«Black Adam»? Werde ich morgen schon wieder vergessen haben
Filmkritik

«Black Adam»? Werde ich morgen schon wieder vergessen haben

Luca Fontana
20.10.2022

«Black Adam» hat Dwayne Johnson und somit Hollywoods Garantie für volle Kinokassen. Doch sonst liefert der Film echt wenig. Ganz so furchtbar wie's klingt, war es dann aber doch nicht.

Eines vorweg: In diesem Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur Infos, die aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt sind.


«Black Adam» gehört zu Dwayne Johnsons grossen Herzensprojekten. Schliesslich kämpfte der einstige Wrestling-Star seit 2007 für dessen Realisierung. Genau gesagt, nachdem er seine Fans gefragt hatte, ob er in einer DC-Comicverfilmung lieber den Superhelden Shazam oder den Superschurken Black Adam spielen solle. Die Fans wählten Letzteres. Johnson zog es durch. Unermüdlich. Bis das Projekt «Black Adam» 2017 endlich offiziell angekündigt wurde.

Umso bedauerlicher, dass uns die lange Wartezeit – und Johnsons Beharrlichkeit bei Hollywoods Studiobossen – keinen allzu beachtenswerten Superhelden-Film beschert hat. Zu eintönig das Setting. Zu wiederholend die Action. Und zu belanglos alle Charaktere im Film, die nicht Black Adam sind.

Darum geht’s in «Black Adam»

5000 Jahre lang hat Black Adam (Dwayne Johnson) geschlafen. Aber als er aus seinem Grab befreit wird, erkennt er das nahöstliche Kahndaq, das er einst vor dem bösen König und dessen Sklaventreiberei befreit hatte, nicht mehr. Zumal Kahndaq erneut unter Belagerung steht: Dieses Mal sind es Söldnertruppen, die das Volk und sein Land nach der Suche des wertvollsten aller Rohstoffe ausbeuten: Eternium.

Erneut zieht Black Adam in den Kampf, um blinde Wut und pure Zerstörung über seine Feinde zu bringen. Genau das ruft die Justice Society auf den Plan: eine von Amanda Waller (Viola Davis) angeführte Organisation, die mithilfe von Superhelden Jagd nach Schurken macht, um sie ins tiefste Loch einzusperren. Denn Black Adams beinahe unangefochtenen Kräfte und unmoralischen Methoden stellen eine Gefahr für die gesamte Menschheit dar.

Seichte Unterhaltung auf Gedeih und Verderb

Nein, «Black Adam» ist nicht in derselben Kategorie schlecht wie etwa Sonys unsäglicher «Morbius». Gemessen daran ist «Black Adam» grundsolide. Nicht zuletzt, weil es sich Dwayne Johnsons Action-Kracher einfach macht und sich gar nicht erst derselben Fallhöhe aussetzt wie der Vampir-Rohrkrepierer.

Morbius etwa muss mit dem moralischen Dilemma kämpfen, das Blut anderer Menschen trinken zu müssen, um zu überleben – oder dem Drang zu widerstehen und zu sterben. Black Adam hingegen ist einfach nur wütend. Immer. Echte Dilemmas gibt es keine, auch wenn andere Charaktere im Film ständig davon faseln, dass Adam zwar Held, aber auch eine Gefahr für die ganze Menschheit sei und deswegen eingesperrt gehöre. Wirklich zu spüren bekommen wir das als Zuschauende nie. Grösstenteils metzelt Black Adam einfach nur gefährlich nahe am Rande der FSK-16-Freigabe durch namenlose, anonyme Söldner-Armeen. Das ist okay, wenn’s nach Hollywood geht. Söldner scheinen eh der Bodensatz der Menschheit zu sein, die nichts Besseres verdienen – auch das übrigens eine Lektion, die uns «Morbius» schon lehren wollte.

Gespielte moralisches Dilemma: Söldnern brennt Black Adam nur allzu gerne ein blutiges Loch in den Torso. Laut Hollywood haben die’s auch nicht besser verdient.
Gespielte moralisches Dilemma: Söldnern brennt Black Adam nur allzu gerne ein blutiges Loch in den Torso. Laut Hollywood haben die’s auch nicht besser verdient.
Quelle: Warner Bros. Ent.

Kann man so machen, finde ich. Vor allem, wenn der Anspruch Johnsons und der Macher von Anfang an war, mit «Black Adam» tatsächlich nichts weiter als seichte Unterhaltung bieten zu wollen, die keine Sekunde nach dem Verlassen des Kinosaals in Erinnerung bleiben wird. Auch, weil nichts, was das Drehbuch Black Adam in den Weg legt, ansatzweise eine Herausforderung ist. Wie Fast Food halt. Geil im Moment. Aber niemand sinniert länger über die zerquetschten Zwiebelringe oder lieblos zusammen gepackten Burgers eines McDonald's, als es dauert, sie zu essen.

Krasse Action trifft auf todlangweilige Sets

Also Popcorn-Kino at its finest. Kein Wunder, wird der Film von Dwayne Johnsons massiven Schultern und Charisma (und Nackenmuskeln, mein Gott, die Teile sind riesig) getragen. Seine Performance macht Spass. Seine grenzwertig absurde Brüterei erinnert mich ständig an Vin Diesels «Riddick». Ausgerechnet. Seit dem gemeinsamen sechsten «Fast and the Furious»-Teil liegen die beiden buchstäblichen Schauspiel-Schwergewichte so arg im Streit, dass sie ihre Szenen am Set nicht gleichzeitig drehen konnten. Hätte Johnson je gesagt, diese Wut im Bauch mit ans «Black Adam»-Set getragen zu haben, um sich besser in seine Rolle einzufinden, ich hätte ihm sofort geglaubt.

Ganz schön auf der Strecke bleibt dafür der restliche Cast. Etwa Aldis Hodges mürrischer Hawkman. Quintessa Swindells verspielte Cyclone. Oder Noah Centineos Atom Smasher, der im Grunde bestenfalls eine billige Kopie Deadpools ist. Einzig Pierce Brosnans Dr. Fate vermag es, als alternder Superheld seiner Rolle etwas Gravita zu geben. Zusammen bilden die vier den Speer der Justice Society, wohl sowas wie das S.H.I.E.L.D. des DC-Universums, das auf der ganzen Welt Herdbrände löschen soll, bevor sie zu ausgewachsenen Buschfeuern ausarten.

Um Pierce Brosnan als Dr. Fate so knackig wie hier aussehen zu lassen, trug er ein Mo-Cap-Kostüm am Set von «Black Adam».
Um Pierce Brosnan als Dr. Fate so knackig wie hier aussehen zu lassen, trug er ein Mo-Cap-Kostüm am Set von «Black Adam».
Quelle: Warner Bros. Ent.

In «Black Adam» sind sie es – nebst Kollateralschaden in Form von belang- und wertlosen Söldnern –, die als Antagonisten für Black Adam herhalten sollen. Gähn – obwohl ich mich spätestens seit «Batman v Superman» gar nicht mehr erst über gefühlt erzwungene Konflikte aufrege (redet doch einfach mal richtig miteinander!). Das eigentliche Problem ist eh ein anderes: Wir Zuschauende kennen die Mitglieder der Justice Society noch nicht. Weder aus vorangehenden Filmen oder Serien. Ganz nach dem Motto: Zuerst die Heldinnen und ihre Kräfte, dann ihre Herkunft und Motivationen. Als Charaktere macht sie das etwa so interessant wie Lavendelseife. Spannung kommt dadurch nie auf. Keine einzige Sekunde. Was soll ich mich um ihr Schicksal kümmern, wenn ich sie erst 13 Filmminuten kenne?

Da hilft es auch nicht, dass die Mehrheit des Films aus ständiger CGI-Zerstörung ohne Punkt und Komma besteht, 124 Minuten lang. Nur ganz selten nimmt sich die Story kurz Zeit, um zu verschnaufen. Zu wenig für meinen Geschmack. Vor allem, wenn es zur anfangs fetzigen, aber später eintönigen und repetitiven Action nicht mal grosse Schauplatzwechsel gibt; der ganze Film spielt in den heruntergekommenen Strassen Kahndaqs, die an das heutige Kairo erinnern. Auch das trägt zum Eindruck bei, dass sich der Film kaum vom Fleck rührt, weder inhaltlich noch visuell.

Fazit: Nicht besonders gut, aber auch nicht besonders schlecht

Denke ich an «Black Adam», dann denke ich keineswegs an einen Film, der mich die Zeit bereuen lässt, die ich mit ihm im Kino verbracht habe. Lass es mich hier klar und deutlich gesagt haben: «Black Adam» hat seine Momente, seine gelungenen Action-Passagen, seine markanten Sprüche – und vor allem seinen Dwayne Johnson. Der wertet eh alles auf worin er mitmacht, und wenn das Ausgangsmaterial noch so abgegriffen ist (und nicht in einem Dschungel spielt, haha).

Andererseits ist «Black Adam» unheimlich eintönig. Sowohl in seiner Action als auch in seiner Ästhetik. Nach zwei Stunden könnte ich kaum noch sagen, welche speziell gelungene Szene wann stattgefunden hat. Oder welche Charaktere ich neben Black Adam gerne wiedersehen wollte. «Black Adam» ist einfach nur ein Action-Einheitsbrei, der zwar nicht enttäuscht, aber auch keine eigene, unvergleichbare Note hat.

Solide halt. Nicht mehr. Nicht weniger.


«Black Adam» läuft ab dem 20. Oktober im Kino. Laufzeit: 124 Minuten. Freigegeben ab 12 Jahren.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder.Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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