
«Billig» und «teuer» bedeuteten früher etwas anderes
Dein Anmachspruch ist billig und Zürich ist teuer. Beide Begriffe haben einen negativen Beiklang. Doch das war nicht immer so. Die erstaunliche Wandlung zweier Wörter.
Angemessen bezogen auf einen Preis würde heissen, dass dieser weder zu hoch noch zu tief ist. Rein aus Käufersicht interessiert jedoch nur das erste: Hauptsache, tief genug. Vielleicht stammt von da die zweite Bedeutung von «billig»: Wenig Kosten verursachend.
In dieser Bedeutung ist «billig» noch positiv. Doch meist haftet dem Wort etwas Negatives an. Wenn wir heute von einem billigen Produkt reden, meinen wir in der Regel eines, das wenig kostet, aber Schrott ist. Die Überlegung dahinter: Was nichts kostet, kann auch nichts wert sein. Falls doch, wählen wir stattdessen das Wort «preiswert» oder «günstig».
Billig im Sinn von «nicht viel wert» können nicht nur Waren sein, sondern auch Tricks oder Ausreden. Eine billige Ausrede ist nichts anderes als eine schlechte Ausrede – eine, die man nicht billigt. Damit hat sich die Bedeutung des Wortes im Lauf der Zeit in ihr Gegenteil verkehrt.
Lieb und teuer war dasselbe
Auch bei diesem Wort findet sich die positive Bedeutung noch in alten Redewendungen wie «lieb und teuer» wieder. Die Wendung «guter Rat ist teuer» spielt nicht auf überzogene Consultant-Honorare an, sondern hebt den Wert einer hilfreichen Einschätzung hervor.
War die Bedeutung von teuer ursprünglich doppeldeutig, hat sie sich hauptsächlich zum Negativen gewandelt. Teuer nennen wir heute, was viel kostet – oft mehr, als uns billig ist angemessen dünkt. Wollen wir den Wert hervorheben, ohne auf die finanzielle Belastung zu verweisen, verwenden wir stattdessen «wertvoll» oder «kostbar».
Ein Erklärungsversuch
Titelbild: ShutterstockMy interest in IT and writing landed me in tech journalism early on (2000). I want to know how we can use technology without being used. Outside of the office, I’m a keen musician who makes up for lacking talent with excessive enthusiasm.
Interesting facts about products, behind-the-scenes looks at manufacturers and deep-dives on interesting people.
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