Produkttest

Die Apple AirPods Pro im Doppelreview

Livia Gamper
7.11.2019
Co-Autor: Aurel Stevens

Die neuen AirPods Pro von Apple sind da. Wie gut sind sie? Aurel und Livia haben sie getestet – auf dem iPhone und mit einem Android-Smartphone.

Apple hat den AirPods Pro endlich eine aktive Geräuschunterdrückung verpasst. Und die Kopfhörer sind keine Earbuds mehr, sondern In-Ear-Modelle. Dazu gibt’s einen neuen Transparenzmodus. Aurel und Livia haben die AirPods Pro einige Tage getestet – Aurel mit dem iPhone 11 Pro, Livia mit dem Xiaomi Mi 9T Pro.

Apple AirPods Pro (1st Gen.) (ANC, 24 h, Kabelgebunden, Kabellos)

Apple AirPods Pro (1st Gen.)

ANC, 24 h, Kabelgebunden, Kabellos

Apple AirPods Pro (1st Gen.) (ANC, 24 h, Kabelgebunden, Kabellos)
Kopfhörer

Apple AirPods Pro (1st Gen.)

ANC, 24 h, Kabelgebunden, Kabellos

Wie ist das Setup?

Aurel: Was gibt’s da gross zu sagen? Die Einrichtung kann man als iPhone-Nutzer gar nicht verhauen.

  • Schritt 1: Bluetooth einschalten
  • Schritt 2: Das Case der AirPods Pro neben dem iPhone aufklappen

… dann noch auf dem iPhone auf «Verbinden» tippen, that’s it. Einfacher geht es nicht. Gut gemacht, Apple.

Livia: Die AirPods kannst du eigentlich wie jedes andere Bluetooth-Gerät auch mit einem Android-Phone verbinden. Dabei solltest du aber einige Punkte beachten – ansonsten regst du dich eine halbe Stunde lang mit den Teilen auf. So geht’s:

  • Schritt 1: Bluetooth einschalten
  • Schritt 2: Case aufklappen, aber AirPods unbedingt drin lassen
  • Schritt 3: Knopf auf der Rückseite des Cases drücken, bis das Lämpli vorne blinkt
  • Schritt 4: Im Bluetooth-Menü auf dem Handy unter «verfügbare Geräte» die AirPods Pro suchen und anwählen
  • Schritt 5: «Koppeln» wählen
  • Schritt 6 – Fakultativ: Den Bluetooth-Codec in den Einstellungen auf AAC anpassen (funktioniert mit den meisten neueren Android-Phones)

Jetzt kannst du mit den AirPods Musik hören. Aber: Die AirPods Pro sind – wie schon die Vorgänger – viel leiser unter Android als iPhone. Willst du mehr Lautstärke, geht das so:

Zuerst musst du die Entwickleroptionen freischalten: In den Einstellungen unter «Mein Gerät» die Build-Nummer deines Phones suchen. Dann dort so etwa sieben Mal nacheinander draufklicken – sobald du genug geklickt hast, kommt ein Pop-Up, dass die Optionen jetzt freigeschaltet sind. Dann zurück zu den Haupt-Einstellungen und im Menü den Punkt «zusätzliche Einstellungen» öffnen. Fast zuunterst findest du die Entwickleroptionen. Dort drin den Punkt «Volle Lautstärke deaktivieren» suchen und das Häkchen herausnehmen. Dann noch das Phone neu starten und voilà: Jetzt kannst du die AirPods auch so laut stellen, wie sie mit dem iPhone sind.

Die AirPods Pro ragen nicht mehr so weit aus den Ohren. Sie sind 1 cm kürzer als die Vorgänger.
Die AirPods Pro ragen nicht mehr so weit aus den Ohren. Sie sind 1 cm kürzer als die Vorgänger.

Der Tragekomfort

Aurel: Der grösste Pluspunkt für mich bei den AirPods Pro ist der Tragekomfort. Das erreichen sie durch ihr federleichtes Gewicht (5.4 g) und die gute Passform dank drei verschieden grossen Aufsätzen. Die AirPods sind nach dem AKG 701 die zweiten Kopfhörer, bei denen ich nach einiger Zeit vergessen habe, dass ich sie trage. Dieses Gefühl ist unglaublich wertvoll bei einem Kopfhörer. Für mich erstaunlich, dass ein In Ear das schafft.

Livia: Ja, die AirPods sind bequem. Sie sind bequemer als die Sony WF-1000XM3 – wenn ich ehrlich bin, sind sie bequemer als alle True-Wireless-Kopfhörer, die ich bis jetzt in den Ohren hatte. Und sie sind so leicht, dass ich sie auch nach langer Tragezeit nicht im Ohr spüre. Und: Die AirPods Pro halten auch, wenn ich auf den Bus renne. Sie verrutschen nicht. Das mit dem Sitz im Ohr hat Apple definitiv hingekriegt.

Mit den AirPods erhältst du drei Silikon-Aufsätzli. Der Mittlere passt mir perfekt. Glück gehabt, denn wenn keiner der drei Aufsätze passt, hast du ein Problem: Eigene kaufen und diese montieren kannst du vergessen – Apples Aufsätze sind proprietär und nur diese drei passen auf die AirPods.

Wie ist die Soundqualität?

Aurel: Ich habe bereits die AirPods der ersten Generation gekauft und war mit ihnen sehr zufrieden. Mich hatte dieses Produkt sofort begeistert, es passt perfekt ins Apple-Ökosystem und ist äusserst durchdacht konzipiert. Sie klangen und klingen gut, ja sehr gut und das habe ich damals auch geschrieben. Jessas, was habe ich für meinen Beitrag auf die Mütze gekriegt.

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    von Aurel Stevens

Der Punkt ist: Ich weiss, dass man mehr Sound für weniger Geld kriegt. Kein In Ear und schon gar kein Earbud haben gegen einen guten Over-Ear-Kopfhörer derselben Preisklasse eine Chance. Gegen kabelgebundene Modelle erst recht nicht. Es ist technisch die ungleich schwierigere Aufgabe für kabellose In Ears. Und die hat Apple gut gelöst.

Die AirPods Pro kommen nicht mehr als Earbuds, sondern als In Ears daher und klingen im Direktvergleich mit dem Vorgängermodell nochmals besser. Sie tönen super. Fertig. Ob dir persönlich der Klang zusagt, probierst du am besten bei jemandem aus, der sie besitzt.

Livia: Als ich die AirPods Pro nach der Android-Kopplung das erste Mal höre, erschrecke ich fast – mir gefällt der Sound nicht. Ich mag Kopfhörer, die rund, voll und warm klingen. Die AirPods klingen für mich zu flach, die Musik hat zu wenig Tiefe. Bass haben sie zwar, aber er gefällt mir nicht. Aber: Ich kann mir gut vorstellen, dass die AirPods mit einem Android-Phone einfach nicht gleich gut tönen, wie mit einem iPhone. Das iPhone wird die Kopfhörer viel besser abstimmen, als das Android-System das tut.

Ich teste die AirPods dann noch mit einem iPhone und habe das Gefühl, dass sie eine Spur besser tönen. An die WF-1000XM3 von Sony kommen sie aber auch so nicht heran.

Drei Aufsätze und das Lightning auf USB-C-Kabel sind im Lieferumfang dabei.
Drei Aufsätze und das Lightning auf USB-C-Kabel sind im Lieferumfang dabei.

Was kann das Noise Cancelling?

Aurel: Das Noise Cancelling bei den AirPods Pro ist einfach verständlich, denn es gibt nur drei Modi: An, Aus, Transparency Mode. Die Modi lassen sich mit Gesten direkt auf den AirPods einstellen. Alternativ wechselt man im Kontrollzentrum zwischen den Modi. Details dazu weiter unten unter «Bedienung».

Im Beitrag, in dem ich die AirPods vorgestellt habe, ist mir ein Fehler unterlaufen. Ich habe den Transparency-Modus als Flughafen- oder Bahnhof-Modus beschrieben, wie man ihn von anderen Kopfhörern kennt. Das stimmt nicht. Der Transparency Mode ist nicht für solche eher lauten Umgebungen gedacht, sondern wenn es rundherum still ist. Ansonsten reicht es mir, das Noise Cancelling einfach abzustellen.

Der Transparency Mode ist für mich genial, wenn ich die Kinder ins Bett gebracht habe und auf dem Sofa einen Film gucke oder Musik höre. Niemand hört meine Kopfhörer, aber ich höre jeden Mucks der Kinder.

In Situationen wie Bahnhöfen, wo man Durchsagen nicht verpassen will, deaktiviere ich das Noise Cancelling. Die In Ears sorgen zwar dafür, dass die Umgebungsgeräusche etwas gedämpft werden, ich bekomme laute Lautsprecheransagen aber durchaus mit.

Und das Aktive Noise Cancelling? Es hat mich aus den Socken gehauen, denn es ist richtig gut. Im ÖV wird der Geräusch-Teppich stark reduziert und ich kann die Musik viel besser geniessen. Angenehmer Nebeneffekt: Ich habe die Lautstärke automatisch heruntergeregelt. Die Haarzellen in meinem Innenohr jubeln und danken es mit längerem Leben.

Livia: Unter Android wusste ich zuerst nicht, in welchem Noise-Cancelling-Modus ich bin und wie ich wieder herauskomme. Denn eine App, wo du all dies einstellen kannst und siehst, was du machst, gibt’s nicht. Weil sich die Modi am Phone nicht einstellen lassen, kann ich mit Android nur an den Hörern selbst zwischen Zweien wechseln: Noise Cancelling und Transparency. Als ich die AirPods Pro mit einem iPhone verbunden habe, konnte ich den dritten Modus, also den Noise-Cancelling-Aus-Modus auswählen. Wieder zurück auf Android hatte ich den Modus dann noch. Du hast immer nur zwei von drei Modi verfügbar.

Die aktive Geräuschunterdrückung ist nicht schlecht – Hintergrundgeräusche kann sie gut reduzieren. Aber gegen laute Geräusche, wie etwa dem Klappern einer mechanischen Tastatur im Büro, setzt sie sich für mich zu wenig durch. Jedoch liegt das auch an der Bauweise von In Ears: Mit dem Noise Cancelling eines Over-Ear-Kopfhörers kommen die kleinen Dinger nicht mit.

Den Transparency-Modus der AirPods finde ich suboptimal – Geräusche hörst du in dem Modus einiges lauter, als sie eigentlich sind. Ich habe den Modus beim Velofahren ausprobiert, weil ich gerne das herannahende Tram höre. Auf dem Velo rauschen die Kopfhörer aber wegen des Fahrtwindes so fest, dass ich überhaupt keine Musik mehr höre. Wenn ich in dem Modus kurz mit jemandem reden möchte, spreche ich immer viel zu laut – und die eigene Stimme tönt, wie wenn man sich selbst am Telefon hören würde.

Die AirPods Pro sitzen gut im Ohr.
Die AirPods Pro sitzen gut im Ohr.

Wie ist die Bedienung?

Aurel: Die Bedienung der AirPods Pro ist simpel. Im Gegensatz zu den AirPods tippt man die Ohrhörer nicht mehr an, sondern drückt eine druckempfindliche Stelle unten am Stiel. Ob du den linken oder den rechten Ohrhörer drückst, ist egal.

  • ein Mal kurz drücken: Start/Stopp
  • zwei Mal kurz drücken: nächstes Stück
  • drei Mal kurz drücken: vorheriges Stück
  • lange drücken: wechseln des Noise-Cancelling-Modus. Zwischen welchen Modi gewechselt werden kann, wählst du auf dem iPhone in den Einstellungen aus.

Die Lautstärke kann leider nicht mit Gesten verändert werden. Das ändert man entweder mit Siri («Siri, Lautstärke auf 50 Prozent») oder wie gehabt auf dem Telefon. Besitzer einer Apple Watch können die Lautstärke auf der Uhr verändern.

Für mich eine verpasste Chance. Ich hätte es deutlich sinnvoller gefunden, wenn der linke und der rechte Stöpsel unterschiedlich konfiguriert werden können. Auf diese Weise hätte Apple eine rudimentäre Lautstärke-Kontrolle direkt auf den AirPods integrieren können, wie es Sennheiser auf dem Momentum True Wireless ermöglicht.

Livia: Auf Android ist die Bedienung ähnlich wie auf dem iPhone. Das Drücken an den Hörern gibt deine Befehle zuverlässig auch ans Android-Handy weiter. Das einzige, das leider mit Android nicht funktioniert, ist, dass die Musik pausiert, wenn du einen Hörer aus dem Ohr nimmst. Mit dem iPhone funktioniert das sehr zuverlässig, unter Android dudelt deine Musik einfach weiter.

Willst du die Bedienung anpassen; also zum Beispiel einen anderen Noise-Cancelling-Modus hinterlegen, dann musst du das zuerst an einem iOS-Gerät einstellen.

Um den Akkustand der AirPods zu sehen, habe ich mir die App MaterialPods heruntergeladen.

Klein sind sie.
Klein sind sie.

Unser Fazit

Aurel: Der Preis ist mit 279 Franken/Euro happig. Das ist viel Geld. Doch die Konkurrenz der gleichen Klasse (True Wireless mit Noise Cancelling) ist erstens überschaubar und zweitens ähnlich teuer. Die AirPods Pro werden unter sehr vielen Weihnachtsbäumen liegen. Selbst Besitzer der AirPods der ersten und zweiten Generation dürften in Versuchung kommen, denn das Gesamtpaket ist für Apple-User attraktiv: Guter Sound mit kompaktem Case und unschlagbar einfacher Bedienung. Neuerdings auch noch mit gutem Noise Cancelling.

Wermutstropfen: Leider hat Apple es nicht geschafft, die Laufzeit zu verlängern. Knapp fünf Stunden ohne und etwa 4.5 Stunden mit Noise Cancelling sind nicht der Brüller. Angesichts des geringen Gewichts akzeptiere ich den Kompromiss. Zumal die AirPods Pro innert fünf Minuten soweit geladen sind, dass ich eine Stunde Musik hören kann.

Ein super Produkt. Klare Kaufempfehlung für iPhone-Besitzer.

Livia: Die AirPods Pro mit einem Android-Phone zu nutzen funktioniert erstaunlich gut. Aber wichtige Funktionen, wie etwa das automatische Pausieren kriegst du nicht. Das ist schade. Die Soundqualität der AirPods Pro ist eher bescheiden, das Noise Cancelling im Vergleich zur Konkurrenz nicht überragend und die Akkulaufzeit für den Preis eher niedrig.

Für iPhone-User werden diese Mängel von der Convenience überdeckt oder gar aufgehoben: Die AirPods Pro sind angenehm, einfach und bequem zu benutzen. Mit Android hast du nur den bequemen Kopfhörer. Die Nutzung mit anderen True-Wireless-Kopfhörern wie dem Sony WF-1000XM3 ist einfacher und du hast deutlich mehr Funktionen.

Die AirPods Pro haben sich im Vergleich zu den Vorgängerversionen stark verbessert. Mit einem Android-Phone lohnt sich der Kauf aber nach wie vor nicht.

Die Spezifikationen kurz aufgelistet

  • Akkulaufzeit: 4,5 Stunden
  • Case: 24 Stunden Wiedergabe, Schnellladefunktion, Wireless-Charging (Qi)
  • Gewicht einzelner AirPod Pro: 5,4 Gramm
  • Aktives Noise Cancelling
  • Farbe: Nur in Weiss erhältlich
  • Kopfhörertyp: In Ear, True Wireless
  • Schutzart: IPX4 (Spritzwasserfest)
  • Lade-Eingang: Lightning
  • Übertragung: Bluetooth 5.0

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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