Garmin Venu 2 Plus: gute Allrounderin für den Alltag
Produkttest

Garmin Venu 2 Plus: gute Allrounderin für den Alltag

Die Garmin Venu 2 Plus will zu viel. Sie ist eine ordentliche Uhr für den Alltag und für sportliche Menschen, aber das K.I.T.T.-Feature hätte ich nicht gebraucht.

Die Venu 2 ist ein typisches Mittelklasse-Modell des Sportuhrenfabrikanten Garmin. Solche Produkte fristen oft ein trauriges Dasein: Sie finden wenig Beachtung, obwohl sie häufig verkauft werden. Im Alltag bieten sie für die allermeisten Menschen völlig ausreichende Funktionalität. Ich bin langjähriger Nutzer der Venu 2 und des Vorgängers Venu sowie einigen günstigen Forerunner-Modellen. Ich habe mich gefragt, wie sich die Venu 2 Plus im Line-Up von Garmin behauptet und trage sie seit fast einem Jahr täglich. Das sind meine Erfahrungen mit ihr.

Telefonie-Funktion: ein unnötiges Feature

Die Venu 2 Plus kostet gegenüber der Venu 2 einen Aufpreis von um die 35 Franken oder Euro. Dafür kannst du mit ihr telefonieren und Apples Assistentin Siri oder den Google Assistant direkt ansprechen (hier geht es zum Vergleich der beiden Modelle). Für mich lohnt sich das nicht. Wenn ich angerufen werde, vibriert die Venu 2 Plus an meinem Handgelenk und ich könnte den Anruf per Fingertippen auch direkt annehmen. Dann tönt mein Gesprächspartner aus dem in der Uhr verbauten Lautsprecher. Und ich spreche in meine Uhr wie einst Michael Knight, wenn er seinen fantastischen K.I.T.T. zur Wache an der Hintertür eines Lagerhauses voller Ganoven beordert hat.

Allerdings hat die Venu 2 Plus keine eigene SIM-Karte, was bedeutet, dass ich zum Telefonieren immer mein iPhone in der unmittelbaren (Bluetooth-)Nähe haben muss. Ich habe also die Wahl, mich ein bisschen lächerlich zu machen und auf mein Handgelenk einzureden, oder ich ziehe das iPhone aus der Tasche und telefoniere gleich damit – in besserer Sprachqualität.

Ich kann in den Speicher der Venu 2 Plus auch bis zu 50 – wow! – Kontakte von meinem iPhone importieren. Nach dem Lesen der Anleitung. Und dem Installieren der Garmin Connect App. Und dem Schauen eines dreiminütigen Youtube-Videos, das mir alle Schritte ausführlich erklärt.

Ich hätte die Übung nicht gemacht, hätte ich die Funktion nicht testen wollen. Warum sollte ich ein Telefonbuch mit maximal 50 Einträgen auf meine Smartwatch übertragen, wenn ich das iPhone mit viel mehr Kontakten ohnehin immer dabei habe?

Wir finden manchmal keinen Draht zueinander

Manchmal treibt mich die Venu 2 Plus in den Wahnsinn, weil sie immer wieder einmal die Bluetooth-Verbindung zu meinem iPhone verliert. Was ich allerdings oft nicht gleich bemerke. Denn auf mysteriöse Weise landen weiterhin Push-Nachrichten von Apps auf der Venu 2 Plus, obwohl laut Garmin-App keine Verbindung zwischen ihr und der Uhr besteht.

Wenn ich sie dann wieder koppeln will, gelingt das zwar in den meisten Fällen einfach und schnell, manchmal allerdings wollen sich iPhone und Venu 2 Plus einfach nicht finden. Fast schon pampig empfiehlt mir die Garmin-App dann, ich soll an der Venu 2 Plus Bluetooth aktivieren – obwohl es dort bereits aktiv ist. In solchen Fällen hilft nur, wahlweise die Uhr oder die Garmin-App neu zu starten. Manchmal ist auch beides nötig.

Läuft … mit ihr!

Ist die Venu 2 Plus gekoppelt, ist alles gut. Dann landen Push-Nachrichten auf dem runden Display. Dann habe ich Sekunden nach einer Jogging-Runde die Daten in der Running-App auf meinem iPhone. Dann werden brav die Stockwerke und die Schritte gezählt. Dann misst sie nachts meine Atemfrequenz, Tiefschlaf- und REM-Phasen und sagt mir nach dem Aufstehen am Morgen, wie viele Punkte meine Nacht wert ist.

Nur 63 von 100 Punkten bekomme ich für meine letzte Nacht. In der Garmin-App auf dem Smartphone kann ich das noch genauer anschauen und mit den letzten Nächten vergleichen.
Nur 63 von 100 Punkten bekomme ich für meine letzte Nacht. In der Garmin-App auf dem Smartphone kann ich das noch genauer anschauen und mit den letzten Nächten vergleichen.

Das sind die Funktionen, die ich häufig nutze. An Bord wären noch mehr, die ich auch ausprobiert habe, es dann aber dabei belassen habe. Ich kann sie zum Beispiel mit Spotify koppeln oder von ziemlich vielen Banken in der Schweiz die Kreditkarte zum Zahlen per NFC hinterlegen. Ich könnte jedes getrunkene Glas Wasser erfassen, um meinen Hydrationslevel im Blick zu behalten. Oder ich könnte den Sauerstoffgehalt in meinem Blut regelmässig erfassen lassen. Ersteres ist mir zu umständlich, zweiteres zu ungenau. Die Gesundheitsdaten von Smartwatches sind ohnehin mit Vorsicht zu geniessen, wie Kollege Michael Restin hier beschreibt:

  • Hintergrund

    Wann ist ein Schritt ein Schritt? Ein Review untersucht, was Activity-Tracker taugen

    von Michael Restin

Die Daten nach einer sportlichen Runde schaue ich mir dennoch gerne an. Selbstbestätigung eben. Zumindest wenn es gut lief. Das GPS liefert einen ziemlich exakten Überblick zur Strecke. Farblich hinterlegt ist in der Connect App zu sehen, wie schnell ich auf einzelnen Abschnitten war. Dazu gibt es Angaben zu VO2max, zu Herz- und Schrittfrequenz sowie -länge als Indikator für Laufeffizienz. Das genügt mir meistens. Manchmal wünschte ich mir dann aber doch die vertieften Laufeffizienz-Werte, Garmin nennt sie «Running Dynamics», wie Bodenkontaktzeit oder die Leistungsberechnung «Running Power». Die gibt es in den Forerunner-Modellen, wie der Forerunner 255. Immerhin hat die Venu 2 Plus die Laufcoaches integriert, die passend zu einem von dir definierten Ziel einen Trainingsplan erstellen und diesen individuell anpassen, solltest du schneller Fortschritte machen oder fauler sein, als der Plan es vorsieht. Ich habe mir für eine Zielzeit bei einem 10-Kilometer-Lauf von Coach Jeff sagen lassen, was ich zu tun habe.

In der App wähle ich ein Trainingsprogramm samt Coach. Die einzelnen Trainingseinheiten kann ich dann mit der Uhr am Handgelenk durchlaufen.
In der App wähle ich ein Trainingsprogramm samt Coach. Die einzelnen Trainingseinheiten kann ich dann mit der Uhr am Handgelenk durchlaufen.

Auch für gelegentliche Ausflüge ins Hallenbad ist die Venu 2 Plus smart genug. Sie erkennt anhand meiner Wenden, wie viele Bahnen ich schwimme und liefert auch die 100-Meter-Durchgangszeiten.

Eine runde Sache für Alltag und Sport

Die Venu 2 Plus von Garmin ist ein Kompromiss. Sie ist keine stylische Apple Watch. Sie ist keine reine Fitnessuhr im klobigen Design, sondern eine runde Sache – im wahrsten Sinne des Wortes. Das 1,3-Zoll-AMOLED-Display im 45-Millimeter-Gehäuse gefällt mir persönlich gut, das Kunststoffarmband trägt sich sowohl in der Freizeit wie auch beim Sport angenehm. Die Uhr um das Gorilla-Glas 3 der Venu 2 Plus hat im Alltag einige Schläge einstecken müssen. Erst vor Kurzem muss ein Kontakt so heftig gewesen sein, dass es einen Kratzer auf dem Glas gegeben hat. Vielleicht hätte ich mir doch die Displayschutzfolie gönnen sollen.

Das Gorilla-Glas der dritten Generation ist stabil und gut ablesbar. Nur manchmal spiegelt es ein wenig.
Das Gorilla-Glas der dritten Generation ist stabil und gut ablesbar. Nur manchmal spiegelt es ein wenig.
An der Seite gibt es drei Knöpfe. Praktisch bei verschwitzen Fingern oder Regen, wenn die Nässe die Bedienung des Touch-Displays erschwert.
An der Seite gibt es drei Knöpfe. Praktisch bei verschwitzen Fingern oder Regen, wenn die Nässe die Bedienung des Touch-Displays erschwert.

Ich kann die Uhr durch Herumtatschen auf dem Display bedienen. Zusätzlich habe ich drei Knöpfe an der Seite, falls meine Finger verschwitzt sind oder das Display nass ist. Das ist gut gelöst. Wenn ich die Nerven und die Geduld dazu hätte, könnte ich über die App «ConnectIQ» alternative Uhrenoberflächen aus einer grossen Auswahl auf die Venu 2 Plus ziehen. Garmin hat hier einen offenen Shop, bei dem Display-Designer ihre Werke anbieten können. Im Prinzip ist «ConnectIQ» der Garmin-App-Store, in dem ich auch eine Version von Google Maps oder Spotify finde. Oder einen Taschenrechner. Oder ein Watch Skin, das die Jumps beim Seilspringen zählt. Kann man brauchen, muss man aber nicht. 24 Apps dürfte ich maximal installieren.

Die Auswahl der Designs für den Bildschirm der Venu 2 Plus ist ziemlich gross. Nur, will ich eine Uhr, die eine Wassermelone darstellt?
Die Auswahl der Designs für den Bildschirm der Venu 2 Plus ist ziemlich gross. Nur, will ich eine Uhr, die eine Wassermelone darstellt?

Wichtiger ist mir, dass die Venu 2 Plus lange durchhält. Die Akkulaufzeit ist für mich immer noch ein, wenn nicht der wichtigste Grund, dass ich mich bisher nicht für eine Apple Watch erwärmen konnte, obwohl ich schon ziemlich tief in diesem Ökosystem gefangen bin. Die Venu 2 Plus lade ich meistens alle vier oder fünf Tage auf, ich werde bei Werten von unter 20 Prozent einfach nervös. Das Laden auf 100 Prozent dauert etwa eine Stunde. Auch nach vielen Monaten Dauernutzung bemerke ich keine Akkuschwäche. Eine Stunde Sport mit GPS-Tracking verbraucht zum Beispiel immer noch deutlich weniger als zehn Prozent Leistung.

Auf der Rückseite gibt es den Garmin-eigenen Anschluss fürs Ladekabel. Hier sind auch die Sensoren für Puls und Sauerstoffsättigung zu sehen.
Auf der Rückseite gibt es den Garmin-eigenen Anschluss fürs Ladekabel. Hier sind auch die Sensoren für Puls und Sauerstoffsättigung zu sehen.

Fazit: gute Laufzeit, viele Funktionen

Die Venu 2 Plus ist keine Expertin für angehende Triathletinnen und kein Gadget für Tech-Nerds. Auch keine Uhr für Leute, die ein Statement abgeben durch die Wahl der Uhr am Handgelenk. Sie ist eine Smartwatch-Allrounderin, die ein bisschen Sport nicht abgeneigt ist. Heimlich wäre sie wohl gerne etwas cooler und hat deshalb in Anlehnung an «Knight Rider» die Anruf- und Sprachassistenz-Funktion bekommen. Respektive hat Garmin diese Funktionalität per Bluetooth angezapft. Was, wie oben beschrieben, zumindest in meinem Fall aber nicht immer zu zuverlässiger Verbindung führt.

Für mich muss die Venu 2 Plus aber gar keine Alleskönnerin sein. Ich bin zufrieden mit ihr, weil sie das, was mir wichtig ist, ziemlich ordentlich beherrscht. Als da wären: Push-Nachrichten, Schritte zählen, Schlaf und Sportaktivitäten aufzeichnen. Und das mit einer extrem langen Akkulaufzeit, weshalb ich nicht ständig ans Aufladen denken muss.

Meine Test-Garmin habe ich in Grau bekommen, was auf Dauer etwas trist wirkt.
Meine Test-Garmin habe ich in Grau bekommen, was auf Dauer etwas trist wirkt.

Es gibt die Venu 2 Plus in drei Farben, mein Testgerät habe ich in Grau bekommen. Könnte ich noch einmal wählen, würde ich Schwarz nehmen, weil das Grau mir zu fad ist und das Gehäuse dadurch einen unnötig billigen Eindruck macht. So eine graue Maus ist die Venu 2 Plus nämlich nicht.

Alternativen zur Garmin Venu 2 Plus

Im Preissegment der Venu 2 Plus tummeln sich etliche Alternativen, die interessant sein könnten, je nachdem, was dir wichtig ist. Zum Beispiel die Apple Watch SE, die ich für Apple-Fans empfehle. Oder aus dem Android-Lager die Samsung Galaxy Watch 5 oder die Huawei Watch GT3 Pro, wenn es eine Uhr im eher klassischen Look sein soll.

Hast du Fragen zur Garmin Venu 2 Plus? Dann stell sie mir gerne in den Kommentaren unten. Nach meinem Langzeittest sollte ich sie hoffentlich beantworten können. Auch Tipps und Meinungen zu Smartwatches sind hier hilfreich für die Community.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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