Filmkritik: «Star Wars – The Rise of Skywalker» ist das würdige Ende einer Saga
Filmkritik

Filmkritik: «Star Wars – The Rise of Skywalker» ist das würdige Ende einer Saga

Luca Fontana
18.12.2019

«Star Wars – The Rise of Skywalker» ist der Abschluss der Skywalker-Saga, der in seinem Umfang nicht überwältigender und in seiner Tragweite kaum emotionaler sein könnte. Vollgepackt mit Action – aber nie banal. Das Ende, das ihr gesucht habt.

Eines vorweg: In der Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur das, was aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt ist.


Schluss. Aus und vorbei. Das nenne ich mal ein Ende. Denn «Star Wars – The Rise of Skywalker» ist so vieles, das ich gehofft, und so wenig, das ich befürchtet habe: Von wunderbar verspielt und abenteuerlustig bis hin zu zutiefst emotional und bewegend. Aber meistens einfach nur ein riesengrosses Stück Grossartigkeit, das nie seine Charaktere aus den Augen verliert.

Ob der Film ein würdiges Finale für die Skywalker-Saga abliefert?

Ja.

Noch was: Wer «The Last Jedi» nicht mochte, wird «The Rise of Skywalker» lieben.

Star Wars – Episode IX

Der Widerstand in der Galaxis – er ist noch nicht am Ende. Angeführt wird er von General Leia Organa (Carrie Fisher). Zu ihren besten Kämpfern gehören Sturmtruppen-Deserteur Finn (John Boyega) und Piloten-Ass Poe Dameron (Oscar Isaac). Ein Spion, der die böse First Order infiltriert hat, lässt dem Widerstand eine Nachricht zukommen: Eine neue Dunkelheit hat sich in den unbekannten Regionen der Galaxis erhoben. Eine Dunkelheit grösser und mächtiger als die First Order und das Galaktische Imperium zusammen.

«Finn, Poe und Rey, die besten Kämpfer des Widerstands.
«Finn, Poe und Rey, die besten Kämpfer des Widerstands.
Quelle: Walt Disney Studios

Derweil vertieft sich Rey (Daisy Ridley) in die auf Ahch-To geborgenen Jedi-Bücher, trainiert und erforscht die Wege der Macht. Abseits der Kämpfe bereitet sie sich auf die ultimative Konfrontation mit Ben Solo aka Kylo Ren (Adam Driver) vor, der die First Order mittlerweile anführt. Denn Rey ist die letzte der Jedi und die einzige, die sich dem sich erhebenden Bösen entgegenstellen kann.

Die letzte Hoffnung der Galaxis.

Ein komischer, erster Akt

Es ist noch dunkel, als John Williams ikonische Musik ein letztes Mal zum Abspann läuft. Ich bin leer. Überwältigt. «Star Wars – The Rise of Skywalker» ist soeben zu Ende. Meine Gedanken rasen.

Da ist Freude. Darüber, dass der Abschluss der Skywalker-Saga nicht nur überzeugt, sondern emotional gar befriedigender wirkt als ich je zu hoffen gewagt hätte. Da ist auch Trauer. Darüber, dass der Weg der Skywalkers zu Ende gegangen ist. Für immer.

Der Thronsaal des zweiten Deathstars. Nicht der einzige bereits bekannte Schauplatz im Film.
Der Thronsaal des zweiten Deathstars. Nicht der einzige bereits bekannte Schauplatz im Film.
Quelle: Walt Disney Studios

Ja, «The Rise of Skywalker» hat Antworten geliefert. Antworten auf Fragen, die in «The Force Awakens», dem ersten Teil der Trilogie, gestellt worden sind. Fragen, die in «The Last Jedi», dem zweiten Teil, nicht weiter verfolgt wurden. Zum Beispiel der wahre Ursprung des Supreme Leader Snoke. Endlich.

Nein, der Weg zu diesem Schluss ist nicht frei von Stolpersteinen. Da ist ein erster Akt, der viel zu viel in viel zu kurzer Zeit erzählen will. Dazu ist er seicht und tut nichts anderes, als zu unterhalten. Das ist toll – «Star Wars», das Klassische, at its finest. Aber das Gefühl eines epischen Abschlusses der Saga, dessen Erzählung vor über 40 Jahren begonnen hat – es will sich nicht einstellen. Noch nicht.

Vielleicht, weil 80 Prozent dessen, was du in den Trailern siehst, sich diesem ersten Akt zuordnen lässt, so viel passiert da. In kaum einer Stunde werden drei, vier Planeten besucht. Liebgewonnene Charaktere erleben Abenteuer. Neue Charaktere tauchen auf und verschwinden gleich wieder. Ein bisschen so wie aktuell in «The Mandalorian», der Star-Wars-Serie auf Disney+.

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So ist es vor allem ein erster Akt, der gerade nachträglich mit dem zweiten und dritten bricht, weil er so wirkt, als ob da ein komplett anderer Film wäre. Nie ganz so fremdkörperartig wie die Canto-Bight-Szene in «The Last Jedi», und schon gar nicht langweilig, aber auch nicht so recht zum Rest passend.

Dafür stimmt alles andere: Die Schauplätze wirken so echt, dass sich kaum sagen lässt, ob im Studio oder an echten Locations gedreht worden ist. Denn «The Rise of Skywalker» wirkt trotz viel CGI selten wie ein Computerspiel – ein grosses Manko der Prequel-Trilogie.

Grosse Teile der Wüstenverfolgungsjagt sind vor Bluescreen gedreht worden. Zu sehen ist das kaum.
Grosse Teile der Wüstenverfolgungsjagt sind vor Bluescreen gedreht worden. Zu sehen ist das kaum.
Quelle: Walt Disney Studios

Stattdessen ist in jeder Einstellung des Films sichtbar, wie viel Mühe, Schweiss und Blut in jede Kulisse, jedes Kostüm, jede Maske und jeden Roboter oder Droide geflossen ist. Selten hat das Star-Wars-Universum echter und belebter gewirkt.

Und abgenutzt! «Star Wars» war ja anno 1977 ein Pionier in Sachen «used future»-Look, also der «verbrauchten Zukunft». Dem Konzept bleibt sich das Franchise in «The Rise of Skywalker» treu.

Ein futuristisches Setting, das trotz alledem total verbraucht wird: der used future look.
Ein futuristisches Setting, das trotz alledem total verbraucht wird: der used future look.
Quelle: Walt Disney Studios

Ich liebe das. Könnte Stunden in diesem weit weit entfernten Universum verbringen – und nie wieder zurückkehren.

Dann aber der Rest: Epos in Perfektion

Der zweite Akt. Kurz. Aber emotional. Taschentuch, wo bist du?

Was dann folgt, ist ein dritter Akt, der Anakin Skywalker in «Revenge of the Sith» nicht besser hätte beschreiben können: «This is where the fun begins.»

Nicht, dass ich bis hierhin keinen Spass gehabt hätte. Jesses. Aber jetzt ist die Geschichte endlich da, wo sie von Anfang an hinwollte, allerdings nicht so recht wusste, wie.

In diesem dritten Akt ist jede Sekunde pure Star-Wars-Freude.

Die Action kracht, strotzt nur so vor Bildgewalt: Es geht um alles. Ums Schicksal der Galaxis. Um Gut gegen Böse. Und jeder, der in «Star Wars» Rang oder Namen hat, versammelt sich zum grossen Stelldichein der Star-Wars-Legenden. Ohne Ausnahme. Ganz aufmerksame «Clone Wars»- und «Rebels»-Fans werden gar Ahsoka Tano wiedererkennen – das erwähne ich bewusst, weil es fast unmöglich ist, ihren Gastauftritt zu entdecken, wenn du nicht weisst, dass er da ist.

Avengers: Assemble!
Avengers: Assemble!
Quelle: Walt Disney Studios

Es ist ein dritter Akt, der in seiner schier übermenschlichen Dimension am Schlusskampf von «Avengers: Endgame» erinnert. Ein dritter Akt, der aber wie beim Marvel-Pendant seinen emotionalen Kern nicht vergisst: seine Charaktere. Und wer bis zum Schluss durchhält, ohne eine Träne zu vergiessen – der hat ein Herz aus Beskar.

Mit meist angenehm ruhiger aber gekonnter Hand eingefangen wird das Spektakel von Kameramann Dan Mindel. Der hat unter anderem auch schon zwei der drei neuen «Star Trek»-Filme und «Star Wars – The Force Awakens» inszeniert; es gibt kaum einen Film von «The Rise of Skywalker»-Regisseur J. J. Abrams, bei dem Minel nicht hinter der Kamera war.

Apropos J. J. Abrams: Baut dem Mann eine Statue. Bitte.

J. J. Abrams und die Sache mit «The Last Jedi»

Das mit der Statue sage ich nicht einfach so. Denn Abrams hat hier nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch geschrieben. Nicht zum ersten Mal: 2015 liess ihn Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy «The Force Awakens» inszenieren, den ersten Teil der neuen Trilogie. Damit überreichte sie ihm die Schlüssel zum «Star Wars»-Franchise, das längst Kult ist und dessen Geschichten weit über die Kinogrenzen hinaus erzählt wurden – in Büchern, Comics und Videospielen.

Die wichtigste dieser Geschichten: die Skywalker-Saga.

Die klassische Heldenreise: Am Ende kommt die Rückkehr zu dem, wo alles begann.
Die klassische Heldenreise: Am Ende kommt die Rückkehr zu dem, wo alles begann.
Quelle: Walt Disney Studios

Angefangen hat sie unter der Feder George Lucas anno 1977 mit einem Farmerjungen (Mark Hamill). Vier Dekaden, drei Trilogien und neun Filme später ist es an J. J. Abrams, diese Saga zu beenden. Kein einfaches Unterfangen. Vor allem dann nicht, wenn gefühlt die ganze Star-Wars-Fangemeinde kritisch eingestellt ist: «The Last Jedi» wurde zwar von Kritikern gefeiert, von Fans aber zerfetzt.

Abrams scheint sich auf die Seite der Fans zu schlagen. Er greift kaum auf von The-Last-Jedi-Regisseur Ryan Johnson eingeführte Story-Elemente zurück. Tat Johnson allerdings auch nicht, als es an ihm war, Abrams Regie-Posten für den zweiten Teil zu erben.

Tatsächlich fühlt sich «The Rise of Skywalker» wie eine Fortsetzung zu «The Force Awakens» an. Im Guten wie im Schlechten.

Etwa dann, wenn das Konzept der Knights of Ren aufgegriffen wird – Kylos persönlicher Inquisitions-Trupp. Zu meiner hellen Freude. Ich mag die Knights of Ren, auch wenn sie in «The Force Awakens» nicht viel zu tun haben. Ryan Johnson hatte sie aus «The Last Jedi» rausgestrichen, weil er mit der Erwartungshaltung der Fans spielen wollte. Bis zum Punkt, an dem er sie nicht nur mit unerwarteten Plot-Entwicklungen überraschte, sondern vor den Kopf stiess.

Regisseur Abrams rudert zurück.

Kylo Ren und seine Knights of Ren wüten in der Galaxis rum.
Kylo Ren und seine Knights of Ren wüten in der Galaxis rum.
Quelle: Walt Disney Studios

Nein, er negiert das Verbindungsstück nicht, das von Fans so sehr gehasst wird. Nicht wirklich. Aber er baut auch nicht darauf auf. Stattdessen nimmt er Korrekturen vor. Sie fallen auf, weil Charakterentwicklungen oft nicht mehr zu dem passen, was «The Last Jedi» für sie vorbereitet hatte. Näher ins Detail zu gehen, ohne zu spoilern, ist unmöglich. Nur soviel: Wer «The Last Jedi» nicht mochte, wird «The Rise of Skywalker» feiern. Selbst oder vielleicht gerade dann, wenn die Szenen nur da zu sein scheinen, um den vergraulten Fans «Sorry» zu sagen.

Etwa zur Filmmitte. Da ist ein riesengrosser Mittelfinger in Richtung «The Last Jedi». Als Teil der zugegebenermassen kleinen The-Last-Jedi-Fangemeinschaft mochte ich diesen Mittelfinger nicht – ein süffisantes Lächeln konnte ich mir dennoch nicht verkneifen.

Das konnte ich mir während den gesamten 142 Minuten Laufzeit nie.

The Force is strong with this one

«Star Wars – The Rise of Skywalker» ist in seinem Umfang spektakulär und schier überwältigend. Gleichzeitig aber von einer emotionalen Tragweite, die sich breitschultrig gegen den Bombast der Ereignisse stellt. Eine Gefühls-Achterbahnfahrt, die in vielerlei Hinsicht befriedigend ist und kaum ein Auge trocken lassen wird – trotz etwas unmotivierten, aber dennoch unterhaltsamen ersten Aktes.

Einzig die alles andere als subtilen Kurskorrekturen, die «The Last Jedi» zum Fremdkörper innerhalb der Trilogie degradiert, wirken erzwungen. Fast schon entschuldigend. Wie ein Friedensangebot an die vergraulten Fans. Denn «Star Wars – The Rise of Skywalker» ist so vieles, was sich viele von Anfang an für «The Last Jedi» gewünscht haben.

«The Rise of Skywalker» ist auch ein Abschied von der mittlerweile verstorbenen Schauspielerin Carrie Fisher.
«The Rise of Skywalker» ist auch ein Abschied von der mittlerweile verstorbenen Schauspielerin Carrie Fisher.
Quelle: Walt Disney Studios

Trotz alledem: Ich liebe «Star Wars: The Rise of Skywalker». Habe jede Sekunde davon genossen, Tränen verdrückt und in seinen besten Momenten euphorisch in die Hände geklatscht.

Und jetzt, da die Reise zu Ende ist, bleibt mir nur noch eine Aussage:

Skywalkers, ich werde euch vermissen.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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