
Hintergrund
«Joker»: Dürfen wir mit Massenmördern sympathisieren?
von Luca Fontana
Im ersten Teaser-Trailer bekommen wir endlich einen ersten Blick auf die Fortsetzung des preisgekrönten Psychodramas «Joker». Mit dabei: Joaquin Phoenix und Lady Gaga als dem Wahnsinn verfallenes Musical-Duo.
Was die Welt jetzt braucht, ist Liebe – süsse Liebe. Jackie DeShannon sang den Song 1965 zum ersten Mal. Im ersten «Joker: Folie à Deux»-Teaser geben uns seine bittersüssen Melodien einen Vorgeschmack darauf, was die Fortsetzung des brillanten Psychodramas aus dem Jahr 2019 sein wird:
Ein Musical. Startdatum: 4. Oktober 2024.
«We use music to make us whole. To balance the fractures within ourselves», sagt ein Mann aus dem Off im Teaser-Trailer. Vermutlich ein Pfleger. Arthur Fleck, gespielt von Joaquin Phoenix, sitzt in einer Nervenheilanstalt ein, Arkham Asylum, den Mord am berühmten Late-Night-Comedian Murray Franklin – Robert DeNiro – verbüssend. Arthur bezeichnete ihn einst als den geistigen Ersatz-Vater, den er nie hatte. Aber als sich Murray öffentlich über Arthur lustig macht, dreht der Clown durch – live im Fernsehen.
Seitdem sitzt Arthur nicht nur ein. Er wird gar unter verstärkte Aufsicht gestellt. Wachen mit Gewehren bewachen seine Zelle. Begleiten ihn überall hin. Auch nach draussen, in den strömenden Regen, ohne ihn jemals mit anderen Insassen interagieren zu lassen. Ein trostloses Leben – anfangs zumindest. Hoffnung keimt nämlich auf, als Arthurs Wege jene von Harleen Quinzel kreuzen, einer Mitinsassin, gespielt von Lady Gaga.
Wie, ist nicht klar. Aber der Teaser suggeriert, dass Arthur irgendwann doch mit anderen Menschen in Kontakt treten darf. Dabei entwickeln Arthur und Harleen eine enge Beziehung. Eine, in der die Musik eine wichtige Rolle spielt: die mentale Flucht aus der deprimierenden Realität der Anstalt. So tanzen sie über die im Neonlicht strahlenden Dächer Gothams, treten in Nachtclubs auf und moderieren zusammen Fernsehshows. Ausser, das alles passiert doch nicht nur in ihren Köpfen?
Der Teaser-Trailer gibt keine eindeutige Antwort darauf. Klar ist nur, dass «Joker: Folie à Deux» tatsächlich ein Musical wird, das über 15 Songs covern soll. Vielleicht sogar garniert mit ein paar Original-Songs, die extra für den Film geschrieben wurden. Womöglich von Lady Gaga selbst. Ziemlich sicher sogar.
Dass «Joker: Folie à Deux» ein Musical wird, überrascht. Zumindest ist es nicht das naheliegendste Genre, das einem als Fortsetzung zum Psychodrama «Joker» in den Sinn kommen würde. Aber Regisseur Todd Phillips bewies schon im ersten Teil, dass er nur lose der Vorlage aus den DC-Comics folgt.
«Joker» etwa ist kein Superhelden-Film. Und auch kein Film über die Ursprünge von Batmans Erzfeind. Vielmehr eine mutige Gesellschaftskritik, die es wagt, Attentäter und Massenmörder – und sind es nur fiktive – zu vermenschlichen, ohne sie aber von ihrer Verantwortung freizusprechen. Ganz ohne Batman und Capes. Dafür gewann Hauptdarsteller Joaquin Phoenix sogar einen Oscar.
In welche Richtung «Joker: Folie à Deux» gehen wird, ist schwierig abzuschätzen. Zumindest aber scheint Phillips mit dem Genre genau zu wissen, was er tut. Mit peppigen Songs und Tanzeinlagen wird sein Musical nichts zu tun haben – vielmehr mit Wahnsinn. Ich wäre nicht überrascht, wenn «Joker: Folie à Deux» letztlich sogar noch erfolgreicher würde als sein Vorgänger – der mit über einer Milliarde Dollar Einspielergebnis weltweit finanziell erfolgreichste R-Rated-Film der Welt.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»