10 Fragen an Dyson-Ingenieur Ayrton Peel
Hintergrund

10 Fragen an Dyson-Ingenieur Ayrton Peel

Was für uns neu ist, ist für ihn bereits Schnee von gestern. Ayrton Peel ist Teil des Dyson-Ingenieurteams, das die neuen Airwrap-Aufsätze entwickelt hat. Woran er zurzeit arbeitet, ist sein Geheimnis. Das Eine oder Andere aus seinem Arbeitsalltag verrät er mir im Interview aber trotzdem.

Ayrton Peel ist Ingenieur bei Dyson. Aber nicht hier in der Schweiz, sondern in Malmesbury, England. Dort hat er mit seinem Team an den neuen und verbesserten Aufsätzen für den Airwrap-Multistyler gearbeitet. Das macht ihn indirekt auch mitverantwortlich für das Loch in meinem Portemonnaie. Denn was Dyson Hair lanciert, muss ich früher oder später haben. Während seines kurzen Besuchs in Zürich habe ich den 29-Jährigen im Dyson Styling Pop-up im Sihlcity auf ein Gespräch getroffen.

Dyson-Ingenieur Ayrton Peel gewährt mir einen Blick hinter die Kulissen der Produktentwicklung.
Dyson-Ingenieur Ayrton Peel gewährt mir einen Blick hinter die Kulissen der Produktentwicklung.
Quelle: Christian Walker

Ayrton, dir verdanke ich also die Verbesserungen an den Airwrap-Aufsätzen. Inwiefern hattest du da deine Finger im Spiel?
Ayrton Peel, New Product Innovation Engineer bei Dyson: Mein Team und ich stehen ganz am Anfang von jedem Designprozess. Wir entwickeln neue Ideen, Konzepte und versuchen, Bestehendes wie den Airwrap zu verbessern. Dazu zeichnen wir Entwürfe, auf deren Basis wir dann später die ersten Prototypen anfertigen. Zu Beginn ist es die reinste Bastelei. Wir schneiden und kleben die Dinge von Hand. Zum Beispiel aus Karton. Erst wenn wir das Gefühl haben, dass etwas wirklich funktionieren könnte, machen wir uns ans Computer-Modelling und 3D-Drucken. Die ersten Prototypen entstehen. Dann folgen diverse Tests.

Die verbesserten Aufsätze für den Dyson Airwrap von links nach rechts: Smoothing-Bürste, Rundbürste und Lockenaufsatz.
Die verbesserten Aufsätze für den Dyson Airwrap von links nach rechts: Smoothing-Bürste, Rundbürste und Lockenaufsatz.
Quelle: Christian Walker

Von euren Testlaboren habe ich schon viel gehört. Was passiert dort genau?
Wir haben verschiedene Testlabore. Im Performance-Testing arbeiten wir mit Vorrichtungen, die unsere Designs auf unterschiedliche Aspekte hin prüfen. Dort messen wir zum Beispiel die Trocknungszeit mit den unterschiedlichen Aufsätzen. Dazu feuchten wir Echthaarstränge unterschiedlichster Haartypen an und stylen sie. Mit dem Vergleich von Vorher-Nachher-Fotos können wir feststellen, um wie viel wir das Styling verbessern. Dazu haben unsere Softwareentwickler und -entwicklerinnen extra Computerprogramme geschrieben. Diese analysieren die Bilder und zählen die Flyaways. Oder sie messen, wie gerade das Haar ist. In anderen Laboren testen wir, wie laut oder robust die Produkte sind und ob die Regler auch nach tausenden von Betätigungen noch funktionieren.

Ayrton demonstriert den Coanda-Effekt, den sich die Dyson-Ingenieure bei der Entwicklung des Airwraps zunutze gemacht haben.
Ayrton demonstriert den Coanda-Effekt, den sich die Dyson-Ingenieure bei der Entwicklung des Airwraps zunutze gemacht haben.
Quelle: Christian Walker

Du hast vor allem am neuen Flyaway-Aufsatz gearbeitet. Woher kam die Idee dazu?
Diese Neuheit entwickelte sich aus einem konkreten Problem heraus, das wir damals am Set des Kampagnen-Shootings für den Dyson Supersonic hatten. Die Haare der Models waren vom regelmässigen Styling mit Hitze frizzy und beschädigt. Mein Senior Manager beobachtete dann, wie der Stylist vor Ort das Problem mit einer speziellen Föhntechnik und einer Rundbürste lösten. Dieses Prinzip haben wir versucht, in einem Aufsatz umzusetzen, sodass es jede und jeder zu Hause alleine hinbekommt. Nach mehreren Anläufen haben wir dann einen Weg gefunden. Zunächst konnten wir gar nicht glauben, wie gut es funktioniert hat und noch viel wichtiger: weshalb?

Den Flyaway-Aufsatz haben wir Ayrton zu verdanken.
Den Flyaway-Aufsatz haben wir Ayrton zu verdanken.
Quelle: Christian Walker

Und?
Wir haben Slow-Motion-Videos aufgenommen, um zu sehen, wohin die Flyaways eigentlich verschwinden. Wir haben auch sogenannte Flow Visualisation Tools. Das sind Vorrichtungen, die mit Rauch arbeiten. So sehen wir, wo die Luft genau hindurchströmt. Nach diesen Tests haben wir verstanden, dass sich die kaputten kurzen Härchen unter den langen Haaren «versteckten». Ursprünglich wurde diese Flyaway-Technologie für den Airwrap konzipiert. Aber wie du bereits bemerkt hast, haben wir sie erst als Aufsatz für den Supersonic auf den Markt gebracht. Es war einfacher, das Konzept für den Supersonic zu implementieren.

Der Flyaway-Aufsatz in Action.
Der Flyaway-Aufsatz in Action.
Quelle: Christian Walker

Jetzt haben wir viel über den Trocknungsaufsatz gesprochen. Was ist etwas, das viele über die Lockenaufsätze nicht wissen?
Die Öffnungen, aus denen die Luft entlang des Schafts strömt, sind genau 0.5 Millimeter gross. Durch sie wird viel Luft geblasen. Wenn diese Öffnungen auch nur um hundert Mikrometer grösser oder kleiner ausfallen – das entspricht etwa der Dicke eines menschlichen Haars – dann beeinflusst das die Luftstrom-Leistung negativ. Wir mussten also nicht nur den Sweet Spot finden, sondern auch den Herstellungsprozess so gestalten, dass wir diese Präzision bei jedem einzelnen Aufsatz gewährleisten können.

Bei den Lockenaufsätzen ist höchste Präzision gefordert.
Bei den Lockenaufsätzen ist höchste Präzision gefordert.
Quelle: Christian Walker

Apropos heisse Luft: Ab welcher Temperatur wird denn mein Haar geschädigt?
Ab 150 Grad zerstörst du die Alpha-Carotin-Proteine darin.

Gilt das für alle Haartypen gleichermassen?
Ja, da sie aus denselben Molekülen bestehen. Die Anordnung dieser Moleküle entscheidet über die Form und somit über den Typ und die Struktur des Haars. Den Querschnitt eines Haars stellst du dir vermutlich rund vor. Das ist aber bloss bei geradem Haar der Fall. Je lockiger das Haar, desto eher gleicht der Querschnitt einer Kidneybohne. Je nach Haartyp ändert sich auch der Durchmesser des Haars. Aber die eigentliche Proteinstruktur ist bei allen dieselbe. Sie nimmt ab 150 Grad Schaden. Unsere Airflow-Produkte übersteigen dieses Maximum deshalb auch nicht. Beim Airwrap liegt die Obergrenze sogar bei 110 Grad.

Was ist die grösste Herausforderung bei der Entwicklung eines Geräts wie dem Airwrap?
Dass wir mehrere Aufsätze haben, die alle gleichzeitig zu einem bestimmten Launchdatum ready sein müssen. Anfangs arbeiten pro Aufsatz noch ein bis zwei Ingenieure und Ingenieurinnen dran. Je weiter wir uns aber im Entwicklungsprozess befinden, desto mehr werden es. Wie beim Schneeballprinzip. Mein Team gibt seinen Entwurf ans nächste Team, das aus drei bis fünf Leuten besteht, die wiederum geben ihren Entwurf weiter an ein noch grösseres Team. Hinzu kommt, dass nicht alle Teams am selben Ort arbeiten. Die ersten Schritte geschehen in Malmesbury, England. Für die finalen Schritte vor der Herstellung sind unsere Büros in Singapur verantwortlich. Bei Projekten, die sehr schnell umgesetzt werden müssen, kommt uns die Zeitverschiebung zu Gute. Wenn wir Feierabend machen, starten unsere Kollegen in Singapur und umgekehrt. Das war zum Beispiel beim Flyaway-Aufsatz für den Supersonic der Fall. Den haben wir in einer sehr kurzen Zeitspanne entwickelt und auf den Markt gebracht.

Woran Ayrton jetzt gerade arbeitet, will er mir nicht verraten.
Woran Ayrton jetzt gerade arbeitet, will er mir nicht verraten.
Quelle: Christian Walker

Dürfen wir mit einer dritten Runde an verbesserten Aufsätzen rechnen oder ist das Projekt Airwrap jetzt abgeschlossen?
Aus meiner Abteilung kommen ständig neue Ideen. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass wir je aufhören werden, Bestehendes zu verbessern. Was ich spannend finde: Ich spreche heute mit dir über die neuen Aufsätze, dabei habe ich bereits vor knapp zwei Jahren aufgehört, an diesem Projekt zu arbeiten. Die Geräte, die wir jetzt auf den Markt bringen, liegen auf meinem Zeitstrahl in der Vergangenheit. In der Zwischenzeit habe ich andere Sachen entwickelt. Einige unserer Ingenieure und Ingenieurinnen arbeiten an Projekten, die du erst in zehn Jahren zu sehen bekommen wirst. Umso schöner ist es, wenn wir miterleben dürfen, dass Leute unsere Entwicklungen als neu und aufregend empfinden.

Neu benötigt Dysons Multistyler nur noch einen Lockenaufsatz statt zwei.
Neu benötigt Dysons Multistyler nur noch einen Lockenaufsatz statt zwei.
Quelle: Christian Walker

Eine letzte Frage, die mich brennend interessiert: Was ist farblich gesehen dein liebstes Airwrap Design?
Dunkelblau und Kupfer. Das gängige Fuchsia ist nicht so meins, aber da darf ja jeder seine eigene Meinung dazu haben (lacht).

Dyson Airwrap Complete Long (30 mm, 40 mm)

Dyson Airwrap Complete Long

30 mm, 40 mm

Dyson Airwrap Complete Long (30 mm, 40 mm)
Lockenstab

Dyson Airwrap Complete Long

30 mm, 40 mm

Im Kurzformat «10 Fragen an …» interviewe ich spannende Persönlichkeiten. Mal zu ihrer Expertise, mal zu ihrer Leidenschaft oder ihrem Lebensstil. Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Themen.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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