomputer als Spielzeug.

Die späten Jahre

Im Jahr 1981 verdient Software Arts über 12 Millionen Dollar an den Lizenzgebühren aus VisiCalc. Der Erfolg währt jedoch nicht lange. Bald kommen leistungsfähigere Konkurrenzprodukte auf den Markt.

1983 wird Lotus 1-2-3 veröffentlicht. Es ist ausschliesslich für den IBM-PC und andere MS-DOS-Computer erhältlich. Lotus funktioniert sehr ähnlich wie VisiCalc, was die Migration einfach macht. Es nutzt den enormen Speicherplatz der PCs, der viel grössere Tabellenkalkulationen ermöglicht, als der Apple II bewältigen kann.

Microsoft veröffentlicht 1985 Excel. Unzählige andere Entwickler heizen den Wettbewerb an, es kommt zu Spannungen zwischen VisiCorp und Software Arts. VisiCorp verklagt Software Arts, als das Unternehmen die Entwicklung von VisiCalc für den IBM-PC verzögert, um zunächst eine Version für den Apple IIe und III fertigzustellen.

Software Arts wird 1985 von Lotus gekauft, die Entwicklung von VisiCalc eingestellt. Bricklin gründet in der Folge mehrere Unternehmen. An den Erfolg von VisicCalc kann er nicht mehr anschliessen.

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