Whistleblower: Microsoft treibt korrupte Geschäfte in Afrika und dem Nahen Osten
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Whistleblower: Microsoft treibt korrupte Geschäfte in Afrika und dem Nahen Osten

Ein ehemaliger Manager beschuldigt Microsoft der Korruption. Der Mega-Konzern soll in Afrika und dem Nahen Osten jährlich Millionen in Schmiergeldern fliessen lassen.

Yasser Elabd, ehemaliger Manager bei Microsoft, erhebt schwere Korruptionsvorwürfe gegen seine frühere Arbeitgeberin. In einem Artikel für das Online-Portal Lioness führt er aus, wie Microsoft in Afrika und dem Nahen Osten Schmiergelder fliessen lässt.

Elabd beschreibt in seinem Beitrag mehrere Deals mit dubiosen Partnern und Verträge, die auf Basis erfundener Dienstleistungen unterzeichnet wurden. Dabei würden Vertreter öffentlicher Institutionen aus den betroffenen Ländern veranlassen, dass diese Institutionen mehr für Microsoft-Produkte bezahlen als eigentlich verlangt – der Überschuss werde zwischen den beteiligten Parteien verteilt.

Fragen zu dubiosem Deal führen zur Kündigung

Yasser Elabd arbeitete zwischen 1998 und 2018 für das Tech-Unternehmen. Er war verantwortlich dafür, Microsoft-Produkte in Afrika und im Nahen Osten bekanntzumachen und zu vertreiben. So schloss Elabd regelmässig Verträge mit dem öffentlichen Sektor ab. Unter anderem in Ghana, Nigeria, Zimbabwe, Katar, Ägypten, Äthiopien oder Kenia. Auch die Vermittlung von Lizenzen oder Dienstleistungen für öffentlichen Institutionen gehörte zu seinen Aufgaben.

Im Jahr 2018 wurde Yasser Elabd gekündigt. Laut dem ehemaligen Manager sei dies geschehen, weil er 2016 einen Deal genauer unter die Lupe nehmen wollte. Dabei handelte es sich um einen Antrag für über 40 000 US-Dollar.

«Als ich mir den Antrag ansah, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Kunde tauchte nicht in Microsofts interner Datenbank potenzieller Kunden auf», schreibt Elabd im Artikel. Ausserdem sei der Partner für das Projekt unterqualifiziert gewesen und hätte gar nicht mit Microsoft zusammenarbeiten dürfen. Die Person sei zuvor nämlich bei Microsoft angestellt gewesen und gekündigt worden.

«Kopf wegdrehen und die Sache auf sich beruhen lassen»

Elabds wiederholte Beschwerden zu diesem Antrag wären erst versandet – später hätten sie Unmut bei seinem Vorgesetzten geschaffen. Man wolle nicht, dass er Geschäfte blockiere. «Wenn eine Tochtergesellschaft im Nahen Osten oder in Afrika etwas unternimmt, müssen Sie den Kopf wegdrehen und die Sache auf sich beruhen lassen», sagte ihm sein Vorgesetzter.

Nachdem Elabd seine Beschwerden bis zu Microsoft-CEO Satya Nadella eskaliert hatte, habe man ihn fortan von wichtigen Geschäften ausgeschlossen – kurz danach kam die Kündigung. Im Jahr 2020 habe er von einem ehemaligen Kollegen weitere Dokumente zugespielt bekommen, die seine Vermutungen zum korrupten Geschäftstreiben Microsofts weiter unterstützten.

Laut Microsoft ist die Sache schon geklärt

Gemäss dem Portal Tech Central hat sich Microsoft mittlerweile mit einem Statement zu Wort gemeldet. «Wir sind der Meinung, dass wir diese Vorwürfe, die viele Jahre alt sind, bereits untersucht haben und ihnen nachgegangen sind», sagte Becky Lenaburg, Vizepräsidentin der Rechtsabteilung für Compliance und Ethik bei Microsoft gegenüber AFP.

Sie hätten mit den Behörden zusammengearbeitet, um alle Bedenken auszuräumen, so Lenaburg weiter. Man habe im Rahmen der damaligen Untersuchung, «Mitarbeiter und Partnerschaften gekündigt». Zudem betonte Lenaburg, dass es einen obligatorischen Kurs zu den Standards des Geschäftsverhaltens gebe – alle Mitarbeitenden müssten diesen besuchen.

Jährlich 200 Millionen für Korruption

Gemäss Elabds Einschätzung würden 60 bis 70 Prozent der Verkaufsmitarbeitenden und Manager des Unternehmens im Nahen Osten, in Afrika und Teilen Europas korrupte Zahlungen erhalten. So berechnet er, dass das Tech-Unternehmen jährlich 200 Millionen an Schmiergeldern in diesen Regionen fliessen lasse.

Ob die Aussagen Elabds zu einer Untersuchung in den USA führen, wird sich zeigen. Laut dem ehemaligen Manager verstossen die Geschäftspraktiken Microsoft gegen den «Foreign Corrupt Practices Act», ein amerikanisches Bundesgesetz, das Zahlungen an staatliche Amtsträger im Ausland verbietet.

Das ist nicht das erste Mal, dass Microsoft mit Korruption in Verbindung gebracht wird. Im Jahr 2019 musste der Mega-Konzern 25.3 Millionen US-Dollar Strafe zahlen, wegen korrupten Geschäftspraktiken in Ungarn, Saudi-Arabien, Thailand und der Türkei.

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«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen. 


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